Kapitel 2: Fortschritte

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"Enya...Enya?"
Zuerst dachte ich es wäre ein weiterer Traum.
Als ich aber die Augen aufmachte sah ich Ketzia. Und ich sah den Mann vom ersten Tag wieder. Er war jung, die hellbraunen Haaren sehr verstrubelt. Er bemerkte sofort, dass ich wach war und als seine türkisen Augen meine trafen, drehte er sich sofort um und ging zur Tür, als wollte er flüchten.
"Bitte, sie wird sich an dich erinnern. Sag ihr deinen Namen und hab ein wenig Geduld! Versetz dich doch mal in ihre Situation!"
Er blieb stehen und drehte den Kopf zur Seite.
"Sie hat geschrien... sie hat... Angst vor mir."
Seine Stimme klang vertraut, aber ich konnte sie nicht zuordnen.
"Sag mir bitte deinen Namen. Ich wollte nicht schreien, aber ich war nichtmehr darauf vorbereitet. Bitte, geb mir nur diese Chance noch."
Ich schaute ihn flehend an und er drehte sich um, als ob er meinen Blick gesehen hätte und schaute mir wieder direkt in die Augen.
"Ich weiß, ich habe die Chance nicht verdient, aber..."
"Doch das hast du..", unterbrach er mich.
Er kam zurück zu meinem Bett.
"Kristzn.", sagte er ruhig, aber herausfordernd.

Ich sah jemanden vor mir.
Es war Kristzn.
War das eine Erinnerung an ihn?
Er lief durch mich hindurch. Ich drehte mich um und sah mich selbst. Wir kämpften.
Aber es sah nicht nach einer blutigen Schlacht aus. Es war mehr ein Übungskampf.
Aber ich war ziemlich gut. Er musste ein begnadeter Kämpfer sein, doch er traf mich nur vier, fünf mal. Dann, ganz plötzlich, machte ich eine Drehung auf ihn zu und hielt ihm einem Dolch an die Kehle.
"Okay, okay. Du hast gewonnen.", sagte er lachend. Ich grinste stolz.
"Zum ersten Mal!"
"Ja, du wirst immer besser."
Dann verschwamm alles und der Rückblick in meine Vergangenheit war weg. Die Erinnerung ging genauso wie die an Ketzia, immer nur bis zu dieser einen bestimmten Stelle.
Doch in dieser war keine dritte Person.
Halleluja, keine Einbildungen mehr.
Ich sah wieder Ketzia und Kristzn vor mir, die mich anschauten.
Ketzia schaute erwartungsfroh, fast schon selbstsicher. Kristzn sah weniger sicher aus, mehr gespannt, wobei auch er einen kleinen Hoffnungsfunken behaltem hatte. Ich lächelte Kristzn ein wenig eingebildet an.
"Ich habe dich geschlagen."
Kristzn fiel die Kinnlade runter.
"Du.. Du erinnerst dich?", fragte er geschockt und erstaunt.
"Ja, ich erinnere mich an meinen glorreichen Sieg gegen dich. Ich glaube es war ziemlich warm, vermutlich Sommer."
"Oh ja, es war unglaublich warm. Aber es war das erste Mal, dass du mich geschlagen hast. Du warst unsere beste Kämpferin und du bist es immernoch! Ich krieg dich wieder in Topform. Das verspreche ich dir.", sagte Kristzn zuversichtlich. Ich lächelte.
"Ich bin doch momentan mehr ein Hindernis, als 'die beste Kämpferin'."
"Wenn sie wüsste, was sie alles vollbracht hat, nicht wahr Ketzia?"
"Oh ja!", lachte Ketzia.
"Die beiden zusammen. Sie waren das beste Team. Er muss schnell wieder fit werden..."
"Ketzia!", unterbrach Kristzn sie wütend.
"Du darfst nicht von ihm erzählen. Du darfst vorallem ihr nicht von ihm erzählen! Du verwirrst sie damit nur.", sagte er ein wenig ruhiger.
Nach einer kurzen Zeit, in der niemand etwas sagte, redete er weiter:"Du bringst sie und ihn in Gefahr." Ketzia war stumm geworden und starrte schuldbewusst auf dem Boden.
"Es tut mir leid..."
Kristzn atmete kurz durch, dann richtete er seinen Blick wieder auf mich.
"Ist es besser mit den Schmerzen?"
Die Schmerzen... Ich hatte meinen Körper komplett vergessen. Ich bewegte nacheinander Beine, Arme und meinen Rücken.
Alles schien zu knacksen, aber tat weder weh, noch schien etwas unbeweglich oder unexistent zu sein.
"Alles gut, danke."
"Er ist der Beste."
Ketzia schaute Kristzn an und sagte:"So einen Arzt ist einfach eim Traum!"
Kristzn verdrehte nur die Augen.
"Ja. Toller Arzt, der seine Patientin im Stich lassen wollte."
"Aber du hast es nicht getan. Das ist doch die Hauptsache."
Ich zwinkerte ihm aufmunternd zu.
"Allein der Gedanke sollte strafbar sein...", murrte er. Er machte eine Handbewegung, als wolle er etwas wegschieben.
"Anderes Thema. Kannst du dich aufsetzen?"
"Ich weiß es nicht. Ich habe es nicht ausprobiert."
"Dann versuchs doch mal.", sagte Ketzia aufmunternd.
Ich stützte mich mit meinem linken Arm ab und stemmte mich nach oben. Ich saß kurz gut da und freute mich schon, als ich ins Schwanken kam.
Sofort spürte ich Kristzns Arme um mich herum, die mich stützten. Seine Arme waren sehr muskulös, wie mir plötzlich bewusst wurde. Ich spürte aber auch noch etwas anderes.
Ich hatte Schienen um meine Taille, mein rechtes Bein, mein Becken und meinen rechten Arm.
Erstaunt starrte ich darauf.
"Hast du die noch nicht bemerkt.", fragte Kristzn, der meinem Blick gefolgt war. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Ketzia lachtr leise.
"Na dann, Überraschung."
Wie konnte ich das den nicht bemerkt haben?
Es kam mir jetzt nicht nur vor, als ob ich jegliches Zeitgefühl verloren hätte, sondern auch noch jegliches Gespür für meinen Körper.
"Willst du vielleicht etwas trinken?", fragte mich Ketzia und unterbrach somit meine Gedanken. Ich überlegte nicht lange.
"Ja."
Ich hatte Durst. Und Hunger.
Hunger. Hunger. Hunget. Hunger. Hunger.
"HUNGER!"
Ich sah mich verzweifelt nach etwas Essbarem um.
"Ist ja gut."
Kristzn hielt mich sanft fester, als ob er Angst hätte, ich würde aufspringen und davonrennen.
"Ketzia, geh du bitte und hol Wasser und was zu Essen für sie okay? Ich pass solange auf sie auf, ehe sie noch etwas Dummes macht.", sagte Kristzn mit einem besorgtrn Blick auf mich.
Ketzia nickte kurz, dann drehte sie sich um und lief den weißen Gang entlang und verschwand durch die Tür. Wir waren allein.
Das war meine Chance.
"Kristzn... Ich weiß du darfst mir nichts erzählen, aber.. Wer ist 'er'?"
Sein Griff lockerte sich.
"Enya, hör mir bitte kurz zu. Ich weiß du verstehst nichts von dem, was gerade vor sich geht, aber ich kann dir das nicht sagen. Das ist ein Befehl bon ganz oben. Ich würde dir liebend gern alles erzählen, aber ich darf nicht und ich würde weder dir, noch mir einen Gefallen tun, wenn ich dir ewas von ihm erzähle. Ich verspreche dir, sobald ich etwas sagen darf oder etwas passiert, bist du die Erste die davon erfährt. Und ich verspreche dir auch, dass ich dir alles aus deiner Vergangenheit, alles über diese Welt", er machte eine allumfassende Handbewegung,"und alles was du wissen musst, erzählen werde."
Er schaute mich aufmunternd an.
"Versprochen."
Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie was ich nicht enttäuscht.
"Danke."
"Glaub mir Enya, ich weiß es ist unglaublich schwet für dich, abet da musst du durch. Ich kriege dich wieder fit und ich bringe dir alles bei, was ich über diese Welt weiß. Okay?"
Ich grinste breit.
"Und dann schlag ich dich wieder!"
Kristzn lachte.
"Ja, das wirst du, da bin ich mir sicher."
"Am besten wir gehen wieder an den Ort von damals!", schlug ich begeistert vor.
Kristzns Lächeln verschwand und er ließ die Schultern hängen.
"Tut mir leid, das wirs nichts. Der Ort wurde zerstört... Ich weiß nicht, ob fu gehört hast, was Drace gesagt..."
"Drace?", unterbrach ich ihn, obwohl ich mir ziemlich sicher war, bereits zu wissen, wer gemeint war.
"Die Frau, die mit mir geredet hat, als du mich zum ersten Mal wiedergesehen hast."
Ja, genau an die hatte ich auch gedacht.
"Sie ist eine Art Präsidentin hier. Ich erklär dir das morgen.", fügte er noch hinzu. Ich nickte.
Morgen würde ich etwas über diese neue 'Welt' erfahren.
"Heute trinkst und isst du noch ewas und dann schläfst du am Besten."
Schlafen. Die letzte Nacht. Der Traum.
Diese schwarze Kapuzengestalt...
"Ich darf dich also alles fragen, oder?"
"Fast..."
"Ich habe letzte Nacht geträumt, ich würde in meinem Gang stehen und darauf zulaufen, als plötzlich eine schwarze Kapuzengestalt mit rot glühenden Augen auf mich zu und durch mich durch flog. Und dann bin ich ins Nichts gefallen, bis ich wieder wach wurde.", platzte es aus mir heraus.
Kristzn starrte mich an. Jedes Bisschen Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden.
"Eine schwarze Kapuzengestalt mit...?", fragte er erschrocken und brach dann ab.
Er legte mich wieder hin und rannte aus meinem Zimmer, ohne auch noch ein Wort zu sagen.
Ich wollte schon rufen, was denn los war, als er zwei Sekunden später nur wieder ins Zimmer kam und zu mir herkam.
"Komm hoch."
Ich wusste nicht, wie mir geschah, als er mich in seine Arme nahm und wegtrug.
Er trug mich aus meinem Zimmer.

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