Jo war riesig mindestens zwei Köpfe größer als Finn und Finn war schon mindestens einen Kopf größer als ich. Ich war also der Winzling hier. Jippie.
Jo führte uns einen Gang entlang und bog dann rechts ab in einen endlos langen Gang, der nach unten führte. Wie tief wir wohl in der Erde waren?"Wo sind wir hier? Wie konntet ihr es schaffen dass euch Drace und ihre Leute nicht finden?", fragte ich gerade heraus.
"Wir sind hier noch ein wenig tiefer im Untergrund als sie, auch wenn das für alle eine gewisse Zusatzbelastung darstellt. Wie du vielleicht weißt sind wir Touri keine Untergrundgänger, wir brauchen in gewisser Weise das Tageslicht zum Überleben, deshalb gibt es diesen Tunnel der so weit weg vom Lager derer über uns wegführt, dass sie ihn nicht entdecken. Zudem sind überall spezielle Zauber angewendet worden, die uns ein klein wenig unsichtbarer machen und wie du gemerkt hast sind an allen Aus-und Eingängen Wachen postiert. Hier kommt niemand vorbei. Dort am Ende des Tunnels, kommt man raus und ans Tageslicht. Dort können wir in Ruhe reden und vielleicht kannst du uns dort helfen.", erklärte Jo während wir den langen Tunnel entlang liefen.
"Womit helfen? Ich glaube kaum, dass ich eine große Hilfe für irgendwen bin.", sagte ich und schaute verstohlen auf meine Beine, die fleißig versuchten Schritt zu halten und deren Kondition schon wieder am Ende war."Du bist uns eine große Hilfe, Enya. Zum einen mit deinem Gedächtnis, dass uns hoffentlich viele Informationen über Drace Vorgehen geben kann und wenn du erst einmal wieder fit bist, was wir sicher schneller schaffen, als Drace es jemals zugelassen hätte, dann kannst du uns auch im Kampf wieder helfen, auch wenn Finn das nicht gern hört.", sagte Jo und zog eine Augenbraue hoch, als er Finn anschaute. Der verdrehte die Augen und warf mir einen besorgten Blick zu.
Geht's noch?
Ich nickte auch wenn meine Beine heiß wurden vor Anstrengung.
"Danke für die Aufmunterung.", sagte ich durch zusammengebissene Zähne hindurch. Ich schloss die Augen und versuchte gegen die Anstrengung anzukämpfen.
Solange es nur bergab geht, schaff ich das.
In den Moment als ich die Augen aufmachte sah ich, dass der Tunnel sich bog und einen doppelt solangen Gang nach oben verlief. Zwar ging es nicht steil hoch, aber ich glaubte jetzt schon meine Beine langsam nicht mehr zu fühlen.
Du darfst keine Schwäche zeigen, du schaffst das.
Ich flüsterte mir selbst zu wie ein Mantra, doch es half nichts.
"Können wir vielleicht ganz kurz eine Pause machen ich...", setzte ich an, doch Finn stellte sich vor mich und ging in die Hocke.
"Hoch mit dir.", sagte er und ich verstand. Ich sprang mit letzter Kraft auf seinen Rücken und er nahm mich Huckepack.
"Wir machen doch keine Pause wegen dir, also wirklich.", sagte Finn sarkastisch und lachte und auch Jo stimmte mit ein und lachte. Ich schmunzelte nur, weil ich einfach völlig fertig war und meine Beine sich tonnenschwer anfühlten. Ich schlang meine Arme um Finns Hals und legte meinen Kopf auf seinen.
"Wie ist die Aussicht da oben?", fragte Finn und schaute leicht nach hinten zu mir.
"Super von hier kann man ja schon fast das Meer sehen!", sagte ich und beschattete meine Augen, als ob ich von der Sonne geblendet, nach etwas Ausschau halten würde. Und tatsächlich sah ich etwas auf uns zu kommen. Sonnenlicht. Das Ende des Tunnels war in Sicht und wirkte wie eine aufgehende Sonne am Horizont. Ich spürte wie in sich Finns Muskeln anspannten und fragte mich was er befürchtete. Ich dagegen verspürte pure Vorfreude endlich ans Tageslicht zukommen und noch ein Stück freier zu sein.
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Unforgettable ~ Memories
FantasyWas würdest du tun, wenn du eines Tages aufwachst und nichts mehr ist wie es war? Wenn du plötzlich in einer Welt bist, die du nicht kennst? Wenn du plötzlich kein Mensch mehr bist. Was würdest du tun, wenn da andere sind... Würdest du ihnen glaube...