Kapitel 5 - Mit Folienstift und Schere

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Müde taste ich am nächsten Morgen nach dem Wecker, welcher mich unsanft aus dem Schlag reißt.

Genervt sehe ich auf die Uhr und springe im nächsten Moment panisch auf. Ich habe schon verschlafen!

Entsetzt renne ich ins Bad, wo ich direkt den nächsten Schock erlebe. Da ich letzte Nacht durch meinen neuen Job fast nicht geschlafen habe, sind Tiefe Schatten unter meinen Augen.

In Windeseile versuche ich diese etwas zu überschminken, was mir aber nur teilweise gelingt. Seufzend beschließe ich, einfach meine Haare ins Gesicht fallen zu lassen. Es wird schon niemandem auffallen, denn wer schaut mich schon großartig an?

Nach kurzem Überlegen schlüpfe ich in meine Jeans und ein weißes T-Shirt. Im Gehen oder besser gesagt Hüpfen zog ich mir noch meine hellen Boots an und schnappte mir eine Strickjacke und Tasche.

Meine Mutter schien noch zu schlafen, also nahm ich mir einfach einen Apfel aus der Küche und ging dann zur Bushaltestelle.

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Als ich am Sekretariat vorbeiging, erweckten ausgerechnet Carter und seine Gang meine Aufmerksamkeit.

Heute war wohl mein Glückstag, dachte ich nur sarkastisch, und probierte, mich möglichst klein zu machen. Es bestand ja immer noch die Hoffnung, dass sie mich nicht sehen würden.

"Ey Kleine.", der gehässige Unterton in Carters Stimme war nicht zu überhören und es lief mir kalt den Rücken herunter.

"Bleib doch mal stehen. Oder magst du uns etwa nicht? Wir wollen doch nur etwas Spaß haben.", grinsend bewegte sich die Gruppe auf mich zu.

Ich wich einige Schritte zurück und kam dabei schon fast an die Wand hinter mir. Verdammt.

Carter rückte nach und stand so nah vor mir, dass kein Blatt zwischen uns gepasst hätte. Als er sich zu mir hinunterbeugte, konnte ich seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spüren.

"Weißt du was, Theresa? Ich finde, hier ist es zu langweilig geworden. Niemand traut sich mehr irgendetwas zu sagen, oder mich infrage zu stellen.", er seufzt gespielt auf: "Ich dachte du könntest uns etwas Unterhaltung bieten? Du willst doch sonst immer für alle das Beste..."

Einfach nichts sagen. Ignorieren. Was auch sonst.

Wieso kann ich mich nicht wehren? Wieso kann ich ihm nicht sagen was ich denke? Irgendwo ist da eine Hemmung bei mir, aber wo? Verzweifelt sehe ich ihn und seine Gang an.

"Das würde dir doch nichts ausmachen. Bei dir ist doch schließlich alles perfekt Kleine.", verächtlich sieht er mich an.

Alles perfekt? Wenn er bloß wüsste...

Nachdem er mir diese Worte quasi ins Gesicht gespuckt hat, dreht er sich weg und geht. Und lässt mich viel zu schnell atmend und zitternd zurück.

Für einen kurzen Moment flackert etwas in seinem Blick auf, was ich nicht deuten kann.

Ich verstehe Carter einfach nicht.
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"Hast du deinen Ausweis dabei?", begrüßt mich Eleanor direkt, als ich etwas später im Zizi auftauche.

"Ja klar.", lächelnd, jedoch etwas unsicher gebe ich ihr meinen Personalausweis.

"Tut mir leid, der ist schon abgelaufen, ich weiß, ich vergesse immer mir einen neuen zu machen.", ich lache auf und hoffe einfach, dass Eleanor nicht allzu genau hinsieht.

Zwar schaut der Ausweis auf den ersten Blick wirklich normal aus, wenn man allerdings genauer hinsieht, fällt meine Manipulation leider schon auf.

Mit einem Folienstift und einer Schere habe ich erst etwas von der acht von 1998 weggekratzt und dann wieder etwas dazugemalt, sodass ich laut meines Ausweises jetzt am 4. Juli des Jahres 1996 geboren bin, und somit schon volljährig bin.

"Ja klar, schon in Ordnung. Jetzt passt alles, aber geh schnell zum Schminken.", sie zwinkert mir zu und scheucht mich lachend in Richtung Umkleiden.

Gottseidank bemerkt sie auch den riesigen Stein, welcher mir jetzt vom Herzen poltert nicht.

Frage: Eher noch etwas mehr "jetzt" oder lieber ein Zeitsprung zwei oder drei Wochen in die Zukunft, wo sie ihr erstes Gehalt bekommt und dann eine Styleveränderung macht?

Übrigens dankedankedanke für 400 Reads:))))

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