ENGEL UND DÄMONEN

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- in biblischer undkirchlicher Sicht

von Horst W. Beck

I.Das Wirklichkeitsbild des AltenundNeuen Testaments

Altes und Neues Testament haben so selbstverständlich ein Wirklichkeitsbild von Engeln und Dämonen, dass es die Wirklichkeitsauffassung aller jüdischen und christlichen Gemeinden bis zum heutigen Tage prägen konnte. Der entmythologisierende Widerspruch ist aufs Ganze gesehen eine Randattacke im Banne säkularistisch atheistischer Ansprüche. So selbstverständlich indessen Engel und Dämonen im Auftrage oder im Widerspruch zu Gott auf menschliches Leben einwirken, so schwer ist es doch, aus den vielen Stellen sehr unterschiedlicher Zeugniszusammenhänge eine Lehre auszubilden. Es ist erst die kirchliche Tradition, die in Engel- und Dämonenwelten systematische Ordnung bringen will. Hier gilt bis zum heutigen Tage, dass allein der biblische Kontrollraum Maßstab sein muß. Engel- und Dämonen -Manifestationen stehen im Zeichen des echten Geheimnisses . Deshalb ist es dem zergliedernden Verstande verwehrt, zu viel wissen zu wollen. Dies gilt freilich auch gegenüber allen berechtigten Fragen, welche gemeinsamen bzw. auch unterschiedlichen Vorstellungen zwischen den Israel und die neutestamentlichen Gemeinden umrahmenden heidnischen Vorstellungen bestehen. Auch die in der Religionswissenschaft betonte Leitfrage nach den Ursprüngen bestimmter Vorstellungen sind im Zeichen des echten Geheimnisses letztlich irrelevant.

Zunächst ist festzuhalten, dass vom Pentateuch (5 Mosebücher) bis zur Johanneischen Offenbarung das Rechnen mit der vermittelnden Macht von Engeln und Dämonen das Schriftzeugnis charakterisiert. Ein letzter Maßstab ist die Stellung Jesu, die belegt ist. Jesus spricht in Gethsemane von den zwölf Legionen Engeln, ein Bild für die unbegrenzte Zahl, die ihm als Macht zu Gebote stünden (Mt 26,53).

II. Jesus unddie Engel

In der Versuchungsgeschichte treten die Engel zu ihm und dienten ihm. Jesus kündigt an, dass er mit seinen Engeln zum letzten Gericht erscheinen wird (Mt 4,11 par.). Im Gleichnis vom verlorenen Schaf warnt Jesus, die Kleinen, die Gefährdeten oder Verirrten der Gemeinde zu verachten. Denn: "Ihre Engel in den Himmeln schauen allezeit das Angesicht meines Vaters in den Himmeln" (Mt 18,10.). Engel, die das Antlitz Gottes sehen, sind zur Zeit Jesu geläufig als besonders hervorgehobene Engel. Die großen Engel bringen die kleinen Angelegenheiten der Kleinen und Verachteten unmittelbar vor Gott. Wie unangemessen ist es damit, Wert und Größe des Menschen aus den vordergründig-irdischen Vorstellungen zu bemessen! Von der Aussage Jesu her hat sich zu Recht in der kirchlichen Überlieferung und in der Vorstellung der trotz aller Aufklärungsansprüche biblisch orientierten Christen diese Sicht bis zum heutigen Tage gehalten. Die Engel sind für Jesus Boten und Mittlerwesen, die nicht kraft ihrer Wesensstellung im himmlischen Bereich die letzten Einsichten in Heilsplan und Heilswerk Gottes haben. Über den von Gott gesetzten letzten Tag wissen auch die Engel in den Himmeln nicht Bescheid (Mt 24,36; Mk 13,32). Die Engel bedürfen somit der göttlichen offenbarenden Mitteilung und sind deutlich wie der Mensch in ihrem geistigen und wissenden Vermögen begrenzte Geschöpfe. Auch die Engel sind wie die Menschen auf Hoffnung gestimmte Wesen. "Sogar die Engel wären glücklich, könnten sie einen Blick in sie hinein erhaschen" (1 Petr 1,12). Was auch die Engel zu schauen gelüstet, ist die Verheißung der Vollendung der Schöpfung im Zeichen der Wiederkunft Jesu Christi. Am Jüngsten Tage wird der Sohn des Menschen seine Engel aussenden in die große Ernte. Sie sind die Schnitter. Die Engel sind dem Sohn untertan (Mt 13,39 41.49; 24,31). In seiner irdischen Verhüllung nimmt er diese Macht nicht in Anspruch (Mt 26,53). Nachdem Jesus in der Versuchungsgeschichte den Kampf mit dem Versucher allein durchgestanden hat, treten die Engel zu ihm und dienen ihm (Mt 24,11). Im letzten Gebetsringen in Gethsemane, das Jesus wieder alleine durchkosten muß, erscheint ein Engel und stärkt Jesus wohl im leiblichen Durchhaltevermögen. Auch in der Versuchungsgeschichte dienen die Engel dem Ermatteten mit Nahrung.

Kritik an die katholische Kirche Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt