Überfordert

253 15 3
                                    

Ich schlug die Augen auf und stöhnte genervt als ich einen Blick auf den Wecker warf. Warum wacht ein Mensch fünf Minuten vor dem Klingeln auf ? Das ist ätzend. Gestern war wohl der schlimmste Abend den ich je erlebt habe. Ich habe meinen "Freund" ... oh nein Exfreund dabei erwischt wie er einfach eiskalt zu einer anderen sagte das er sie liebe. Das tat weh. Es tut weh, wohl eher. Ich habe noch nicht einmal meine erste Woche am College überstanden und schon geht es mir schlecht. Was habe ich mir nur dabei gedacht mich auf Ethan einzulassen? Es war schon seltsam wie wir uns kennengelernt haben ... und das alles so schnell ging. Wer weiß vielleicht brauchte er Ablenkung weil seine Freundin nicht da war. Das war echt fies. Und nun stehe oder sitze ich hier und denke darüber nach allen Jungs den Rücken zu kehren,obwohl es schon wirklich toll angefühlt hat jemanden zu haben der dir so eine Aufmerksamkeit gibt. Auch wenn es nur gespielt war. 

Nach dem Unterricht ging ich wieder zu Starbucks und holte mir einen Kaffee und setzte mich in eine Sofaecke am Fenster. Ich hätte gern Will oder Julie bei mir um mit jemanden über den ganzen Mist zu reden. Doch Julie besuchte übers Wochenende ihre Mum und Will seinen Freund. Ich war es gewohnt immer alles für mich zu behalten da ich Zuhause keinen zum reden hatte, aber genau jetzt in diesem Moment fühlte ich mich so allein wie schon lange nicht mehr. Freitag Nachmittag ... alle waren in heller Aufregung wegen des Wochenendes und ich sitze hier und schweige. 

Ich konzentrierte mich auf die Lichter der Stadt. Hinter dem Collegegelände lag der ein Ort wo ich schon immer sein wollte. Na gut der Campus lag zwar mitten in der Stadt aber praktisch gesehen war ich noch nie dort. Ich spielte mit dem Gedanken einfach loszulaufen und die Stadt zu erkunden, aber alleine wollte ich das nicht. Ich könnte mich verlaufen und würde bei meinem Glück vermutlich nie wieder zurück finden. Super! 

"Entschuldige bitte!" riss mich eine Stimme genervt aus meinen Gedanken über ... hab ich vergessen.

"Wir schließen!" sagte die Blondine die neben mir stand und laut schmatzend ihr Kaugummi genoss. 

Wiederwillig stand ich auf und verließ den Laden. Mir schlug ein kalter Windhauch entgegen und ließ mich nach Luft schnappen. Es war tatsächlich schon fast dunkel nur ein paar letzte Lichtstreifen erhellten den Himmel. Ich schlenderte über den Campus und dachte nach. Ich dachte darüber nach wie es wohl wäre wenn ich wieder Zuhause wäre. Vermutlich würde ich den ganzen Tag nichts anderes machen außer mich zu Tode zu langweilen. Ich würde auf meinem Bett sitzen und mir wünschen woanders zu sein, obwohl ich mittlerweile festgestellt habe das woanders nicht immer gleich besser ist.
Ich steckte meine Hände in die Bauchtasche meines grauem Kaputzenpullis, auf dessen Frontseite das Logo vom College prangte. Meine Leggings hielt meine Beine einigermaßen warm und an meinen Füßen trug ich meine Liebsten weißen Chucks. Um mich herum staksten Junge Mädchen auf unglaublich hohen Schuhen umher und kicherten wie die Irren. Ein paar Jungs liefen mir über den Weg die ganz cool die Zigarette im Mundwinkel stecken hatten. Sie tauschten sich darüber aus wen von diesen ähm ... dezent bekleideten Mädchen sie ins Bett bekommen würden und schlossen eine Wette ab. Ekelhaft. Ich lief solange bis ich an meinem Wohnheim angekommen war. Wenn ich ehrlich bin habe ich herzlich wenig Lust jetzt auch noch alleine in meinem Zimmer zu hocken. Ich betrat das Gebäude des Mädchenwohnheims. Mir schlug die Heizungswärme entgegen und taute, meine mittlerweile gefrorenen Haare wieder auf. 

Ich ging durch den Aufenthaltsraum um zu meinem Zimmer im dritten Stock zu gelangen. Da stand er. Chris. Er stand da und unterhielt sich mit dem Kerl an der Saftbar. Er sah so unglaublich gut aus und ich hört wie er lachte, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Chris trug nur eine schwarze Jenas und ein weißes Shirt ... war ihm denn nicht kalt ? 

Ich lief auf die beiden zu und hatte ruckartig einen Kloß im Hals als ich ihm auf die Schulter tippte. Er drehte sich zu mir um und grinste. Er verabschiedete sich kurz mit einem Handschlag von seinem Freund und wandt e sich wieder mir zu. 

"Hey Katie" sagte er lächelnd 

"Hey du. Was machst du hier ? Ist die nicht kalt?!" fragte ich erstaunt.

"Ich wollte dich sehen. Und ja mir ist kalt. Saukalt um es genau zu sagen aber ich hatte die Hoffnung das du dann Mitleid mit mir hast und mich mitnimmst." sagte er lachend und senkte den Kopf um von unten zu mir zu sehen. 

"Oh" gab ich zurück und lachte

"Ja klar komm mit bevor du erfrierst" sagte ich kichernd und lief mit Chris hoch zu meinem Zimmer.

Oben angekommen standen wir vor meiner Tür und ich suchte einen Schlüssel in der Tasche meines Pullis. Plötzlich trat jemand mit schnellen Schritten auf uns zu. Es war Ethan. Na toll.

"Hey was soll das ?! Katie wer ist das?" sagte er barsch

"Das geht dich nichts an es ist aus! Wenn es je irgendwas gab was jetzt aus ist!" zischte ich

"Ach komm du kannst doch nicht deshalb mit mir Schluss machen!"

"Oh doch das kann ich siehst du doch und jetzt hau ab!" 

"Du kleine Schlampe. Nur weil du jetzt keinen mehr hast nimmst du gleich den nächsten mit auf dein Zimmer oder was?!" brüllte er.

"Hey Arschloch was war das eben?!" schaltete sich Chris ein und baute sich schützend vor mir auf. 

Chris war fast einen Kopf größer als Ethan und wirkte bedrohlich. 

"Das geht dich garnichts an! Pass bloß auf sonst wirst du von der kleinen Hure hinter dir verarscht!" sagte er. Das ist doch nicht war oder ?! ICH IHN VERARSCHT!!!???

"Hau ab du Penner!" hob Chris seine Stimme und schubste ihn von uns weg.

"Fickt euch doch gegenseitig." schimpfte er und verschwandt. 

Ich schloss zitternd die Tür auf und trat in mein Zimmer. Chris kam nach mir rein und schloss die Tür hinter sich. Ich drehte mich zu ihm um und sah auf den Boden damit er nicht sah wie meine Lippe zitterte. 

Doch er sah es. Chris trat auf mich zu und schloss mich ohne ein Wort einfach in die Arme. Er umschlang mich komplett und legte den Kopf auf meinen. Es war plötzlich ... aber schön und wohltuend. Ich ließ es zu und legte meine Stirn gegen seine Brust und nuschelte leise ein "Danke".

"Nichts zu danken. Ich bin gern für dich da!" sagte Chris sanft und küsste mich auf den Kopf. 





Tochter der Queen✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt