Chapter 26

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Chapter 26
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Perplex legte ich das Telefon auf und musste das Ganze erstmal sacken lassen. Lena war verschwunden; selbst das war zu milde ausgedrückt, sie war abgehauen. Aus Verzweiflung und Verletzung, doch ich konnte nicht der Grund sein, ich hatte ihr nichts getan. Oder doch? Von Unsicherheit geplagt lief ich die Treppen nach oben, wo die Famile verteilt ihre Schlafzimmer hatte. Verwirrt starrte ich umher ohne im klaren zu sein wen ich zuerst kontaktieren sollte. Doris? Die würde sofort durchdrehen und die schrägsten Sachen machen. Metin? Er würde sofort die Polizei alarmieren, was vielleicht gar nicht mal so verkehrt war. Und Yağmur? Mit der hatte ich kein besonders gutes Verhältnis, also nein. Achja da war ja noch jemand, Cem.. Entweder würde er sich die Schuld geben und ausflippen oder es wüde ihn nicht kümmern. Aber sie war seine Stiefschwester, das konnte man nicht ignorieren. Was ist aber wenn er die Schuld auf mich schieben würde? Wäre er sogar in der Lage mich zu hassen?

Mein Herz setzte kurz aus, woran ich merkte, dass ich wohl doch starke Gefühle für ihn hatte. Wie schlimm muss dann also Lena leiden? Hatte ich es vielleicht verdient von Cem gehasst zu werden?
In Gedanken diskutierte meine vernünftigen Hälfte und mein Stolz, doch sie würden sich nie einig werden.
Unsicheren Schrittes lief ich auf eine weiße Tür zu. Ich beschloss Metin zu benachrichtigen da die Polizei zurufen mir als ein guter Einfall erschien. Zaghaft hob ich die Hand und setzte zu einem zarten klopfen an, doch ich hielt inne. "Ich hab die Schnauze voll verdammte Scheiße!! Ständig redest du dich aus irgendwelchen Situationen raus; Ständig schiebst du die Schuld auf Andere; Ständig spielst du deine Problem runter, als wäre es nichts und ständig erlaubst du dir selbst irgendwelche abnormalen Sachen die sonst kein Mensch für normal hält!! Fändest du es schön von mir betrogen zu werden, Doris???"

Ein kurzes Schweigen trat ein. "Ich bin Psychotherapeutin, ich weiß was für Menschen gut ist und wie man mit Gefühlen umgeht. Ich habe mich schon unendliche Male entschuldigt aber du kommst gar nicht mehr runter. Außerdem hat er mich gezwungen!"
Metin schmiss irgendetwas auf den Boden. "Er hat dich gezwungen?" Seine Stimme war laut, wütend und provokant. "Das ist Vergewaltigung, Doris, das bedeutet wir müssen ihn anzeigen!"
"Naja.. So krass kann man es auch nicht formulieren.." "Alllaaahh!" Seufzte Metin erschöpft und plötzlich öffnete sich die Tür und wir standen uns kurz stumm gegenüber. "Hast du uns etwa belauscht?" Er musterte mich finster. Peinlich berürht schüttelte ich den Kopf. "Äh..Nein.. Herr Öztürk..." Ich sprach etwas leise damit Doris nicht sofort in Panik und Hysterie geriet. "Das Krankenhaus, in dem Lena war, hat angerufen." Schon bei dem Wörtchen 'war' runzelte er die Stirn. "Sie ist nicht mehr da.. Sie ist abgehauen.."

Meine Stimme zittere leicht und mein Unterton war unsicher. Metin hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund. "Verdammte Kacke.. Ich alarmiere die Zentrale! Wir müssen sie sofort suchen!"
Ich schielte zu Doris. "Was ist mit ihr?" Er schüttelte den Kopf "Ich rede jedenfalls nicht mit ihr!"
Ich seufzte und sah ihm hinterher als er in die Küche flitzte. "Doris, Lena ist nicht mehr im Krankenhaus, Metin ruft in der Arbeit an. Ich geh Cem wecken." "Waaas???" Ich machte mich schnell aus dem Staub, ich war ein schlechter Tröster.
In Cem's Zimmer setzte ich mich neben ihn und streichelte sein Kopf der leicht schnachte und saberte.
Draußen im Gang war die Hölle los, alle rannten umher wie aufgescheuchte Hühner und deshalb wurde Cem wach. "Man ey! Was is'n da los?" Ich sah ihn unruhig an. "Lena ist verschwunden..." Ich nuschelte absichtlich. "Was?" - "Lena ist weg.." Er schien hellwach. "Wie weg???" Ich zuckte mit den Schultern. "Sie ist aus dem Krankenhaus abgehauen und keiner weiß wohin."

Er legte sich wieder hin. "Mir doch egal wo die is'..."
Ich sah ihn erleichtert an, ich hatte Angst er wäre sauer, doch irgendwas sagte mir, dass seine Augen lügten.
Langsam stand er auf doch sobald er an der Tür war rannte er wie gestochen los und rief nach Metin. Meine Bedenken wurden bestätigt, er log.
Nach einer weiteren Weile mit aufgeschreckten Menschen die umherwuselten machten wir uns auf die Socken und suchten die Gassen Berlins ab. Der Schmutz erinnerte mich daran wie sehr ich Köln vermisste.
Cem wirkte sehr nervös doch versuchte cool rüber zukommen. Der Checker, der seit wir los gestampft sind keine einzige Silbe mit mir gewechselt hatte.
Ich schlich mich neben ihn und wollte eine Konversation anfangen doch Yağmur durchbrach die Stille mit einer wütenden Stimme. "Wäre es nicht sinnvoller wir würden uns aufteilen?" Aber Metin widersprach ihr. "Nein, nicht dass noch jemand wegkommt." Yağmur wurde ungeduldig. "Sie ist abgehauen, baba!"

Doch er kannte sich aus, da das sein täglich Brot war.
Ich startete einen erneuten Versuch mich an Cem zu halten doch dieser ließ sich aprupt auf die Knie fallen. "Ey, schaut mal!!!" Er hob vorsichtig ein silber/türkises Plastikstück mit einem Ring dran auf. "Das ist Lena's Anhänger.. An dem ist Blut..." Er verschluckte die letzten Silben. Panisch und ängstlich tauschten wir alle Blicke untereinander aus.







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