Kapitel 7

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Am nächsten Morgen wachte ich grummelnd auf und wollte mich gerade strecken, bis ich bemerkte, dass ich meinen Arm nicht bewegen konnte. Verwirrt sah ich an mir hinunter und konnte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken. Louis lag neben mir, dicht an mich gekuschelt und auf meinem Arm liegend. Sobald ich mich von meinem ersten Schrecken erholt und meine Erinnerungen an den gestrigen Tag wiedergewonnen hatte, musterte ich den jungen Mann an meiner Seite. Viele dünne Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht und meine Finger bewegten sich wie automatisch dorthin, um sie sanft wegzustreichen. Dabei streifte ich seine Nase, was dazu führte, dass er sie rümpfte und die Augen ein wenig zusammenkniff, was ihn noch süßer aussehen ließ. Leise schmatzte er und rieb sich die Augen, bevor er diese öffnete und mich erschrocken anstarrte. "Wo bin ich?", murmelte er verschlafen und ich lächelte ihn an. " Du bist bei mir zu Hause. Gestern Abend hast du so tief geschlafen, dass ich dich nicht aufwecken wollte und dich deshalb hierbehalten habe.", erklärte ich ihm die Situation. Louis sah an meinem Körper hinunter und wurde augenblicklich rot. Schnell setzte er sich ein Stück weg von mir und rieb verlegen an seinem Schlüsselbein herum. Dadurch verringerte sich auch das wunderschöne Gefühl, das ich bei seinen Berührungen empfand.
Unsicher fuhr ich mir durch die Haare und fragte dann:"Ich könnte uns Frühstück machen. Willst du vielleicht in der Zeit duschen? Also, ähm, damit wollte ich nicht andeuten, dass du stinkst oder so, aber ich dachte... Vielleicht..." Louis lachte und beruhigte mich dann:"Schon gut, ich würde mich über eine warme Dusche freuen." Erleichtert zeigte ich ihm das Bad und ließ ihn dort. Unentschlossen durchwühlte ich meinen Kleiderschrank und entschloss mich dann doch dazu, ihm ein paar meiner Klamotten vor die Tür zu legen, er konnte dann ja selbst entscheiden, ob er sie anziehen will. Nachdem dies getan war, begab ich mich in die Küche und bereitete den Tisch vor, während die Brötchen im Backofen waren. Gerade kochte ich Rührei, als ich das Knarren einer Stufe hörte. Augenblicklich drehte ich mich um und sah ihn dort in meinen übergroßen Klamotten stehen. Nach einigen Sekunden, in denen ich ihn einfach nur anstarrte, zwang ich mich selbst dazu, meinen Blick abzuwenden. Das Rührei verteilte ich großzügig auf zwei Teller und nahm auch die Brötchen aus dem Backofen. Alles zusammen stellte ich auf den Tisch und deutete auf einen Stuhl:"Setz dich doch." Er befolgte dies und schon saßen wir gemeinsam am Küchentisch und vertilgten schweigsam das Essen. "Achso, ich habe vergessen, dich zu fragen. Möchtest du vielleicht Kaffee oder Tee? Ich trinke normalerweise immer nur Wasser, deswegen habe ich nicht nachgefragt, entschuldigung.", platzte aus mir heraus, nachdem mir der Geistesblitz kam. Lächelnd schüttelte er den Kopf und antwortete ruhig:" Nein, danke für das Angebot, Wasser reicht mir völlig."
"Gerne doch.", zwinkerte ich ihm zu. Oh nein, du benimmst dich ja wie ein verliebter Teenager in seinen schlimmsten Zeiten, peinlich. Aber ich bin nun soweit, mir einzugestehen, dass ich starke Gefühle für Louis empfinde. Stärkere Gefühle als Freundschaft, es waren Gefühle der Liebe, die ich schon so lange nicht mehr gespürt habe. Natürlich hatte ich die familiäre Liebe zu meiner Mutter und meiner Schwester, jedoch fehlte mir die Liebe in einer Beziehung, mir fehlten die Küsse und das Kuscheln, das Gefühl, jemanden bei sich zu haben, wenn man einschläft und wieder aufwacht, liebevolle Worte, die einem ins Ohr geflüstert werden und eine Person, mit der man bis zum Ende der Welt gehen würde. Ja, all das fehlte mir die ganze Zeit über und jetzt habe ich die Person gefunden, mit der ich mir all das vorstelle. Diese Chance darf ich nicht vermasseln, ich muss vorsichtig an die Sache herangehen. Aber ich weiß doch überhaupt nicht, ob er mich mag? Oder ob er generell Jungs mag... Schon wieder machte ich mir so viele Gedanken darum, er schwirrte mir einfach durchgehend im Kopf herum. "Harry?", riss mich ein Rufen meines Namens zurück in die Realität. Verwirrt sah ich Louis an, der wiederrum mich verwirrt anstarrte.
"Ja?"

"Du hast gerade durchgehend auf einen Fleck geguckt und ich hatte Angst, dass es dir irgendwie nicht gut geht.", erklärt er mir mit leicht roten Wangen.

"Oh, nein, bei mir ist alles okay, ich war nur in Gedanken versunken.", gestand ich und fuhr mir peinlich berührt durch die Haare. Wir beide waren fertig mit essen, also stand ich auf und brachte das Geschirr in die Küche, wo ich es schnell in den Spüler einräumte. Danach drehte ich mich wieder zu Louis um und blickte ihn unsicher an. Natürlich wollte ich, dass er bleibt, jedoch wusste ich nicht, ob er das überhaupt wollte. Glücklicherweise nahm er mir diese Frage ab, jedoch erfreute mich sein Satz nicht:"Ich muss mich dann mal wieder auf den Weg machen, die Arbeit wartet." Verstehend, aber auch enttäuscht nickte ich und antwortete: "Du hättest gerne auch noch hier bleiben können, aber wenn du zur Arbeit musst, geht das natürlich vor." Er nickte entschuldigend und lief zur Tür, ich ihm hinterher. Beim Anziehen seiner Schuhe fiel ihm anscheinend auf, dass er meine Klamotten anhatte. "Oh, deine Sachen. Ich gehe nochmal hoch und ziehe mich um, wenn das in Ordnung ist?" Beschwichtigend winkte ich ab und meinte:"Falls du dich damit wohl fühlst, kannst du sie gerne mitnehmen, mir macht es nichts aus." Er entschied sich dazu, die Klamotten anzulassen und ich holte ihm schnell noch seine von oben und packte sie in eine Tüte, die ich ihm dann gab. Er stand voll bekleidet im Flur und ich umarmte ihn zum Abschied. "Hoffentlich sieht man sich bald wieder.", flüsterte ich und konnte mir nicht verkneifen, meine Lippen auf seine weiche Wange zu legen. Daraufhin sahen wir uns gegenseitig tief in die Augen und er erwiederte ein gehauchtes "Okay", bevor er aus dem Haus trat und verschwand.

Opposites~Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt