Nicht mehr Dick aber doppelt so schwer

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Inzwischen hab ich vom Geist des Waldes schon eine Lederausrüstung, Pfeil und Bogen bekommen. Jeden Abend gehe ich in den Wald. Es wird zunehmend schwerer die Einhörner zu beschützen, weil es immer mehr werden und die Werwölfe werden von Tag zu Tag schlanker und somit auch schneller. Alles in einem wurde meine Arbeit doppelt so schwer wie zu Beginn.


Ich wachte mal wieder auf und ging zur Schule.
Heute haben wir in Deutsch und Englisch Grammatik gemacht, in Mathe ein paar Gleichungen gelöst und in Zeichnen und Werken war es auch nicht gerade besser.
Als ich dann endlich aus hatte, nahm ich den Weg durch den Wald - wie jeden Tag.
Wisst ihr, manchmal, wenn einem langweilig ist, dann beginnt man den Einhörnern Namen zu geben.
Blöd ist nur, dass sie alle ziemlich gleich aussehen.
Die einzige, die sich von den anderen unterscheiden lässt ist Marry Poppins.
Sie hat vor kurzem gefohlt und ihr kleines heißt Marry Kate.
Keine Ahnung wieso.
Ist mir so eingefallen.
Manchmal sehe ich - genau so wie heute - die zwei auf der Lichtung im Wald stehen.
Aber eigentlich sieht man sie nur nachts.
Leider.
Aber das ist ein anderes Thema.

 
Also.... Ich fahre mit meinem Fahrrad durch den Wald in Richtung nachhause.
Es verlief alles ganz normal.
Kein Werwolf und kein Einhorn in Sicht.
Ich kam zuhause an, aß etwas und machte meine Hausaufgaben.
Danach legte ich mich 2 Stunden schlafen. Als ich wusste, dass meine Mama auch schon schlief, schlich ich mich aus dem Haus.
Ich machte mich auf den Weg in den Wald und suchte Einhörner und Werwölfe, fand aber nichts der gleichen. Dann ging ich zum Baumstumpf, da lag aber auch nichts.
Ich wunderte mich und suchte noch weitere drei Stunden die Gegend ab - ohne Erfolg. Ich machte mir schon richtige Sorgen um Marry Poppins und ihrer kleinen.
Und was ist mit den Anderen Einhörnern?
Ich hatte solche Angst, dass ich versagt habe.
Als die Sonne aufging machte ich mich dann schweren Herzens auf den Weg nachhause.

 
Kurz darauf kam ich zuhause an und meine Mutter stand schon in der Tür:
"Ich wusste du würdest kommen, wo warst du?"
"Im Wald, war das nicht offensichtlich? " fragte ich genervt.
"Nicht so frech, kleines Fräulein." gab sie in einem schärferen Ton zurück.
"Mhm, was gibt's heute zum Frühstück?"
"Ich dachte du hast dir schon was aus deinem 'tollen' Wald geholt!"
Jetzt war sie stink sauer. Ohne Worte ging ich hinein und machte mich für die Schule fertig. Tod müde schwang ich mich auf mein Fahrrad und fuhr durch den Wald.
Als ich dann Unterricht hatte, war es genau so wie gestern, nur mit einem Unterschied:
Es war 100 Mal langweiliger...
So ging das dann zwei Wochen lang.
Dann ging ich schon zum 16 Mal ohne Hoffnung in den Wald hinein.
Ich ging in Richtung Baumstumpf.
Doch als ich die Lichtung mit den Baumstumpf betreten hatte, sah ich dort im Dunkeln der Nacht eine männliche Gestalt, die meinen Brief nahm.
Ich stellte mich langsam und ohne einen Ton hinter den nahe gelegensten Baum.
Dort beobachtete ich ihn.
Er merkte nichts.
Zu meinem Glück las er den Brief laut vor. Er flüsterte zwar aber ich konnte ihn ziemlich gut verstehen.
"Und heute bekommst du dein erstes Geschenk vom Geist des Waldes... "
Ich erschrak, ist er jetzt mein Partner?
Oder ist das nur so eine Schnitzeljagd... Das kann unmöglich sein.
Ich ging langsam zu ihm hin.
"Hallo, was machst du da?"
Fragte ich gespielt freundlich.
"Aaaaaaaaaaa"
Er erschrak.
"Man, hast du mich erschreckt. Mach das nie wieder!" grinste er frech und fuhr dann zögernd fort.
"Ich mache hier nur... ich bin... Bist du Elisa?"
"Kennen wir uns?"
"Ne, nicht wirklich. Ich bin Sam!"
"Das hilft mir jetzt weiter!"
"Ich soll dir helfen, hast du keinen Brief bekommen? "
"Ne."
"Achso, also.... Ja, du bist der Boss!"
"Du bist also der, der die Einhörner verscheucht hat?"
"Ja...?!? Also verscheucht.... Ich hab sie zusammen getrieben damit ich besser auf alle aufpassen kann. Ich wusste, dass wir uns irgendwann finden!"
"Wie alt?"
"16, du?"
"14."
"Achso."
"Wir treffen uns jeden Abend um 21 Uhr genau hier, klar?"
"Klar Chefin."
*genervtes Augenrollen meinerseits*
"Du bist echt nervig, wie ein 8- Jähriger.... Komm mit."
Dann gingen wir durch den Wald. Er erzählte mit gefühlte 10 000 Ideen wie man Einhörner beschützen kann.
Der nervt richtig. Als wir dann einen Werwolf gefunden hatten, der ein Einhorn fressen wollte, ging es rund.
Ich schlich mich von hinten an und sagte zu ihm, er solle warten, was er nicht tat - im Gegenteil: Er griff das Biest von vorne an... Vollidiot.
Und dann passierte etwas unglaubliches.
Er warf sich um seinen Hals und nahm einen Pfeil um sich fest zu halten.
Der Werwolf drehte sich so um, dass ich nicht sehen konnte, was Sam machte, damit das Biest einfach umdrehte und weg rannte, Sam konnte gerade noch so hinunter springen.
"Wie hast du das gemacht? " fragte ich erstaunt.
"Naja, ich habe eben Erfahrung." Er Zwinkerte mir zu.
Dann drehten wir um.
"Weißt du, die Werwölfe nehmen immer mehr ab und weisen immer mehr Kampfgeist auf. Hast du eine Idee wie wir sie stoppen können?" fragte ich Sam hilfesuchend.
"Natürlich, aber die ist nicht leicht. Und ich brauche deine Hilfe."
"Mal sehen, was ist der Plan?"
"Wir müssen die Werwölfe nicht unbedingt verletzten, hast du ja gerade gesehen. Ich versuche Werwölfe zu zähmen. Aber sie werden mir zu schnell.
Wir müssten uns ein Einhorn fangen damit wir den Werwölfen hinterher kommen. Weil Einhörner sind meist viel leichter zu zähmen und auch nicht so schnell- nur wenn man sie trainiert werden sie schnell..."
Er faselte die ganze Zeit irgend so einen Blödsinn daher.
"Also, ich fasse kurz zusammen: Wir fangen Einhörner um Werwölfe zu zähmen?"
"So in die Richtung, ja!"
"Na dann mal an die Arbeit."
"Welches Einhorn würdest du nehmen? Du kennst sie länger als ich."
"Sie sind ziemlich schwer zu unterscheiden. Aber ich würde Kessy nehmen. Mir ist aufgefallen, dass sie sehr zutraulich ist. Man erkennt sie daran, dass sie einen schwarzen Fleck hinter dem Ohr hat."
"Und wer ist Kessy."
"Die, die wir gerade eben beschützt haben. Sie hatte einen schwarzen Fleck hinter dem Ohr."
"Ok, ich glaube wir müssen da lang!"
"Stimmt...Glaube ich auch. "
Er ging voran. Als er Kessy erkannte, wich er langsam zurück und zeigte auf sie, damit ich sie auch sah.
Dann nahm er sein Seil heraus.....

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