72#WirSchaffenDas

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Mit verheulten Augen trat ich aus dem Raum, der mein Leben in tausend Teile riss. Es ist nun entschieden wo ich hinkomme. Zu Anne. Ehrlich gesagt freue ich mich schon drauf, denn hier will ich keine Sekunde länger mehr bleiben. Zu mindestens nicht jetzt.

Ich war wirklich so naiv und dachte es könnte nicht noch schlimmer werden, aber was ist....natürlich muss es das.

Wieder mal wurde ich nur benutzt und belogen.

Ich durfte heute allen ernstes erfahren, dass mein Dad und meine Mum gar nicht meine leiblichen Eltern sind. Toll nicht wahr.

Ist ja nicht so als wenn mein Leben auch so schon ein einziger Scherbenhaufen war und dann kam das. Ich hatte ihnen vertraut. Ich war jahrelang in dem Glauben, dass sie wirklich meine Eltern wären. Nie hab ich es infrage gestellt. Warum denn auch. Ich dachte wenigstens in meiner Familie wäre alles normal.

Was kommt Morgen?
Mein Zwillingsbruder ist gar nicht mein Zwillingsbruder, sondern ein entführter Junge, dessen Geburtstag mit viel Glück grade so auf meinen fiel?

Ich brauchte Gewissheit..... Aber wie bekam ich die schon.... Die Einzigsten, die mir diese geben könnten sind tot....

Für mich brach da drin grade eine Welt zusammen. Denn alles woran ich jemals festgehalten habe war weg.

Ich werde nie wissen können warum, dass alles passiert ist. Wieso meine Eltern uns entführten oder doch adoptierten und warum sie uns die ganzen Jahre über nichts gesagt haben. Kein einziges Wort. Zudem würde ich gerne mal erfahren wer überhaupt meine ursprünglichen Eltern sind. Am besten kenne ich sie noch. Das wäre es.

Was soll ich denn meinen Kindern später bei bringen? Immer brav zu lügen und nie die Wahrheit zu erzählen?

Ich war fertig mit den Nerven und einfach nur erschöpft. Ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr. Wer bin ich denn auch schon noch ohne Eltern und Geschwister...

Ein Niemand!

Harrys Pov.

Ich bewundere Mey dafür, wie tapfer sie immer noch mit beiden Beinen im Leben steht, auch wenn es grade nicht danach scheint. Ich wüsste nicht ob ich das Gleiche könnte und auch nicht ob ich nur annähernd so stark wie sie in diesen ganzen Situation gewesen wäre.

Ich, erwachsen, hab kaum Verluste, musste in meinem Leben nie tief einstecken, bis auf den Tag wo meine Oma gestorben ist.

Aber Mey.....

Sie mit ihren fast 16 Jahren hat alles verloren was man nur verlieren kann. Ihre Familie , Freunde und den Glauben, dass alles besser werden kann.

Und wer ist an all dem Schuld? Ich!
Wäre ich niemals in ihr Leben getreten, wäre das alles nie passiert.

Aber ich kann jetzt nicht wert drauf legen an mich selber zu zweifeln. Immerhin braucht sie mich jetzt, denn die Einzigsten, die sie noch hat sind Julie, die Jungs, Anne, Gemma und mich. Wobei ihr der Neuanfang in England bestimmt helfen wird mit dem Allem abzuschließen.

„Ich meine vielleicht haben sie uns das auch aus einem ganz einfachen Grund nicht erzählt", hörte ich zum ersten mal ihre zittrige Stimme, als wir den Gerichtsaal verließen „und es ist viel harmloser als ich denke. Doch trotzdem kann ich die Tatsache nicht übersehen, dass die Toten im Grunde nur Fremde sind"

„Die sich jahrelang um dich kümmerten und so liebten als wärst du ihr eigenes Kind", holte ich sie wieder runter, „wer weiß vielleicht konnte deine Mum einfach keine Kinder bekommen und welche zu adoptieren war für sie die beste Lösung..."

„Aber das hätte sie mir doch sagen können. So was ist doch wichtig", schluchzte sie in mein Hemd, welches schon total durchnässt und mit Mascara beschmiert war

1094 Days | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt