Der Spiritismus - Trip ins Jenseits?

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RichardKriese

Der Spiritismus - das Wort ist vom lateinischen spiritus = Geist abgeleitet - ist die Lehre vom Verkehr mit Geistern. Auch die Parapsychologie beschäftigt sich mit den außersinnlichen Fähigkeiten der Seele. Der Spiritismus will nachweisen, daß die Seele nach dem Ableben eines Menschen weiterexistiert.

Bereits im Altertum hat man versucht, den Kontakt mit Verstorbenen herzustellen. Der oströmische Kaiser Valenz regierte 364 - 378. Er ließ zwei Okkultisten Hillarius und Patricius verhaften, weil sie versucht hatten zu ermitteln, wann er sterben und wer sein Nachfolger werden würde. Hillarius wurde gefoltert und gestand: >Wir fertigten ein hölzernes Tischlein an und stellten es in einen Kessel hinein, auf dessen Rand die Buchstaben des Alphabets eingraviert waren. Auf unsere Fragen berührte das Tischlein die Buchstaben in der Reihenfolge, aus der sich die Antwort ergab. Als wir die Frage aufwarfen, wer dem erha¬benen Valenz in der Herrschaft folgen würde, kamen die Buchstaben T H E O. Kaum war der letzte dieser Buchsta¬ben erschienen, als einer der Anwesenden ausrief, das sei Theodorus, worauf wir überzeugt waren, daß dieser es sei und dann unsere Fragen einstellten.< - Auf dieses Geständnis hin ließ Valenz nicht nur die beiden Okkultisten, sondern auch Theodorus hinrichten. Daß Theodosius der Große aber sein Nachfolger wurde und damit die Voraussagung tatsächlich erfüllte, konnte Valenz nicht verhindern«.

Der moderne Spiritismus hat Mitte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten begonnen; zu einem Zeitpunkt also, als Karl Marx sich zum Materialismus bekannte.

Man schrieb das Jahr 1847, als mit Klopflauten und Spukerscheinungen der Schwestern Fox, Töchter eines Farmers im Staate New York, das Zeitalter des modernen Spiritismus eingeleitet wurde. Landauf, landab produzierten Berufs und Amateurmedien leuchtende Hände und Gesichter, Geistermusik, Stimmen, Lichterscheinungen und eisige Zugluft. Die Zahl der Anhänger stieg in die Millionen.

Inzwischen ist der Spiritismus zur größten pseudoreligiösen Sekte geworden. Man schätzt die Anhängerzahl auf 100 Millionen. In Nordamerika soll es über 6000 Logen geben, und allein in Zürich etwa 400 spiritistische Zirkel mit einer eingeschriebenen Mitgliederzahl von etwa 20.000 Menschen. In Brasilien sind »Geisteroperationen« an der Tagesordnung. In den modern eingerichteten Operationssälen gibt es spiritistische Seancen (spiritistische Sitzungen). Die Geister verstorbener Kapazitäten werden zur Mitarbeit herangezogen. Selbst der Geist Sauerbruchs muß für chirurgische Eingriffe herhalten, wenn Ärzte sich von ihm, versunken in Trance mit nachtwandlerischer Sicherheit, die Hände führen lassen. Der prominenteste Patient, der sich von Geistern operieren ließ, war Staatspräsident Kubitschek, der die modernste Hauptstadt der Welt, Brasilia, gründete.

Der Okkultismus greift nicht nur mit abergläubischen Praktiken und magischen Experimenten frontal an, sondern ebenso mit spiritistischen Manipulationen; doppelt gefährlich, weil der Spiritismus einerseits den Kontakt mit Verstorbenen und »Geistheilungen« anbietet, andererseits aber seine Opfer dämonisiert und zugleich für den okkulten Angriff mobilisiert.

Zum spiritistischen Bereich gehört neben »Geistheilungen«, Totenbefragungen und Materialisationen auch der Spuk. Bereits Plinius berichtete von einem Spukhaus in Athen, »in dem es lange wie mit Ketten rasselte«. Fanny Moser berichtet in ihrem Buch »Spuk«, daß der Nationalrat Doller in Stans bei Luzern ein spukverseuchtes Haus zusammen mit seiner Familie verlassen mußte. Sie schreibt: »Der Spuk ist der größte Verstoß gegen den gesunden Menschenverstand und guten Geschmack. Nicht Wunsch führt zu ihm, sondern Schicksal und Pflicht«.

Spukphänomene können sehr verschieden sein: es raschelt, klopft, stampft, poltert, klirrt, ein kalter Luftzug wird wahrgenommen. Manche behaupten, daß sie berührt oder gestreichelt worden seien. Alles das geschieht ohne natürliche Einwirkungen. Gewiß hat man zuweilen mit Schabernack und Tricks solange rumort, bis Leute halb ängstlich, halb verärgert dem Spuk zu Leibe rückten und damit genau so reagierten, wie schadenfrohe »Poltergeister« vorausberechnet hatten. Und doch gibt es echten Spuk, den man weder auf »seelische Leiden eines Menschen« zurückführen kann, noch auf telekinetische Fähigkeiten.

Kritik an die katholische Kirche Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt