Kapitel 18 Die Entscheidung

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Als ich Todt das nächste mal sah, hatte ich das Gefühl ihm etwas beichten zu müssen. Ihm von der Entscheidung zu erzählen, die ich in der letzten schlaflosen Nacht getroffen hatte. Eine Entscheidung die unser beider Leben stark verändern würde, um ehrlich zu sein veränderte sie meines nicht nur, nein sie beendete es. Ich hatte nämlich entschieden ihn dazu zu bringen mich zu küssen,das war zwar deutlich schwerer als es klang, da auch er wusste was dann passieren würde. Aber es war machbar. Irgendwie. Für morgen hatte ich mich mit Ella verabredet um mir ein paar Tipps im Thema: "Wie kriege ich einen Jungen dazu mich zu küssen", abzuholen. Doch bevor ich mich wieder komplett in meinem eigenen Wirr Warr aus Gedanken verirrte, versuchte ich ein Gespräch mit Todt zu eröffnen:"Die Ärzte geben mir noch ein paar Tage." Er schnaubte verächtlich:"Du weißt genau so gut wie ich, dass es nicht die Entscheidung der Ärzte ist, wann du gehen musst." Ok das war ganz sicher nicht geplant gewesen. Eigentlich hatte ich versucht ihm klar zu machen, dass ich nicht mehr leben soll. Der Satz war sozusagen der Wink mit dem Zaunpfahl, oder viel mehr gesagt der Wink mit dem Grabstein gewesen. Ich versuchte es erneut:"Ja ich weiß, dass es nicht die Entscheidung der Ärzte ist aber es ist genau so wenig deine, schließlich ist es mein Leben und somit auch mein Tod." Er lachte, kalt und irgendwie traurig:"Vielleicht ist es deine Entscheidung aber du brauchst mich um sie wahr werden zu lassen und ich habe entschieden, dass ich dir nicht helfen werde. Ich habe noch genau fünf Tage, dann ist die Frist abgelaufen und ich werde sterben, aber du wirst leben. Die Ärzte und die ganze Welt werden dich ein Wunder nennen, du wirst alt werden, Enkelkinder bekommen und irgendwann glücklich sterben." Ich war kurz davor ihm eine zu scheuern was viel ihm eigentlich ein mir zu erzählen wie mein Leben hätte verlaufen können und mir ein schlechtes Gewissen wegen meiner Entscheidung machen zu können? "Außerdem",begann er erneut, "Außerdem ist es egoistisch von dir sterben zu wollen. Denk doch mal an deine Familie, deine Eltern und deinen großen Bruder und an deine beste Freundin, was sollen sie denn ohne dich machen?" Jetzt brach die Wut in einem Schwall aus Tränen und laut gebrüllter, unverständlicher Wörter aus mir heraus:"Du hast doch keine Ahnung wie lange ich schon gelitten habe, welche Erinnerungen ich an diese Zeit habe, das lässt sich nicht heilen. Ich weiß wie schlimm das für meine Eltern ist aber sie haben noch Fion und bekommen Hilfe von anderen und außerdem", ich stockte. Verdammt mir waren die Argumente ausgegangen, schließlich wusste auch ich, dass es definitiv egoistisch war zu gehen, auch wenn ich es für ihn machen wollte, aber er hatte doch auch Familie, wie konnte er dann mir Vorwürfe machen? Dann viel mir noch ein einziges Argument ein und das saß: "Selbst wenn ich jetzt nicht sterbe ich werde wieder Krebs bekommen, du brauchst mich nicht anlügen, ich weiß,dass nach ein paar Jahren jemand wie du wieder mich als Auftrag hat." Langsam schüttelte er den Kopf: "Nein, wenn du mich vergisst, und das wirst du, dann bist du geheilt und wirst leben, ein langes gesundes Leben steht dir bevor also trau dich und denk an deine Eltern, willst du wirklich, dass sie ihr Kind zu Grabe tragen?" Er spielte mit unfairen Mitteln, wusste immer genau welche Worte mich manipulierten und welche Blicke mich zum Schweigen brachten. Dann nahm er mich in den Arm, während eine brennend heiße Gänsehaut sich auf meinem Körper ausbreitete und stechende Tränen meine Wangen hinunterliefen. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und flüsterte: "Wenn du aufwachst wirst du denken, du hast geträumt du wirst dich nicht mehr erinnern alles wird gut werden." Ich öffnete den Mund um ihn davon abzuhalten. Dann wachte ich auf.

Das Mädchen, das sich in den Tod verliebteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt