Gut

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Wir redeten. Stundenlang. Ich konnte herausfinden das er vor kurzem aus L.A mit seiner Mum hierher gezogen ist und nun in der Gegend wohnt. Ethan war sehr aufmerksam er fragte mich alles mögliche, auch wenn es nur unwichtige kleine Details waren wie zum Beispiel meine Lieblingsfarbe ist. Oder was mein liebster Nachtisch ist.
"Grün und grüner Wackelpudding." antwortete ich grinsend. Ich fand es wirklich süß das er sich selbst für so etwas interessiert. Ethan legte den Kopf in den Nacken und ein schallendes Gelächter seinerseits erfüllte das kleine Café. Ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen als ich etwas unter seinem weißen Tshirt etwas aufblitzen sah. Ein Tattoo. Kleine verschnörkelte Linien zogen sich seinen Halsansatz hinauf. Ethan streckte sich und sein Shirt spannte sich über seine Muskeln, wenn ich nicht so abgelenkt wäre von der schwarzen Tinte die hindurch schimmerte hätte ich vielleicht bemerkt das Ethan mich an schaute und schmunzelte. Mir schoss das Blut in den Kopf und ich lächelte entschuldigend ,als ich letztendlich bemerkte wie peinlich diese Situation war.
"Tut mir leid... habe ich äh gestarrt ?" fragte ich stotternd und errötete noch stärker. Ob das möglich ist ?
"Starren würde ich das nicht nennen" sagte er ehrlich
"Und wie würdest du es nennen?" fragend zog ich eine Augenbraue hoch.
"Ich würde sagen das du mich abcheckst... und das nicht sehr unauffällig" grinste er schelmisch. Wie bitte ?
"Ich checke dich also ab, ja?" fragte ich ihn herausfordernd und lächelte. Er hatte wohl recht. Glaube ich zumindest, denn ich wusste nicht zu 100 % was 'abchecken' bedeutete.
"Du hast keine Ahnung was ich damit meine, oder?" fragte Ethan belustigt.
Verdanmt.
"Woher weißt du das?" fragte ich ihn erstaunt.
"Das würdest du gerne wissen was?" grinste er vor sich hin.
"Ja. Ja sehr sogar!" lachte ich.
"Darf es noch etwas sein?" unterbrach eine Junge Kellnerin, als Ethan mir gerade antworten wollte. Ich sah mich kurz um und bemerkte das wir die letzten in dem Café waren und das es draußen bereits dunkel war. Ich hatte garnicht mitbekommen wie lange wir hier schon saßen.
"Möchtest du noch was? Oder sollen wir?" fragte Ethan. Meine Laune senkte sich etwas als ich daran dachte jetzt wieder nach Hause zu müssen. Er schmunzelte. Mist. Hat er das gesehen? Nein ... hat er nicht ...oder doch?!
"Nein, danke." antwortete ich schnell und holte mein Portmonee aus meiner hinteren Hosentasche. Doch bevor ich es öffnen konnte berührte Ethan meinen Arm.
"Du glaubst doch wohl nicht wirklich das ich dich zahlen lasse, oder?" sagte er charmant. Ich bin verwirrt. Er bezahlte und die Kellnerin warf ihm einen verträumten Blick zu. Was sollte das denn?
"Aber du...." begann ich doch er schnitt mir das Wort ab.
"Das war nur ein Vorwand um nicht gleich einen Korb zu bekommen. Ich meine wenn ein völlig Fremder einfach so nach einem Date fragt ist es weit weniger direkt zu sagen das du mir was schuldig wärst." erklärte er. Es ergab Sinn ...irgendwie.
"Oh" gab ich zurück und spürte wie meine Wangen zu glühen anfingen. Date.Date.Date. Wiederholte ich in Gedanken seine Worte. Das hier war ein Date?
"Willst du schon nach Hause?" riss mich die sanfte Stimme von Ethan aus meinen Träumereien.
"Uhm. .. naja um ehrlich zu sein... eigentlich nicht." gab ich verlegen zu.
"Gut." es schien ihn zu freuen das ich noch bei ihm bleiben wollte.
Er erhob sich rasch bevor ich es konnte und half mir Gentlemanlike aufzustehen, indem er mir seine Hand anbot. Als meine Haut seine berührte fing es überall an zu kribbeln und meine Hand brannte regelrecht. Ich erhob mich mit seiner Hilfe, obwohl ich sie nicht brauchte doch diese Geste war so süß das ich sie annehmen musste. Er ging kurz noch zur Garderobe und ich nutzte die Chance um mich zu sammeln und zu beruhigen. Es klappte nicht. Ich sah ihn auf mich zukommen und holte noch einmal tief Luft.
"Hier draußen ist es sicher kalt." sagte er schmunzelnd und legte mir ein großes graues Sweatshirt um die Schultern. Der Stoff war schwer aber dennoch sehr weich und warm.
"Danke. Das ist sehr aufmerksam." bedankte ich mich bei ihm.
"So bin ich halt" gab er frech zurück.
"Stimmt" grinste ich zu ihm auf. Er war sicher einen Kopf größer als ich. Ethan ging an mir vorbei und lief zur Tür. Bei dieser Gelegenheit atmete ich tief den Duft seines Sweatshirts ein. Es war sein Aftershave und ein anderer Duft der wohl von ihm stammen musste. Der Duft war so einnehmend das ich schon daran dachte seine Jacke einfach anzubehalten, wenn ich später nach Hause gehen würde. Nein Katie das ist unhöflich. Und merkwürdig du kennst ihn doch nicht mal. Ermahnte ich mich selbst in Gedanken. Ich weiß das ich recht hatte, aber ich hörte nicht auf meinen Kopf der mir davon abriet und stimmte meinem kribbelnden Bauch zu. Dieser Abend war wirklich zu schön um darüber nachzudenken was richtig oder falsch wäre. Ich ging ihm hinterher und er hielt mir lächelnd die Tür auf. Dankend ging ich hinaus und es war wirklich frisch geworden.
"Wird dir nicht kalt?" fragte ich besorgt als er hinter mir hinaus trat.
"Solange du meinen Pulli trägst geht's mir gut." sagte er charmant. Oh wow. Das hatte ich nicht erwartet.
"Oh. Ich weiß nicht was ich sagen soll." erwiderte ich ehrlich.
"Sag mir wo du hin willst." flüsterte Ethan dicht an meinem Ohr. Ich erschauerte und hoffte das er es nicht bemerkte, weil ihm so ziehmlich alles auffiel. Meine Wangen hörten garnicht mehr auf zu brennen.
"Äh... ähm wie wäre es wenn wir nunja in den Park gehen? Du weißt schon ... den von gestern?" stotterte ich herum.
"Ich hatte gehofft das du das sagst." lachte er leise in sich hinein.
Wir liefen still nebeneinander her bis wir die Läden und damit den hell erleuchteten Teil des Weges hinter uns. Wir waren mittlerweile fast am Park. Die Wege waren schmal und nur vom Laternenlicht erhellt.
"Also was meintest du mit abchecken?" brach ich die Stille und er gluckste.
"Ich glaubs nicht das du nicht weißt was das bedeutet. Also abchecken bedeutet soviel wie... naja wenn du eine Person ganz genau begutachtest und du beurteilst wie diese Person aussieht." erklärte er grinsend.
"Ah. Okay denn habe ich dich wohl 'abgecheckt'." kicherte ich.
"Das gefällt mir." schmunzelte er vor sich hin. "Ich tue es ja auch." fügte er hinzu.
"Achja? " fragte ich erstaunt.
"Natürlich." lachte er. Ich fühlte mich geschmeichelt.
Wir kamen am Park an und setzten uns. Ich auf die Bank und er sich vor mich auf den Boden. Unwillkührlich fing ich an zu grinsen als ich in da so sitzen sah wie er sich zurücklehnte und sich mit den Armen stützte. Ethan winkelte die Knie an und sah zu mir auf.
"Also jetzt erzähl mir mehr von dir." forderte er mich auf.
"Was möchtest du denn wissen?" fragte ich.
"Das was du mich wissen lassen möchtest." erwiderte er sanft.
"Ein wahrer Gentleman." grinste ich.
Ich stand auf und ging zu ihm um mich neben ihn auf das Gras fallen zu lassen. Zu meinem Glück war es nicht nass.
"Ich wohne allein mit meiner Mutter hier. Und habe auch schon immer hier gewohnt. Doch ab Montag gehe ich erstmal weg." gab ich zu.
"Wo gehst du hin?" fragte er verwirrt und sah mir dabei in die Augen.
"Ich gehe auf die NYU." sagte ich.
"Wirklich ? Ich gehe auch auf die NYU... ich bin im 2ten Semester." sagte er fröhlich.
"Was echt ? Das ist ja super. Schön dort schon jemanden zu kennen. Aber Moment, warum gehst du auf die NYU wenn deine Mom hier wohnt?" fragte ich verwirrt.
"Naja ich bin von Zuhause abgehauen als wir noch in L.A wohnten und ging auf die NYU da es dort einfach bessere Möglichkeiten für mich gab. Doch meine Moment brauchte mich also stimmte ich zu während der Ferien hier zu wohnen." erzählte er. "Und warum gehst du auf die NYU?" fügte er noch hinzu.
"Ich möchte selbstständig sein und nicht im Schatten von jemanden stehen." sagte ich knapp aber freundlich. Er war so fürsorglich wegen seiner Mom da konnte ich ihm nicht sagen das ich von meiner weg wollte.
Ich ließ mich ins Gras fallen und schaute in die Sterne. Ethan tat es mir gleich. So lagen wir da ... im Park ...unter den Sternen... allein. Das kann doch nicht gerade wirklich passieren, dass alles hier gleicht einem Märchen oder einem Film. Doch er lag wirklich gerade hier neben mir und schaute mir in die Augen...

Tochter der Queen✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt