Ein kleiner Bach

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×Ein kleiner Bach

Der Bach am Baumhaus, unser allererster Kuss. Hätte es diesen Bach nicht gegeben, wär uns diese ganze Scheisse nicht passiert. Ich kann mich noch gut an die Kälte erinnern, als ich dir einmal folgte, nachdem du mich alleine mit meiner Mutter gelassen hast. Ich wollte unbedingt wissen, was mein ach so cooler bester Freund in seiner Zeit trieb, die er nicht bei mir verbrachte. Ich war neugierig, aber auch unvorsichtig. So habe ich übersehen, dass die Steine rutschig waren, von all dem Moos, dass darauf wuchs und wegen dem ganzen Wasser.
Ich bin ausgerutscht, habe mir meinen Kopf angeschlagen und ging K.O. Hättest du mich nicht aus dem Wasser gefischt, wäre ich bestimmt ertrunken. Mein eiskalter, lebloser Körper wäre in den nächstbesten Fluss, nur um von dort in einen breiten Strom zu münden. Dieser Strom hätte mich früher oder später zu meinem geliebten Meer gebracht. Manchmal sagtest du, du hättest mich einfach treiben lassen sollen, so wäre ich vermutlich glücklicher geworden.
Aber du hast mir mein ganzes Glück zerstört. Jetzt, erst jetzt, nachdem du nun endgültig fort bist, sehe ich, dass ich mein Leben um dich herumbaute. Dass du und dein Leben als mein Fundament angesehen werden konnten. Und du hast mir den Boden unter den Füßen hinweggezogen.
Ich war dir gefolgt, hatte jeden deiner Schritte beobachtet, doch ich war einmal kurz abgelenkt und mein Fuß rutschte weg.
Später hast du mich angeschrien, was ich hier tat. Wieso ich hier war. Ob ich zu dumm war um gehen zu können. Dann bist du raus gestürmt um Eine zu rauchen. Ich blieb still. Mir war alles so peinlich, damals hatten sich meine Gefühle herauskristallisiert, bald darauf waren sie so klar, wie dieser verfluchter Bach höchstpersönlich.
Als du vom rauchen zurück kamst, war ich eingeschlafen. Ich war so müde und obwohl ich wusste, es war gefährlich in meinem Zustand zu schlafen, konnte ich dem Drang nicht widerstehen. Du hast geschrien und mich somit geweckt, ich fragte dich was los sei. Du hast nicht geantwortet. Ich kann mich noch so gut an deinen Blick erinnern, obwohl ich nicht mehr weiß wie du ausgesehen hast. Ist das logisch? Nein, nicht wirklich, aber bei dir war nie irgendetwas logisch.
Ich weiß noch, dein Blick war verzerrt und voller Tränen. Du hast nichts gesagt, sondern du hast bloß deine Lippen auf meine gepresst und mir den Atem geraubt, wie der Bach von vorhin. Ich schnappe nach Luft und wieder hast du mich gerettet. Unser erster Kuss. Ich musste mich nur daran erinnern und dieses Kribbeln breitet sich wieder in meinem Körper aus, selbst jetzt, so lange nachdem du schon weg bist, ist es noch da. Ich muss lachen, denn der erste Kuss von mir und Nik war so anders, als unserer. Ich habe ihm in die Lippe gebissen, nicht fest, nur so wie bei dir auch immer. Du hast das immer geliebt. Hab ich einmal kurz an deiner Lippe geknabbert, konnte ich alles von dir haben. Sonst war ich immer Wachs in deinen Händen, doch mit einem kleinen Biss, haben sich die Rollen für eine kurze Zeit getauscht.
Nik hat sich so geschreckt, dass er sich so fest in die Zunge gebissen hatte, dass das Blut nur so spritzte. Ich habe mich geschämt, weil ich es versucht hatte. Aber ich wollte dein Gefühl wieder haben. Egal wie sehr ich mich von dir ablenke, du sackerst immer wieder zurück in meine Gedanken.
Fließt, wie unser Bach, zurück in meine Gedanken, bildest in meinem Kopf einen Fluss, dann einen breiten Gedankenstrom und schließlich mündet alles, all meine Gedanken an dich, in das Meer meiner Gedanken.

Wo fängt dein Himmel an?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt