Auf dem Infoblatt stehen Dinge, die mir schon längst bekannt sind,deshalb mache ich mir nicht die Mühe es ordentlich zu lesen. Es reicht mir zu wissen, was meine persönlichen Gründe sind hier zu sein, daher kann ich es mir schenken den Punkt Gründe für eine Ausbildung zu lesen. Zudem stehen dort alle Test, die wir durchlaufen haben oder noch ablegen müssen. Die Liste habe ich schon seit zwei Jahren im Kopf.
Jeder Jugendliche, der sich zum Dienst meldet muss sich bestimmten Tests unterziehen. Der erste dient als Überprüfung von Gesundheit und körperlichem Zustand. Bei den zweiten muss man sich ein Jahr lang einem Unterricht unterziehen und mündliche und schriftliche Prüfungen ablegen. Sie testen unser Wissen und Können im strategischem Denken. Ich habe beide Testphasen mit Erfolg abgelegt.Die dritte liegt noch vor mir. Deshalb bin ich hierher gekommen. Ich muss ihn bestehen um in den Dienst aufgenommen zu werden. Ich muss ihn bestehen um Geld zu verdienen. Ich muss ihn bestehen um Rose zu mir in Sicherheit zu holen. Ich muss ihn einfach bestehen.
Man sagte mir, dass es ein Wunder sei, dass ich aufgenommen wurde,nachdem die erste Testphase vorbei war. Ich sei gerade so unter den Augen des Systems hindurch gerutscht. Ein älterer Herr nahm meine Wissensprüfungen ab und ich bemerkte die kritischen Blicke, die er mir zuwarf. Damals hat es mich nur verwundert. Ich habe nicht verstanden, was an mir so anders war. Aber jetzt verstehe ich es.
Jetzt stehe ich mit einigen anderen, die ebenfalls bestanden haben,vor dem Gebäude, in dem sich die Büros befinden. Eben hat es auf mich noch so warm und hoffnungsfroh gewirkt. Nun aber sehe ich, was es wirklich ist. Ein grauer Betonklotz, der zwischen anderen halb wieder aufgebauten Geschäftsgebäuden aus dem tauenden Schnee aufragt, der nicht mehr verbergen kann, dass jede Straße Risse hat und hier einst alles zerstört war.
Mir sind solche Bilder nicht fremd. In den äußeren Provinzen sieht es vereinzelt noch viel schlimmer aus. Die Landschaften wurden als zerstörte Gebiete eingeordnet und aus dem System aussortiert. Einige wenige werden als Auffangstationen für die vielen Menschen ohne Häuser und Familien genutzt. Aber das sind nur jene, die nicht genug Geld haben sich in die großen Städte einzukaufen, in denen man sicher vor den Rebellen ist. Sie streunen auch noch nach dem Ende des Krieges vor fünf Jahren durch verlassenen Städte, suchen Verstecke vor dem Staat und wollen vielleicht auch einfach nur der Schuld entfliehen, dass sie der Grund für diese Zerstörung sind. Denn das sind sie. Sie waren es, die damals die Regierung stürzten, unser Land in Chaos brachten und den Krieg herbeiführten. Dabei forderten sie nur eine neue Gesellschaft - Eine faire Gesellschaft.
Ich denke, dass sie planten einen ihrer Leute zu den führenden Köpfen dieser neuen Regierung zu machen, aber der Staat war stärker und so fielen die Rebellen und die wenigen Aufständischen aus dem Volk, die von den Ideen mitgerissen wurden, nach und nach und unsere Gesellschaft konnte sich entwickeln.
Ich kann mir kein Urteil darüber machen, ob es fair ist, was wir jetzt haben. Ich bin zu unbedeutend und zu weit unten in der Ständeordnung, die sich aus den Umständen nach den Kämpfen ergeben hat um darüber zu urteilen. Meine Schwester und ich haben Jahre auf der Straße gelebt, haben uns bis in die Provinz Akaria durchgekämpft und wurden dort aufgenommen. Ich denke, dass es fair war, dass man sich um uns kümmerte. Ich denke auch, dass es fair ist, dass ich jetzt Geld verdienen werde um meine Schwester in eine der großen Städte in Sicherheit zu bringen, denn weiter reicht meine Welt nicht. Sie besteht aus mir und meiner Schwester. Und solange wir bekommen was wir verdienen - Sicherheit - , solange bin ich glücklich. Und solange werde ich denken, dass es fair ist, was die Gesellschaft macht.
Denn ich bin nicht hier um zu urteilen. Ich bin nicht hier um die Ordnung in unserem System durcheinander zu bringen. Ich bin auch nicht hier um für meinen Staat einzustehen und zu helfen für Recht und Ordnung in den Städten und außerhalb dieser zu sorgen. Auch nicht, wenn das als oberstes auf der Liste der Gründe aufgelistet ist, die auf dem Infoblatt in meiner Hand stehen. Und auch nicht, weil ich das immer angebe, wenn ich gefragt werde. Denn es klingt besser und so wird man schneller aufgenommen.
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My Ghosts
Teen FictionEr legt die Hand genau an die Stelle, die er eben geschlagen hat. "Diese Erinnerungen machen dich nicht schwächer. Sie machen dich stärker." Ich fasse nach seinen Fingern und streife sie ab. "Aber was ist wenn ich zu viele habe? Was ist wenn sie mi...