>>glaubst du an seelenverwandtschaft?<<

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Harrys POV:

„Kannst du mir bitte ne Cola geben? Ich hab Durst", bat er, anstatt auf mein Kompliment einzugehen, was wahrscheinlich aber auch besser so war.

Immerhin hatte er eine Freundin. Also reichte ich ihm ein frisches Glas, welches er in einem Zug austrank, es danach abstellte und sich zufrieden mit dem Handrücken über den Mund wischte.

„Wie alt ist die Bar?", fragte er nach einer Weile, was ich mit einem Schulterzucken quittierte. „Uralt. Übernommen habe ich sie vor rund fünf Monaten. Da war sie ziemlich heruntergekommen. Musste viel Herzblut und Arbeit hineinstecken."

„Scheint sich gelohnt zu haben", sagte er, woraufhin ich lächelnd nickte. „Ja. Und es macht auch total Spaß. Hier lernt man die interessantesten Leute kennen." Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu, den er allerdings nicht bemerkte, da er schon sein vibrierendes Handy in den Händen hielt.

„Boah, sie will wissen, wo ich bin", ächzte er genervt, bevor er das Ding wieder wegsteckte. „Aber momentan kann ich diese Eifersuchtsnummer nicht ertragen."

Er legte den Kopf in den Nacken und massierte sich die Schläfen. „Wann hast du hier Feierabend?" „Äh... weit nach Mitternacht, schließlich ist Freitagabend. Wieso?" Er sah mich wieder an. „Sonst hätte ich jetzt gefragt, ob wir was unternehmen wollen." Ich musste kichern.

„Also zumindest werde ich dich nicht nach draußen jagen." „Da bin ich ja beruhigt." Er zwinkerte mir zu, was mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Letztendlich betrank er sich doch ein wenig, zumindest musste er immer unkontrollierter lachen, auch über die unlustigsten Dinge. Da heute ausnahmsweise nicht sehr viel Betrieb herrschte, konnte ich mich fast ausschließlich um ihn kümmern.

Nachdem um kurz nach zwölf der letzte Gast verschwunden war, stützte ich mich wieder auf der Theke gegenüber von ihm ab, um ihn zu mustern. „Du musst heim", stellte ich trocken fest, woraufhin er abwehrend die Hände hob.

„Bloß nicht! Ich will Carrie nicht unter die Augen treten!" Ich schmunzelte. „Du scheinst ja regelrecht begeistert von ihr zu sein", scherzte ich, was er mit einer rausgestreckten Zunge beantwortete.

Gähnend legte ich meine Schürze ab und streckte mich. „Ich mach jetzt aber dicht. Und hierlassen kann ich dich definitiv nicht." Stöhnend rappelte er sich auf.

„Komm mit. Ein Spaziergang wird dir gut tun." Wenig später schlenderten wir nebeneinander her. Ich hatte eine Flasche Rotwein mitgenommen, die jetzt abwechselnd zwischen uns herumgereicht wurde.

Der Mond stand hoch über den Lichtern Londons und tauchte die Straßen in ein milchiges Licht. Irgendwann fanden wir uns an der Themse wieder, wo er mich plötzlich festhielt und raus aufs Wasser zeigte.

„Ist das nicht schön? Von hier aus kann man alles so wunderbar sehen!", schwärmte er leicht lallend und sah selig in die Ferne. Ich tat es ihm gleich und ließ mich tatsächlich von dieser Aussicht in den Bann nehmen.

Er hatte Recht: Es war wunderbar. Nach einer Weile allerdings zog er mich schon wieder weiter, bis er sich auf einer Parkbank fallen ließ. „Ich bin müde", jammerte er und schloss die Augen.

Schmunzelnd setzte ich mich zu ihm und begutachtete ihn von der Seite. Kleine Lachfältchen kräuselten sich um seine Augen und seine kantigen Wangenknochen betonten seinen Gesichtsausdruck.

Er sah echt gut aus, keine Frage. Um mich von ihm loszureißen, nahm ich noch einen Schluck von dem Wein, der mittlerweile leicht warm war.

„Du bist also mit ihr verlobt", sagte ich schließlich, was ihn aufschrecken ließ. „Mhm", machte er nur. „Und wann ist die Hochzeit?" „In vier Wochen. Aber können wir bitte über was anderes reden?"

Er schnappte sich die Flasche. Nach einigen Zügen lenkte er das Gespräch auf ein anderes Thema: „Glaubst du an Seelenverwandtschaft?"

Darüber musste ich gar nicht lange nachdenken. „Ja!", erwiderte ich entschieden. „Und du?" Er nickte. „Ich auch. Aber gefunden habe ich sie noch nicht."

Ich runzelte verblüfft die Stirn. „Nicht Carrie?" „Nein!" Er lachte, als wäre das die abgefahrenste Idee überhaupt, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Konnte mir im Grunde ja egal sein.

ich weiß, nur ein kleines kapitel, aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt ♥


serendipity - larry ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt