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Dunkelheit legte sich über die Straßen Londons, als ich die letzten Vorhänge zuzog und mich meinen Gästen zuwandte. Ich lächelte Jackson an und etwas verlegen blickte dieser zur Seite während Lucy mir hämisch zu grinste.

Ich grinste zurück und warf einen hastigen Blick zu Derek, welcher etwas beeindruckt an die Decke sah, an welcher ein kleiner Kronleuchter hing.

Lucy und ich wohnten erst seit einem halben Jahr zusammen. Wir zogen zusammen als sie es bei sich zuhause nicht mehr aushielt und ich wegen meines Studiums nach London ziehen musste.

Anfangs hatte meine Mutter sich dagegen gesträubt. Sie wollte nicht, dass ich allein nach London ging. Mein Bruder hatte ähnlich reagiert nur das seine Reaktion weitaus aggressiver ausfiel.

Er warf einen Stuhl um und schrie mich an, ich hätte sie nicht mehr alle. Ich würde vergewaltigt werden, entführt oder ein Nachfahre von Jack the Ripper würde mich auseinandernehmen.

Ich hatte ihn beruhigt indem ich ihm sagte, dass alle Londoner wahrscheinlich vor meinem Temperament fliehen würden. Er hatte gelacht und ich wusste, seine Sorge war nicht ganz unberechtigt.

Zwar wurde - noch nicht - auf den Straßen gemordet, doch London war eine große Stadt. Und ich kannte außer Lucy und ein paar Kollegen aus dem Studium niemanden.

Zu Weihnachten reisten Derek und Jackson her.

Jackson war... nun ja. Nicht wirklich mein Freund aber er war auch kein normaler Freund.

Wir hatten schon einmal Sex aber das war mehr ein Unfall. Damals in Deutschland nach einem Straßenfest und nach einem sehr starken Wodka.

Derek war anders. Er war Lucys Freund... aber auch nicht.

Ich kannte Derek seit meiner Kindheit und auch Lucy kannte ihn seit einer Weile.

Sie liebte ihn sehr und er liebte sie. Auf seine Weise.

Somit wurde es ein etwas unangenehmer Abend in dem stillen Häuschen. Lucy arbeitete als Kellnerin in einer Bar und ich jobbte nebenbei bei einer Zeitung.

Ich liebte das Schreiben. Es erlaubte mir, eine Welt zu betreten, welche persönlich von mir erschaffen wurde. Während Lucy und Derek darüber stritten, ob man ohne den Mond existieren kann und Jackson gedankenverloren aus dem Fenster sah, schweiften meine Gedanken nach Hause.

Es war mir schwer gefallen mein Zuhause zu verlassen.

Ich hatte zwar vor London schon ein halbes Jahr in Berlin gelebt doch war es nicht dasselbe.

Jetzt lebte ich in einem anderen Land.

Doch ich hatte mich in London verliebt. Die kleinen Gassen in welchen die Zeit still zu stehen schien. Die kleinen, alten Autos und der wirklich niedliche Londoner Akzent.

Auch wenn ich mein Zuhause, samt Jackson und Derek und meiner Freundin Jana vermisste, so wollte ich um nichts in der Welt von hier weg. Dachte ich.

Die Zeit schritt voran und aus elf Uhr wurde zwölf Uhr.

Big Ben schlug einmal, da hörten wir es.

Fußschritte im ersten Stock. Im Schlafzimmer.

Lucy und Derek bemerkten nichts, denn sie hatten angefangen zu zanken wie kleine Kinder, doch ich sah erschrocken hoch.

»Derek lass sie los! «

»Erst wenn sie zugibt, dass sie keine Ahnung hat! «

Wäre ich mir nicht sicher gewesen, dass ich mir das nicht eingebildet hatte, hätte ich Lucy ja gelassen. Ich wusste sie fühlte sich nirgendswo geborgener, als in Dereks Armen.

Take me to NeverlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt