Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich außergewöhnlich ausgeruht und entspannt. Auf dieser Luchtung waren zwar keine zwitschernden Vögel, aber trotzdem gefiel sie mir.
Besser als dieser weiße, kahle Raum von meinen ersten paar Tagen.
Irgendetwas an diesem Tag war anders, als an den anderen Tagen. Als ob ein anderer Duft in der Luft liegt oder oder unheilvolle Vorahnung einem durch den Kipf schwirrt. Doch ich hatte kein Ahnung, was so böses kommen könnte. Und ich glaubte kaum, dass etwas schlimmeres passieren könnte, als dass ich einem neuen Tuuri kennenlerne und bei der nächsten Erinnerung wieder umkippe.
Und deshalb verwarf ich Gedanken auch sofort wieder.
Man soll schließlich keine schlafenden Hunde wecken.
Also starrte ich weiter nach oben in den unechten Himmel.
Nein, warte, dieser Himmel... Der Himmel an der Decke ist echt. Oder nein, das Zimmer hat keine Decke, es ist ein 'Open-air-Zimmer'.
Verblüfft starrte ich nach oben. Ich war frei. Endlich wieder unter freiem Himmel. Ein Glücksgefühl durchströmte meinen gesamten Körper, auch wenn ich nicht ganz verstand, was dieser plötzliche Hormonschub sollte.
Bin ich so naturverbunden? Wie ein echter Tuuri?
Nein, ich bin doch nicht so naturverbunden. Aber was weiß ich schon über mich.
Seltsam nichts über sich zu wissen. Fremd im eigenen Kopf?
Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verdrängen. Ich wollte nicht in Selbstmitleid oder etwas ähnlichem versinken. Das war nicht meine Art.
Siehst du, du bist dir nicht fremd. Du kennst dich sehr wohl, du Dummkopf.
Okay, jetzt aber genug Selbstgespräche.
Doch meine innere Stimme redet munter weiter vor sich hin. Ich stöhnte.
Selbstgespräche... Das kommt von allein von Einsamkeit.
Einsamkeit? Ich bin doch nicht einsam! Hier sind jede Menge Leute um mich herum. Warte... Das wars! Das ist heute anders. Ich bin allein.
Normalerweise war immer irgendjemand da, wenn ich aufwachte oder kam kurze Zeit später, aber heute war niemand aufgetaucht und es musste schon mindestens zwei Stunden her sein, das ich wach bin.
Oh je entspann dich! Woher wollen die denn auch wissen, dass unser Prinzesschen hier wieder wach ist?
Die haben besseres zu tun!
Irgendwie hatte das Teufelchen Recht, aber es war bis jetzt immer so das sie es wussten und wer weiß vielleicht oder eher wahrscheinlich hatten sie eine Kamera oder etwas ähnliches, mit der sie sehen können, was ich tue.
Oder vielleicht haben es ihm die Elemente geflüstert.
Meine innere Stimme ist ein Teufelchen, dem war ich mir bewusst, aber ob ich wirklich ein Engelchen bin?
Einfach nicht weiter nachdenken, ansonsten wird das hier zu kompliziert und ich hab die Schanuze gestrichen voll von komplizierten Sachen.
Also das war jetzt mein Engelchen. Halt.
Ich atmete einmal tief durch.
Nicht über das Nachdenken nachdenken. Okay...
Ich war verwirrt, aber ich schaffte es tatsächlich all diese Gedanken beiseite zu schieben und weiter mich an dem freien Himmel zu erfreuen.
Mir fiel auf, dass der Himmel erheblich dunkler geworden war.
Also wenn es anfängt zu regnen, habe ich ein Problem. Ein großes Problem.
Jetzt fing es auch schon an zu winden. Wenn es so weiterging, war hier gleich ein großes Gewitter im Anmarsch. Und ich könnte nicht flüchten. Im selben Moment war ich wütend auf die, die mich hier her gebracht hatten.
Laufumfähiges Mädchen unter freiem Himmel mit Aussicht auf Regen und dem Jahrhundertgewitter? Okay, beruhig dich, das ist kein Jahrhundertgewitter.
Aber wenn doch, ich kann nicht flüchten. Und neben mir wird ein Blitz in diesen Baum einschlagen und ich werde sterben und dann hab ich meinen verzögerten Tod, genau wie Drace es gesagt hat.
Es wurde jetzt immer windiger und düsterer.
Doch es kamen keine Tropfen herrunter.
Was war hier los?
Langsam wurde das Toben des Windes lauter und zerstörerischer. Bei jeder Böhe wackelten alle Gläser auf den Tischen.
Ich spürte eine Kälte, die in mir aufstieg. Und dann sah ich sie wieder.
Die schwarze Schattengestalt mit den rotglühenden Augen.
Am liebsten hätte ich laut um Hilfe geschrien, hätte gekämpft oder wäre einfach nur schnell weggerannt. Aber ich konnte nichts von alldem. Ich war festgefroren und wusste nicht weiter.
Ich bin verloren. Ich habe keine Chance abzuhauen oder mich zu wehren.
Also starrte ich die dunkle Gestalt an. Ich versuchte mir meine Angst nicht anmerken zu lassen, aber es schien zu offensichtlich. Die Gestalt legte den Kipf schief und grinste mich an. Die roten Augen funkelten mich voller Vorfreude an. Voller Vorfreude mich zu töten und damit Ravenna zu rächen.
In dem Moment hörte die Gestalt auf die grinsen und kam stattdessen näher.
"Du hast uns Ravenna genommen!", sagte eine kratzende, schräge Stimme. Es hörte sich fast wie eine elektronisch verstellte Stimme an.
"Ich.. Es tut mir leid.", rief ich verzweifelt. "Es war nicht meine Absicht."
"Hör auf zu lügen!", schrie mich die Krähe an und im selben Moment hörte ich einen unglaublich lauten Knall und spürte, wie die Erde vibrierte. Die Gestalt blieb stehen und grinste wieder.
"Jetzt wiedet alles untergehen. Du, dein Verlobter und alle anderen mit euch."
Ein weiterer Knall und ich bekam Erde ins Gesicht.
Mein Verlobter?!
Alles wackelte.
"Ach, wie traurig, du kannst dich nichmal an ihn, den großen Helden erinnern?"
Schockiert schaute ich die Krähe an.
Woher weiß sie alles über mich?
Sie weiß mehr über dich als du selbst!
"Und nun bist du dran. Und dann werde ich deinen Helden aufsuchen und ihn töten. Nur wegen ihm, konntest du überhaupt alleine gegen Ravenna antreten, nur weil er mich abgelenkt hat! Er ist genauso Schuld wie du! Ihr wusstet das sie schwach war und habt das ausgenutzt..."
"So wie du meine Schwäche jetzt ausnutzt, du Monster, Netra!"
Kurz wirkte sie schockiert, dass ich ihren Namen kannte, doch dann fing sie sich und grinste wieder höhnisch.
"Meine Mutter nannte mich immer Monster und du? Wie nannte man dich? Aufgrund der Prophezeiung sagten alle du seist mächtig und unbesiegbar. Aber schau dich doch nun an. Ein Würmchen. Du weißt nichts. Du bist nichts. Du und J..."
Plötzlich bewegte sich dir Tür hinter dem Farnvorhang, Netra verschwand in die Luft und ein Blitz traf genau auf die Stelle, wo Netra vor zwei Sekunden noch gewesen war.
Mehrere Tuuris drangen ins Zimmer.
Bis bald, Enya. Grüße deinen Verlobtem von mir. Ach und Drace. Sag ihr, dass Netra sich auf das Wiedersehen freut. Netra, die neue Herrscherin von Trofania und Anführerin der Krähen.
Die Stimme war in meinem Kopf. Sie hatte meine Gedanken gehört und war Teil davon. Ich war kein Tuuri, ich hatte vieles nicht, auch wenn Kristzn das meinte und nachdem...
Bin ich eine Krähe?
Nein!
Die Tuuris im Zimmer liefen panisch von A nach B, während ich versuchte herauszufinden, was gerade passiert war.
Es drangen immer mehr Personen ins Zimmer ein und wuselten umher und da mir vom zusehen langsam der Kopf weh tat schaute ich wieder nach oben in den Himmel umd wunderte mich, was dort alles durch die Luft flog. Erde, Bäume, Metall, sogar die Sterne schienen umher zu wirbeln, doch da war noch etwas, das herumflog, allerdings konnte ich nicht sagen, was es war.
Just in dem Moment, als ich glaubte etwas erkennen zu können, wurde ich von jemandem gepackt und hochgehoben. Ich wollte die Person, die mich jetzt von diesem Ort trug, anschauen, abet irgemdwie war das Gesicht so verschwommen, dass ich nichts erkennen konnte. Allein der Statur dieser Person nach, schloss ich das die Person männlich war. Aber war es Kristzn oder ein anderer Tuuri oder war das hier eine Krähe?
Nein, er hatte keine roten Augen und war auch keine schwarze Kapuzengestalt. Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl, das ich nicht wusste, wer er war. Die Geräusche um mich herum waren nur noch ein dumpfes Murmeln. Uns kam eine zweite Person entgegen und nahm mich. Ich hatte keine Ahnung wo wir uns gerade befanden. Aber ich musste diesen Personen hier vertrauen, wenn ich versuchte mich zu wehren, würde alles noch viel schlimmer werden. Jetzt kam eine dritte Person zu uns, sah kurz auf mich, sagte dann irgendetwas zu meinem Träger und holte etwas aus seiner Tasche, die er mit sich trug. Was auch immer er in der Hand hatte, er rammte es in meinen Arm. Doch ich empfand keinen Schmerz. Ich spürte, um genau zu sein, gar nichs mehr und war, wie schon so oft, wieder weg.
Ob ich jetzt schlafe oder sterbe?
DU LIEST GERADE
Unforgettable ~ Memories
FantasyWas würdest du tun, wenn du eines Tages aufwachst und nichts mehr ist wie es war? Wenn du plötzlich in einer Welt bist, die du nicht kennst? Wenn du plötzlich kein Mensch mehr bist. Was würdest du tun, wenn da andere sind... Würdest du ihnen glaube...