Kapitel 5

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Weihnachten rückte immer näher. Diese Erkenntnis traf mich, als ich in meinem Handy neue Konzerttermine eintragen wollte. So verplant, wie ich nun mal war, hatte ich noch keine Geschenke, außer natürlich das für meine Mutter.

Bei dem Gedanken an das Gemälde zwang mein Gehirn mich wieder dazu, an Louis zu denken. Irgendetwas hatte er an sich, das mein Interesse weckte. Ich hatte das unerklärliche Verlangen danach, ihn näher kennenzulernen. Anschreiben konnte ich ihn nicht, zwar hatte er meine Nummer, ich aber nicht seine. Und in die Stadt gehen... Naja, dort würde ich wahrscheinlich wieder von Fans aufgehalten werden. Es sei denn, ich kleide mich so, dass man mich nicht erkennen kann...

Keine Viertelstunde später stand ich frisch geduscht in meinem Zimmer und suchte meine Anziehsachen zusammen. Anstatt der üblichen schwarzen Jeans war eine graue dran, dazu ein weißes Shirt und meine roten Converse, die ich schon lange nicht mehr anhatte. Außerdem zog ich mir einen dunklen Anorak an und setzte eine schwarze Mütze auf, die den Grund hatte, meine Locken zu verdecken. Bevor ich mich auf den Weg machte, beschriftete ich einen kleinen Zettel.

Heute, 15:00 Uhr, an der Brücke
H.

Schnell zog ich mir noch die Kapuze über, damit der Schatten in mein Gesicht fiel und verließ dann mein Haus und machte mich auf den Weg zu Louis Arbeitsplatz, zumindest vermutete ich ihn dort noch. Einige Zeit später kam ich dort an und durchquerte den Platz, jedoch war er nicht in Sicht. Stirnrunzelnd suchte ich weiter und bekam Zweifel, ob er denn überhaupt noch hier sein würde. Gerade wollte ich anfangen, Leute nach ihm zu fragen, als neben mir ein kleines Kind anfing zu weinen. Kurz sah ich mich nach ihren Eltern um, jedoch konnte ich niemanden entdecken, der sich um das Kind kümmerte. Also kniete ich mich neben die Kleine und sprach sie mit ruhiger Stimme an: "Hallo du, warum weinst du denn?" Mit großen Augen betrachtete sie mich und wischte sich die Tränen weg, dann schniefte sie:"Meine Mama ist weg."

"Komm, wie wäre es, wenn wir sie zusammen suchen gehen, hm?", lächelte ich sie an, woraufhin sie nickte. Sanft hob ich sie hoch auf meinen Arm und fragte:"Was hat denn deine Mama an und welche Haarfarbe hat sie?" Das Mädchen schien kurz zu überlegen, dann antwortete sie mir mit einer schon etwas festeren Stimme:"Eine Hose wie du und eine blaue Jacke. Mamas Haare sind ganz hell und sie sind so." Mit ihrer kleinen Hand zeichnete sie mehrere gerade Linien von ihrem Kopf bis zu ihrer Schulter. Dies sollte wahrscheinlich bedeuten, dass sie glatte Haare hatte, zumindest nahm ich es so an.

"Na dann fangen wir mal an, sie zu suchen und wenn du sie siehst, sagst du mir einfach Bescheid, okay?" Sie nickte und ich lief los, während ich die vorbeilaufenden Menschen aufmerksam betrachtete und nach einer der Beschreibung zutreffenden Person suchte. Die Kleine wurde mit der Zeit unruhig und wimmerte leise, weshalb ich besorgt zu ihr sah, nur um erneut Tränen in ihren Augen zu sehen. "Keine Angst, Maus, wir finden deine Mama bald.", versuchte ich sie zu beruhigen. Sie schmiegte sich fester an mich und ich legte meine Arme auch enger um ihren kleinen Körper, um ihr ein wenig Wärme zu spenden. Mein Blick schweifte suchend durch die Menge, immer und immer wieder, aber ich entdeckte keinen blauen Mantel. Dafür sah ich jemand anderen, es war Louis. Mit seinen Zeichnungen saß er in einer Ecke des Platzes, vor ihm liefen Menschen lang, weshalb ich ihn vorhin nicht entdecken konnte. Er sah gut aus, jedoch konnte ich deutlich erkennen, dass ihm kalt war, denn seine Zähne klapperten und seine Hände zitterten wie verrückt. Mit besorgter Miene betrachtete ich ihn, wurde dann aber aus meinen Gedanken gerissen, als jemand an meinem Anorak zupfte. Schnell sah ich hinunter zu dem nun aufgeregten Mädchen und folgte ihrem Blick. Die ganze Zeit zupfte sie weiter und wiederholte die Worte "Mama, Mama, da ist Mama!" Mit schnellen Schritten ging ich auf die mit dem Rücken zu uns stehende Dame zu und tippte sie an der Schulter an. Sofort drehte sie sich zu uns um, ihre Augen rot und wässrig, ihr Blick besorgt. Als sie ihr Kind sah, überrollte sie eine Welle der Erleichterung und sie nahm die Kleine fest in den Arm, während die Tränen in Sturzbächen über ihre Wangen liefen. Nach einigen Sekunden sah sie mich dankend an und schüttelte mir die Hand voller Freude. Ich lächelte nur und verabschiedete mich von der Kleinen und ihrer Mutter, bevor ich mich meinem ursprünglichen Plan zuwandte. Langsam lief ich auf ihn zu, verschwand davor aber noch in einem Geschäft und kaufte eine dicke Decke. Tief atmete ich durch und ging die letzten Schritte, dann stand ich vor ihm und legte ihm vorsichtig die Decke über die Schultern, bevor ich seine Hand nahm, sanft über sie strich und den Zettel in sie hineinlegte. Danach machte ich auf der Stelle kehrt und begab mich zu meinem Auto, sah jedoch noch einmal zurück und erkannte, dass er den Zettel mit verwirrter Miene las.

Opposites~Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt