Prolog

236 19 15
                                    

Wenn man stirbt trifft der Körper bestimmte Vorkehrungen. Der Atem geht flacher um Energie zu sparen. Das Herz schlägt langsamer, damit einem mehr Zeit bleibt. Und wenn der Schmerz zu übermächtig wird, dann stellt das Gehirn diesen aus. So muss man die letzten Sekunden nicht mit Schreien verbringen. Das ist der Punkt an dem einen nichts mehr verletzen kann, denn der Tod hat einen schon in seine Arme geschlossen. All diese Dinge tut der Körper um sich und die Seele darin zu schützen.

Das ist jedem Menschen bekannt. Jeder hat so eine Vorstellung von Tod - kennt diese Fakten.

Ich weiß aber, dass sterben viel mehr ist. Ich weiß, dass nicht der Schuss in meinem Arm, sondern die Schläge in meine Rippen mich töten werden. Diese Knochen, die er mir gebrochen hat und mich jetzt innerlich zerfetzen, sodass ich verbluten werde.

Er lacht spöttisch. Sagt:"Was sind Dinge wert, wenn sie zerstört sind?"

Ich stöhne, taumle zurück soweit mich meine Beine tragen und versuche krampfhaft nicht auf den Boden zu fallen. Egal wie sehr meine Beine zittern, ich muss stehen bleiben. Denn wer hinfällt, der hat schon verloren.

Er kommt auf mich zu. Er schlendert, lehnt sich an einen der Pfeiler des unterirdischen Parkhauses und blickt mich an.

"Cornvall.", flüstere ich zwischen zusammengepressten Zähnen. "Sie haben uns gefunden."

"Ganz recht.", sagt der große Mann. Seine Augen voller Eifer und Gier.

"Sie konnten den Fall nicht niederlegen. Sie konnten sich nicht damit abfinden, dass Sie zwar gewonnen hatten, doch wir nicht gefunden waren.", schließe ich meine Schlüsse. Dabei drücke ich meine Hände fest auf meine linke Seite. Sie sticht bei jedem Atemzug und ich unterdrücke das Stöhnen.

"Madeleine sagte, dass es gut so wäre. Sie hat dich und deine Bande unterschätzt. Doch ich wusste, dass ihr nicht einfach so untertauchen würdet. Ich kenne dich. Du gibst nicht auf. Du machst nie schlapp."

"Danke", rufe ich,"für dieses Kompliment."

Cornvall lacht. "Ach, das, meine Liebe, sind keine guten Eigenschaften. Es sind die, die dich umbringen werden."

Ich verlagere mein Gewicht, hätte dabei am liebsten geschrien und meine Leute zurückgerufen. Ich würde am liebsten betteln, dass mein Feind mich verschont und sie mich retten. Doch wir haben da diesen Kodex, dieses Versprechen, diese Gesetze, die es mir verbieten. Die mich einst dazu brachten meine eigene Handfläche mit einem Messer zu durchschneiden und mit meinem Blut zu schwören, dass die Sache vor meinem Leben kommen würde, egal in welcher Situation. Hätte ich sie selber nicht erfunden, würde ich jetzt fluchen. Doch ich bleibe stark. Ich bin stumm. Ich rufe niemals nach Hilfe. Also jetzt auch nicht. Ich hoffe nur, dass er auch still bleibt.

Cornvall zieht seine Waffe erneut vor und fährt beiläufig mit seinem Finger über den Lauf. "Wir haben alle Rebellen eingeschränkt und unter Kontrolle. Wir haben das Training unserer Soldaten verschärft. Euch wird nicht mehr gelingen sie einzubinden."

Ich denke über seine Worte nach. Der Grund wieso ich hier stehe ist, dass ich Fremden in den Truppen zu sehr vertraut habe. Sie ließen uns hier im Stich und  erzählten Cornvall von unserem Plan das Gebäude zu attackieren, in dem  Madeleine heute eine Verammlung haben würde. Wahrscheinlich alles nur Planung um uns zu täuschen. Wann bin ich so unvorsichtig geworden?

My GhostsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt