Gina legte das Glätteisen weg und lächelte mich an. "Los geht's!" Ich nickte mit einem Kloß im Hals und stand von dem Stuhl auf.
"Du rockst das, Lana!", munterte meine Stylistin mich auf.
"Das ist ein Abendessen", erinnerte ich sie. "Da kann man nichts rocken. Sag das vor dem nächsten Vorsingen bei einem Produzenten, aber nicht jetzt", gequält lächelte ich.
"Du flirtest einfach mit einem von denen, er geht mit dir ins Bett und schon hast du den Job", grinste sie. "Wie heißt nochmal der Womanizer von denen?"
"Harry", seufzte ich. "Ich werde mit keinem dieser Jungs ins Bett gehen, hast du etwa mal wieder vergessen, dass ich erst 14 bin?"
"Ups, stimmt ja. Du siehst immer viel älter aus."
"Soll das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung sein?", erkundigte ich mich gespielt schmollend.
"Sieh es einfach als beides. Aber jetzt schnell, die Limousine wartet", sie scheuchte mich aus dem Raum und reichte mir meinen Mantel.
"Viel Glück! Ich drücke dir die Daumen!"
Ich stieg in die Limousine ein, die mich zu dem Restaurant bringen sollte, und Gina winkte mir hinterher. Ich war mit meinem neuen Arbeitgeber und fünf seiner Klienten verabredet. Drei Stunden lang Lächeln und Manieren zeigen, ich hätte mich übergeben können! Aber so ging es hier nun mal ab. Warum ich einen Arbeitgeber hatte? Ich wollte mit meinen vierzehn Jahren irgendwie Geld verdienen. Ich hatte weder Familie, noch irgendetwas anderes Verwandten-Technisches. Ich wollte nicht in ein Kinderheim und hatte eine Pflegefamilie. Diese war immer nett zu mir, und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Mein Wunsch: Selber Arbeiten und Geld verdienen, und bloß nicht an irgendjemanden gebunden sein und sich auf diesen jemanden verlassen müssen! Ich hatte zu viele schlechte Erfahrungen mit solchen Leuten gehabt.
So hatte ich mich vor kurzem beworben und nun dieses erste Treffen organisiert. Das erste Mal, dass sich überhaupt jemand nach einem Vorsingen mit mir treffen wollte. Und dieser jemand wollte unbedingt fünf seiner Klienten mit zu dem Treffen nehmen. Fünf Idioten, um genau zu sein. Fünf chaotische Idioten. Fünf bescheuerte, chaotische Idioten. Fünf verrückte, bescheuerte, chaotische Idioten. Man kannte sie auch unter dem Namen >Niall and the potatoes<. Gut, das war ein Scherz. Vielleicht sollte ich die Jungs nicht so herunter machen. Aber sie waren manchmal einfach nur unausstehlich! Unausstehlich verrückt. 19-21 Jahre alt waren die Typen. Weltbekannt mit Hits wie >One Thing<, >What makes you beautiful< und >One Way Or Another<. Bei The X-Factor 2010 hatten sie den dritten Platz gemacht. Einer der Sänger war inzwischen mit der Sängerin Perrie Edwards von Little Mix verlobt. Na, hat's Klick gemacht? Bei mir hätte es das vor einem Jahr nicht. Auch wenn ich die Namen Harry Styles, Liam Payne, Louis Tomlinson, Zayn Malik und Niall Horan gehört hätte nicht. Oder wenn ich sie auf einem riesigen Plakat gesehen hätte. Ich kannte damals nur ihren Namen, und auch das nur durch Zufall. Doch jetzt wusste ich so einiges über sie... Mehr als ich eigentlich wissen wollte.
One Direction
Mist, jetzt hatte ich doch gesagt wie sie hießen. Sie würden meine "Partner" werden, sollte ich tatsächlich den Vertrag bekommen. Das war doch eigentlich schon ein Grund, diesen abzulehnen? Doch das konnte ich mir beim besten Willen nicht leisten. Ich brauchte jeden Job, und dieser würde nicht gerade niedriges Honorar bedeuten.
Bei dem Restaurant angekommen hielt die Limousine und ich stieg aus, um zum Eingang zu stöckeln. Ich hasste es, mich so aufzubrezeln, aber was sollte ich tun? Eine Vierzehnjährige, die auch noch aussah wie vierzehn, würde niemals mit "Erwachsenen" (eigentlich waren sie eher Kleinkinder, jedenfalls vom geistlichen Alter her) zusammen einen Job in der Öffentlichkeit bekommen.
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They don't know about us
FanfictionLana hat eine Wahnsinns-Stimme, lebt bei Pflegeeltern und ist nie zur Schule gegangen, sondern hatte immer einen Hauslehrer. Als sie beschließt, endlich selbst Geld zu verdienen, sind alle begeistert, mal abgesehen von ein paar eifersüchtigen Mädche...