Diamantenhell

Kapitel 3

Irgendwie schmeckte mir der Kaffee in meiner Zeit besser. Villeicht,weil es im 20.Jahrhundert noch keinen Latte macciato oder Cappuccino gab?
Daran musste es liegen.

Aber der Nachmittag mit Gideon war trotzdem toll.
Er war total entspannt und locker drauf. So liebte ich ihn.

Jetzt war ich wieder bei mir zuhause,in meinem Zimmer.
Bald war Abendessen.

Also ging ich nochmal nach oben,auf meinen kleinen Dachvorsprung. Dort hatten Gideon und ich den Chronografem von Lucy und Paul versteckt.

Denn hier würden weder Lady Arista(meine Großmutter) noch Charlotte hochkommen,da beide schreckliche Höhenangst hatten.

Ich überprüfte trotzdem jeden Abend,ob der Chronograf noch da war.

Er war noch da.

Ich blieb noch eine Weile auf dem Dachvorsprung stehen und schaute auf die Stadt herab.

Es hingen so viele Erinnerungen an diesem Ort.

Hier hatte ich gesessen,als Gideons Lüge aufgeflogen war,und geweint.

Hier hatten Gideon und ich den Blutkreis im Chronografen geschlossen.

Aber es war nach wie vor mein Lieblingsplatz in diesem Haus.

Ich ging wieder runter ins Esszimmer.

Die meisten waren schon da und sogar das Essen stand schon auf dem Tisch.

Ich befürchtete,dass ich mal wieder als letztes dazukam und dass alle mit essen gewartet hatten.

Aber dann fiel mir auf,wer außer mir noch fehlte.

Charlotte.

Meine Cousine Charlotte,die ja so perferkt war.

Jemand perfektes kam aber eigentlich nicht zu spät.

"Hallo,Gwendolyn. Wie war das Elapsieren?"fragte Grace mich.

Ich räusperte mich.
"Gut. Gideon und ich haben Lateinisch gelernt."log ich.
"Der Kellerraum ist eigentlich ganz gemütlich."
Gleich noch eine Lüge.

Ich setzte mich auf meinen üblichen Platz zwischen Großtante Maddy und Grace. Gegenüber von Charlotte.

Aber dieser Platz war ja heute leer.

"Wo ist denn...Charlotte...?"fragte ich vorsichtig.

Ich hatte nämlich schon fest mit einer giftigen Bemerkung von ihrer Mutter Glenda gerechnet.

Aber die kam heute ausnahmsweise mal nicht.

Hier war doch irgendwas im Busch.

"Sie...fühlt sich nicht gut."sagte Lady Arista dann.

Das konnte sie der Statue in der Ecke des Zimmers erzählen. Ich kaufte ihr diese Ausrede jedenfalls nicht ab.

Und ich traute mich sogar etwas.
Was sich noch nie jemand getraut hatte.

Ich hinterfragte etwas,dass Lady Arista gesagt hatte.

"Es tut mir leid,aber das glaube ich dir nicht. Denkt ihr,ich merke dieses....betretene Schweigen hier nicht? Wenn Charlotte mal Grippe hatte,war sie trotzdem beim Essen dabei. Oder zumindest ihr habt euch normal verhalten. Was ist wirklich los?"

Erst als mich alle anstarrten,merkte ich,dass ich mit jedem Wort lauter geworden war.

Ich sah Lady Arista an.
Und erschrak.

Ihr Blick war noch nie so kalt gewesen.

"Gwendolyn."
Und ihre Stimme war noch viel kälter als ihr Blick.

"Was erlaubst du dir hier eigentlich? Kannst du nicht einfach meine Antwort akzeptieren und es gut sein lassen? Charlotte fühlt sich nicht gut. Ende der Disskusion."

Sonst war ich eingeschüchtert gewesen,wenn Lady Arista mich so anmeckerte.

Aber heute war ich stark.

"Dich geht nicht alles was an. Alles willst du wissen! Schalt mal einen Gang runter und halt dich im Hintergrund."
Jetzt war es die giftige Bemerkung von Glenda.

Ich sah sie an. Die Luft zwischen uns schien förmlich zu knistern.

Nicht mehr lange,und einer von uns beiden ging.

"Ich habe es einfach satt! Immer,wirklich immer, werde ich hier ausgeschlossen! Ihr denkt wirklich,ich bin hier die kleine doofe,die zufällig das Zeitreise-Gen geerbt hat,und mir muss man alles vorenthalten?!"

Xemerius tauchte auf und stockte leicht,als er mich sah. Warscheinlich sah ich noch nie so wütend aus.

"Gwen,bitte. Lass es gut sein. Mach nicht so einen Aufstand,nur weil Charlotte heute Abend nicht mit uns isst."nahm Grace ihre Mutter und ihre Schwester in Schutz.

"Nein! Es geht mir nicht nur um diese Sache heute! Es geht mir um alles!"

Sie versuchte,meine Hand zu nehmen,aber ich schüttelte sie ab und stand auf.

"Ihr alle wusstet doch von mir. Nein,von meinen Eltern. Meinen wahren Eltern. Wann hättet ihr es mir gesagt? Nie,oder? Na,mal gut,dass ich es heimlich im Flur der Loge mitgehört habe."

Grace wurde blass,Lady Aristas Gesichtsausdruck verhärtete sich und Glenda starrte auf ihren Teller.

"Ach,Leute-ich hab keine Lust mehr auf den Mist. Gute Nacht."
Und so knallte ich die Tür hinter mir zu und stampfte die Treppen hoch in mein Zimmer.

Unten hörte ich noch,wie Großtante Maddy sagte:
"Ich rede nachher mit ihr."

Im zweiten Stock rechnete ich mit niemandem. Ausser villeicht Mr.Bernhard.
Aber die Tür von Charlottes Zimmer öffnete sich und sie schaute mich aus verweinten Augen an.