Der Weg der Einhörner

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Kessy lief den Weg entlang. Ich fühlte, dass sie wusste was sie tut.
Sie wusste genau wo sie hin muss.
Nur wo muss sie hin?
Wenn sie doch nur sprechen könnte.
Bringt sie mich zu Sam?
Ich weiß es nicht.

Die Werwölfe sind immer noch hinter uns her.
Sie machen keinen Halt vor egal welchem Hinderniss.
Sie sind nicht müde zu bekommen.
Doch Kessy war schneller.
Halt mal, wo ist Marry Poppins und noch schlimmer, wo ist Marry Kate?
Wurde das kleine Fohlen etwa...
Nein, das kann nicht sein.
Bestimmt grasen sie gerade friedlich auf einer Schmetterlingswiese, so wie ich die beiden kenne.

Kessy lief und lief, nichts konnte sie und ihre Herde aufhalten, keine Verletztungen und keine Menschen und schon garnicht die Werwölfe.
Wir gewannen immer mehr Abstand.
Ich sah mich um und erkannte diese Umgebung.
Warte: Kessy ist auf dem Weg zu mir nachhause!
Aber was will sie denn da nur?
Der Weg wurde immer breiter.
Am Ende des Weges war Licht.
Warum brannte in unserem Haus Licht?
Kessy wurde schneller und schneller.
Nur mit Mühe hielt ich mich auf dem Einhorn.
Dann blieb sie ruckartig stehen.
Im hohen Bogen fiel ich hinunter - zum Glück in einen Heuhaufen.
Das tat nicht so weh.
Ich stand auf.
Wir waren vor meinem Haus - und das Licht brannte.
Die Einhörner starrten mich erwartungsvoll an.
Dann sah ich auf unseren Schuppen.
Er war aus Metall und groß genug für die ganzen Einhörner.
Da hörte ich auch schon die Werwölfe kommen.
Die Einhörner wurden nervös, vertrauten mir aber voll und ganz.
Sie gingen mit mir in den fast leeren Schuppen und ich verriegelt die Tür. Danach schlich ich ins Haus um zu sehen, was los ist.
"Ach Elisa, auch schon da." begrüßte meine Mutter mich.
Auf ihrem Fernehstuhl saß jemand, aber er war zum Fernseher gedreht, deswegen erkannte ich nicht, wer es war.
"Wir haben einen Gast der nach dir gefragt hat."
Sie drehte den Stuhl um.
Ein Junge in einer Decke eingehüllt saß da und trank eine warme Tasse Kakao.
"Sam?" fragte ich ungläubig.
Er grinste verlegen.
"Du hast mir garnicht gesagt, dass du einen Freund hast."
Ich schaute ihn überrascht an und der flehende Blick sprach Bände.
"Echt nicht? Ach wie dumm ich nicht bin, sorry..."
Meine Mutter schaute mich misstrauisch an, ging dann aber in die Küche um Orangensaft zu holen.
Ich gab Sam ein Zeichen und zusammen liefen wir die Stufen hoch.
"Woher weißt du wo ich wohne?" fragte ich erstaunt.
"Sorry und ich wusste garnicht wo du wohnst, war Zufall."
"Du bist so blöd." grinste ich und schmiss mich erleichtert auf mein Bett.
Verträumt fragte ich ihn was überhaupt passiert war.
"Was ist den da los!?!" sagte er entsetzt, als er aus dem Fenster schaute.
Ich kam zu ihm.
"Ach du heilige...! "
Weiter kam ich nicht.
Die Tür ging auf.
"Kinder, Kinder, Kinder, so geht das nicht. Elisa, ich will nicht, dass du einfach so mit einem Jungen in deinem Zimmer verschwindest. "
Beschämt versuchte ich Sam, der seinen Lachanfall kaum unterdrücken konnte, nicht in die Augen zu sehen.
"Bitte kommt doch gleich wieder mit ins Wohnzimmer, ja?"
"Natürlich Mutter."
Zusammen gingen wir die Treppen hinunter und Sam fragte mich im Flüsterton, wie wir jemals hier weg kommen könnten.
Ich zuckte nur meinen Schultern.
Meine Mutter folgte uns nun auf Schritt und Tritt.
"Mama, darf ich kurz nach draußen? "
Du sollst schlafen gehen. Ich muss den Jungen Mann eh wieder nachhause schicken."
"Mama, bitte. Kann er heute mal bei uns schla...übernachten. "
"Ich kann keinen Fremden in meinem Haus aufnehmen, tut mir leid!"
"Mama, bitte!"
Sie starrte mich an.
Das ist ihr 'Grübelblick'.
"Von mir aus, aber er schläft nicht mal in deiner Nähe, klar! Am besten noch mit mir am Sofa!"
"Geht klar, danke. Dürfen wir noch ganz kurz nach draußen? "
"Kommt drauf an was ihr da macht..."
"Reden."
Sie schaute mich wieder misstrauisch an.
"Ich vertraue dir, geh."
"Danke!!!"

Dann liefen wir nach draußen.
Die Werwölfe hatten das Schloss schon fast geknackt und die Einhörner schrieen förmlich.
Sam lief mit seinem Schwert auf die gefühlten 300,000 Werwölfe zu.
Aber in echt waren es ca. 15.
Er stürzte sich auf sie und machte sie alle platt.
Anstatt ihm zu helfen starrte ich ihn blöd an.
Dann Begriff ich die Situation und half ihm.
Am Ende waren alle Werwölfe verschwunden.
Wir befreiten die Einhörner.
Sie liefen alle los - in die Freiheit.
Außer Kessy.
Sie lief auf mich zu und drückte ihren Kopf an mich.
Sie schloss die Augen und entspannte.
Dann sah sie auf, mir direkt in die Augen.
Die anderen Einhörner warteten geduldig auf sie.
Ihr dankender Blick ließ mich alle Strapazen vergessen.
Dann lief sie weiter und nahm ihre Herde mit.
Sam begann zu erzählen:

"Ich habe mein Haus wie gewohnt pünktlich verlassen.
Die Koppel war - zu meinem Erstaunen - wunderschön hergerichtet.
Zu meinem noch größeren Erstaunen waren sogar recht viele Einhörner darauf versammelt.
Doch eins störte mich - es war still, zu still.
Ich wartete auf dich, ziehmlich lange sogar,
als plötzlich ein Werwolf hinter mir auftauchte.
Ich lief los und konnte mich gerade
noch so ins Haus retten - dachte ich.
Der Werwolf sprang durchs offene Fenster.
Durch die Hintertür lief ich dann weg - quer durch den Wald.
Dann stand ich vor deinem Haus.
Ich sah den Namen.
Zuerst den deiner Mutter und dann
Stand da noch Elisa.
Und ab da wusste ich, das ist dein Haus.
Dann hab ich geläutet und gesagt, dass ich dich suche und deine Mutter hat mich freundlich empfangen.
Ja und dann warst du eh schon da."

"Interessant... Komm, gehen wir hinein."

Ich öffnete die Tür.
Meine Mutter hatte uns schon erwartet.

"Kommt jetzt Kinder, morgen ist Schule, geht jetzt endlich ins Bett. Ich habe schon Decken hergerichtet."

"Ja, ok. Tschüss Sam und bis morgen."

"Elisa, du schläfst von mir aus auch unten. Der Platz reicht ja für 3!"

"Danke Mama!"

Dann machte ich mir einen Dutt, zog mich um und er zog sich auch um. Ich schlief mit meiner Mutter auf einer Matratze und er auf der Couch.

Dann schlief ich recht schnell ein.

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