1.Kapitel "Fang mich doch"

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Pèrsephone 8 Jahre 14.07.2007
Er stand am Fuße meines Bettes. Ich hatte ihn noch nie gesehen und doch hatte er etwas vertrautes. Er war ungefähr so alt wie ich vielleicht ein Jahr älter. Als er mich ansah, war in seinem Blick nichts von dem Mitleid zu sehen, das ich in den Augen der anderen sah, wenn sie meine Glatze bemerkten. Das war das erste, was mir an ihm sympathisch war, denn Mitleid war das letzte, was ich haben wollte. Mit dem Mitleid kam nämlich immer das Ausschließen oder viel mehr gesagt die Tatsache, dass ich anders war, dass ich krank war. Als er dann auch noch fragte:"Wollen wir fangen spielen?", hatte er mein Herz gewonnen. Es war das erste mal seit langem, dass jemand mit mir spielen wollte und dann auch noch fangen! Mein Lieblingsspiel! Plötzlich fielen mir wieder die viele Schläuche und Maschinen ein, an die ich angeschlossen war. Er folgte meinem Blick... Ins nichts! Die surrenden Maschinen, die Schläuche, die ich so sehr hasste, die Infusionen mit den vielen verschiedenen Flüssigkeiten... Weg! Einfach weg! Verblüfft fuhr ich mir durch die Haare. Moment mal durch die Haare? Ich richtete meinen Blick auf den Spiegel an der Wand gegenüber...tatsächlich! Das Mädchen, das mich aus großen braunen Augen anguckte hatte welliges, hellbraunes schulterlanges Haar. Wie konnte das nur sein? Eben hatte ich noch eine Glatze gehabt und nun? Ich lächelte mein Spiegelbild an, es sah genauso aus wie früher, bevor ich krank wurde. Dann wandte ich meinen Blick ab und setzte meine Füße, die vom liegen schmerzten, vorsichtig auf den kalten Krankenhausboden. Er war genauso wie alles in diesem Krankenhaus weiß. Weiß und steril. Weiße Wände, weißes Kissen, weiße Decke, weißes Bett... Alles weiß! Und so sauber! Man hätte vermutlich ein ganzes Sortiment von Lupen gebraucht, um nur ein einziges Staubkorn zu finden! Wie sehr ich unseren alten knarzenden Holzboden im Haus vermisste... Ich konnte nur hoffen, dass ich bald wieder nach Hause durfte. Das räuspern des Jungen riss mich aus meinen Tagträumen, in denen ich zuhause in den Armen meiner Eltern lag. Fragend sah er mich an:"und spielst du jetzt mit mir fangen oder nicht?" So schnell wie ich nur konnte Stand ich auf, strich mir die Haare aus dem Gesicht, und machte vorsichtig erst einen langsamen Schritt und dann immer schnellere. Ich jauchzte vor Freude. Nach ein paar Luftsprüngen, die sich anfühlten, als würde ich fliegen, rannte ich los:" Fang mich doch!"

Das Mädchen, das sich in den Tod verliebteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt