70#TagDerWahrheit

214 19 11
                                    

Tag für Tag wurde der Schmerz unerträglicher. Immer aufs Neue kamen Beileid-Karten oder Glückwünsche für ein neuen Start ins neue Leben. Aber ich will das Alles nicht. Ich will kein neues Leben.
Ich will mein altes zurück.

Die meisten Leute unterschätzen was es heißt seine Familie zu verlieren.

Die meisten Leute unterschätzen es zu würdigen, wenn deine Mum, Dad oder gar Geschwister vor einem gesund und munter stehen.

Ich tat es auch.

Für mich war es Selbstverständlich, dass ich runter ging und meine Mum mich mit einem breiten Lächeln empfang oder mein Dad sein bestes gab aus mir ein vernünftiges Mädchen zu machen. Dass mein Bruder mich liebte, auch wenn ich manchmal ganz schön anstrengend war und meine Schwester rund um die Uhr für mich da war, egal was ich hatte.

Jetzt weiß ich, dass ich mich viel zu wenig bei ihnen dafür bedankt habe.

Jetzt wo sie nicht mehr da sind.

Jetzt wo ich nichts sehnlicher tun würde als meine Mum in den Arm zu nehmen und von ihr zu hören, dass Alles gut wird.

Jetzt wo ich sie täglich in meinen Träumen sehe und anfange zu weinen.

Jetzt wo ich beistand brauche.

Sie sind weg.
Einfach nicht mehr präsent.
Nicht mehr ansprechbar.

Man kann nicht mehr mit ihnen Reden....
Man kann nicht mehr mit ihnen was Unternehmen....

Ich vermisse sie mehr als alles andere auf dieser beschissenen Welt...

Ich frage mich warum ausgerechnet mir so etwas angetan wird und ich frage mich auch was diese Person will. Denn ich weiß ganz genau, dass dies auch die Person ist, die mir schon Harry nehmen wollte. Und mir war bewusst, dass ich nun drüber reden musste.

Vor allem mit ihm, dem Mann, der mir seit Wochen beistand und versuchte das Unerträgliche einiger maßen erträglich zu machen.

Ich hatte mich innerlich schon längst aufgegeben, aber körperlich war ich immer noch präsent, was der Anlass war wieso ich jetzt jeden Mittwoch zu einem Therapeuten ging. Denn Alle waren der Meinung, dass ich so schnell wie möglich wieder ins wahre Leben eintauchen soll.

Ich frage mich nur was die unter das 'wahre Leben' verstehen.
Mathe-Hausaufgaben abschreiben und sich mit seinen Freunden treffen?
Für all die Sachen war ich noch lange nicht bereit, denn erst mal müsste geklärt werden, wohin ich komme.
Und genau dies wird Morgen beim Richter geschehen.

„Hey ich bin wieder da", kam es gut gelaunt von meinem Freund, der grade wegs durch die Tür, des Krankenhauses spazierte, aus dem ich eh morgen entlassen werde, und neben bei bemerkt mich ständig versucht aufzumuntern

Zwar kann ich mit meinem Leben momentan nichts anfangen, aber ich sollte wenigstens für Harry es versuchen.

„Hey, was hast du mitgebracht?"

„Den besten Kaffee für das beste Mädchen"

Lächelnd nahm ich den heißen Becher entgegen, genauso wie einen liebevollen Kuss von ihm.

Er war diese Person, die mich ständig aufbaute und mich als so ziemlich ein zigster noch nicht aufgegeben hat....

Und dafür war ich mehr als nur dankbar. Wenn s nach den Leuten hier gehen würde wäre ich in ein Heim gesteckt worden, zu mindestens geben sie mir das Gefühl.

„Wie geht's dir?"

Fragen wie diese nahm ich schon lange nicht mehr ernst, die Leute wollen doch eh nicht die Wahrheit hören, sondern einfach nur, weil man s eben so macht, fragen

1094 Days | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt