Kapitel 9: Ausbruch

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Ich musste irgendwann eingeschlafen sein.
Das passiert mir in letzter Zeit irgendwie öfters.
Allerdings hatte mich noch jemand zugedeckt.
Oder ich hab das selbst irgendwie im Schlaf geschafft.
Da ich jetzt aber wach war, streckte ich mich und schaute mich ein wenig verschlafen um. Es war niemand in meinem Zimmer, was schon mal ganz angenehm war. Zwar könnte dies auch bedeuten, dass irgendetwas passiert ist, aber ein bisschen Ruhe vor dem Sturm empfand ich als sehr angenehm.
Und ich sollte mir zudem nicht unnötig den Kopf zerbrechen, ob irgendetwas schief gegeangen sein könnte.
Wenn etwas passiert, dann kann ich sowieso nichts tun., dachte ich für mich.
Selbst das Denken habe ich quasi neu erlernen müssen und gefühlt hatte ich schon drei Nervenzusammembrüche hinter mir.
Aber es bringt ja nichts sich aufzuregen. Ich bleibe einfach ruhig und mache das Beste aus dieser dummen, hässlichen total bescheureten... Halt. Ruhig bleiben.
Ich schüttelte wieder einmal über mich selbst den Kopf. Doch ich hielt abprupt an und schaute mich verstohlen um.
Auch wenn ich alleine bin, fühle ich mich beobachtet.
Wie eine Art Versuchskaninchen, dass man einsperrt und dann jeden einzelnen Schritt beobachtet und notiert. Und alles um später all deine Schwächen zu kennen und eine grausame Waffe gegen dich zu entwickeln und benutzen.
Ach jetzt hör aber mal auf, Kopf!
Ich musste wirklich diese böse Stimme aus meinem Kopf entfernen.
Dummes Teufelchen.
Lass mich bloß in Ruhe ich hab doch schon genug eigene Probleme.
Ich setzte mich auf, lehnte mich an die Wand hinter mir, zog meine Beine so dicht es ging an mich heran und nahm somit die perferkte Schutzhaltung ein.
Wenn ich mich schon nicht wehren kann, muss ich mich immerhin schützen.
Ansonsten bin ich gleich tot.
Erst jetzt dachte ich wieder an Gestern und wie ich mich von Ketzias Weinen anstecken habe lassen.
Vielleicht war es auch einfach nur mein eigenes Selbstmitleid, in dem ich versunken bin, wie die Titanic.
Hoffnungsloser Fall.
Ich legte meinen Kopf an die Wand und streckte dabei meinen Hals.
Jetzt wäre absolut ungeschützt. Ich sehe meinen Angreifer nicht und meine Kehle ist wie auf dem Serviertablett vor ihm.
Mein Blick wanderte allerdings nach oben und blieb dort hängen, da ich dort etwas beeindruckendes wiedererkannte.
Es war das Wesen aus einem meiner Traumerinnerungen. Das Wesen, dass mich so verzaubert hat, auf dem ich geritten bin, dass mit mir getaucht ist und mich vor den Irrungen im See beschützt hat.
Kristzn hatte mir auch den Namen gesagt, da war ich mir noch ziemlich sicher, aber wie lautete dieser noch einmal?
Verdammt.
Das Wesen schien mich zu bemerken, obwohl ich von dort oben nur ein kleiner Punkt sein müsste. Trotz allem kam es mir langsam entgegen. Es ließ sich immer weiter absinken und gelangte so elegant weiter abwärts.
Es wirkte unglaublich mächtig und beeindruckend von hier unten. Als sei es der König der Wolken.
Oder gar des ganzen Himmels...
Langsam begann ich mich zu wundern.
Warum kommt es immer weiter auf mich zu?
Es kam schneller und schneller näher, was mich dazubrachte unruhig hin und her zu rutschen. Gerade als es direkt über mir war und auf die freie Fläche vor mir zusteuerte, fragte ich mich seit wann dieser Raum hier keine Decke mehr hatte.
Alles ist gut, Enya. Ich tue dir nichts versprochen. Ich wurde genauso hintergangen wie du.
Ich schaute das Wesen perplex an.
Du kannst auch mit mir reden? Was... Woher kennst du meinen Namen? Und was meinst du damit du wurdest 'hintergangen'? Was bist du überhaupt?
Mir wurde erst jetzt bewusst mit wem ich da redete. Der König der Wolken.
Ich bin Feder, ein sogenannter Samtdrache oder auch Schreiberwesen. Wir haben diesen ersten Namen durch unser weiches Fell und unser Aussehen eines Drachen bekommen und Schreiberwesen werden wir genannt, da wir ursprünglich aus der Feder eines Schreibers entstanden sind. Früher konnte man Gemaltes zum Leben erwecken und wir waren das erste Wesen, dass man erweckte. Man erweckte danach nur noch ein anderes Wesen, doch dieses war so schrecklich, dass man sich schwor nie wieder etwas zu erschaffen. Ich glaube, du kannst dir denken welches Wesen sie erschufen.
Ist es die Spezies, die sich mit den Krähen verbündet haben?
Das Wesen hatte einen traurigen Ausdruck in den Augen und nickte leicht mit seinem schönen Kopf.
Nun gut. Ich kenne deinen Namen, da ich.. Nein warte. Ich fang woanders an.
Also jeder der Tuuri bekommt zu seiner Geburt eine Art Beschützer zugewiesen, der euch dann ein Leben lang begleitet. Meist übernehmen wir diese Aufgabe. Ich bin daher der Beschützer von .. 'ihm' . Ich wünschte ich dürfte dir seinen Namem sagen, aber man würde mich Köpfen und ich könnte ihn nicht mehr beschützen. Aber mir genauso viel über seinen Zustand erzählt wie dir! Man hat mich, seinen Beschützer, im Dunkeln tappen lassen und es nicht einmal für nötig gehalten, mir seinen Aufenthaltsort zu verraten! Glaub mir wenn ich jemanden momentan hasse dann Drace!
Nein! Sei still. Sonst hört sie dich noch und dann bist du fällig.
Feder schnaubte und legte seinen Kopf schief.
Drace kann uns nicht hören. Das konnte sie noch nie und wird sie niemals können. Nur du kannst mit deinem Beschützer reden und in wenigen Fällen noch dein Gefährte.
Wirklich? Dann musst du mir seinen Namen sagen! Und mich zu ihm bringen und...
Nein. Enya, dass würde sie auch ohne meine Gedanken herausbekommen. Sie wird sich schon genug aufregen, wemn sie herausfindet, dass ich hier bin. Kannst du dich denn überhaupt noch an deinen Beschützer erinnern?
Ich habe einen Beschützer?
Also nein... Das lässt sich doch nicht aushalten, wie man dich behandelt. Du musst so froh sein, dass Kristzn noch da ist und Drace gut stimmt und sich für dich einsetzt. Ohne ihn wärst du verloren.
Ich weiß. Es tut mir leid...
Es ist alles in Ordnung, Enya.
Ich sah auf und entdeckte Kristzn neben Feder stehen.
"Kristzn..."
Er schaute mich nur mit einem bitteren Blick an.
"Es gibt keine guten Neuigkeiten."
Jetzt wurde sein Blick starr und trist.
"Was ist passiert?", flüsterte ich.
Ich traute mich nicht lauter zu reden.
"Es geht um Ketzia beziehungsweise um Arin."
"Was?!", fragte ich entsetzt.
"Gestern gab es einen erneuten Angriff. Arin hatte Wache und hat alles abgewehrt, aber er wurde dabei schwer verletzt. Er ist noch bei Bewusstsein und nimmt alles wahr. Allerdings will ihm seine Zunge nicht mehr gehorchen und Ketzia ist völlig verzweifelt. Sie wird es nicht verkraften beide zu verlieren."
"Wieso verlieren?!", schrie ich jetzt, den Tränen nahe.
"Weil Drace nicht mehr am seine Genesung glaubt und ihn... Sie will J töten lassen."

Unforgettable ~ MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt