Kapitel 6 Im Krankenwagen

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Mit einem Keuchen holte ich Luft und öffnete die Augen. Um mich herum blinkten Lämpchen, neben mir stand eine Maschine, die regelmäßig piepte. Auf ihrem Monitor konnte ich meinen Herzschlag in einem Zickzack aus Linien beobachten, dann hob ich wieder meinen Blick nach oben und guckte in die geröteten Augen meines Bruders. Seine Lippen waren zu einem leichten Lächeln verzogen, doch seine Augen weinten weiter. "Pèr? Ich dachte ich seh dich nie wieder. Du warst tot! Einfach tot! Hast nicht mehr geatmet und dein Herz hat auch nicht mehr geschlagen. Ich habe dich beatmet und versucht eine Herzmassage zu machen, so wie ich es in dem Sanitär-Kurs gelernt habe, aber du wolltest einfach nicht mehr atmen und der Krankenwagen kam einfach nicht..." Er brach ab, seine Schultern sackten in sich zusammen
"Shshsh.. Ist ja gut." Ich nahm seine Hand und versuchte ihn zu beruhigen. "Danke, ohne dich würde ich nicht mehr leben. Auch wenn ich weiß, dass du den Kurs nur wegen der, wie du immerwieder erzählt hast, ach so heißen Lehrerin besucht hast bin ich dir echt dankbar, dass du hingegangen bist.", schmunzelte ich. Vielleicht dachten jetzt einige von euch "die konnte jetzt schon wieder lachen und Witze machen obwohl sie gerade eben fast gestorben wäre?!"aber so war ich halt. Ich wusste, dass ich theoretisch jeden Moment sterben könnte so wie jeder andere Mensch auch nur, dass bei mir die Chancen halt viel höher standen. Also versuchte ich das beste daraus zu machen, dass ich so knapp dem Tod entronnen war bedeutete, dass ich jetzt noch lebte eine Sache über die ich mich jede Stunde freuen sollte denn wie lange mir noch blieb wusste ich nicht. Also war für mich jeder Tag so viel wert wie ein Monat und in den Phasen wo es mir sehr schlecht ging wie ein Jahr.
Fion stieß mir leicht in die Seite "haha sehr lustig Pèrsephone Temis!" Das fand ich wiederum nicht so lustig da ich meine Vornamen nicht mochte und deshalb den Spitznamen pèr (pär ausgesprochen) bevorzugte. Mein Bruder war auf den Namen gekommen da er mich als kleines Kind immer pèr Bär oder pèrchen Bärchen nannte ( ja ich weiß, total peinlich) aber ab dann nannten mich alle so, weil "Pèrsephone" einfach zu lang war und für mich ging das auch klar solange sie kein Bärchen dranhängten.
Ich dachte über die vorigen Ereignisse nach. Wer zum Teufel nochmal war dieser Junge? Wieso hatte mich in der Zeit, als ich bei ihm war, niemand gesehen? Wieso hatte niemand ihn gesehen? Und wieso ging es mir in seiner Anwesenheit so gut? Mit einem Blick in die reflektierende Fensterscheibe bemerkte ich, dass jemand mir meine Perücke abgenommen hatte und ich wie sonst auch immer eine Glatze hatte. Meine hellbraunen Haare waren wieder verschwunden. Dann viel mir wieder der Satz ein den er gesagt hatte "glaubst du, du könntest es schaffen?"

Das Mädchen, das sich in den Tod verliebteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt