Es beginnt alles mit einem Stechen im Bauch. Einmal. So fest das ich am liebsten schreien würde, doch dann ist es vorbei und kein Laut kommt über meine Lippen, meine blauen, kalten Lippen. Die Lippen, die die Zigarette fest umschlossen hält. Ich hatte sie noch nicht angesteckt, suchte immer noch verzweifelt nach einem Feuerzeug. Durchwühlte meine Taschen, bis sich meine starren Finger um das kalte Metall schlossen, das wiederum so heiß sein konnte, dass man sich verbrannte.
Was hast du nur aus mir gemacht?! Und wer war dieses verdammte Mädchen? Mit jetzt zitternden Fingern schlossen sie sich um die kleine Schachtel, sie war etwas feucht. Gestern hatte es geregnet.
Ich lebte schon so lange hier, ich wusste wie ich mich vorbereiten musste. So hatte ich meinen Schatz in Küchenrolle eingewickelt und ihn in eine kleine Kiste gepackt um ihn vor dem zerstörenden Regen zu schützen. Ich versuchte auch mein Herz einzuwickeln, niemanden zu ihm zu lassen. Doch du hast, wie ich, einfach die Küchenrolle, den Schutz, abgezogen und deinen Schatz in Empfang genommen.
Ich lasse das Feuerzeug aufflackern. Einmal. Es geht noch, der Regen war also nicht zu schädlich gewesen.
Meine Lippen waren blau, so kalt war mir.
Ein zweites Stechen. Diesmal keuche ich, es dauert länger als das erste. Ich habe das Gefühl lebendig zu sterben. Ein weiterer Stich, diesmal in meiner Herzgegend. Ich zucke zusammen. Und dann beginnen meine Augen zu tränen. Bilden große Tränen, die sich von meiner Wimperntusche, die ich extra für dich trug, um hübsch genug zu sein, schwarz färbten. Die schwarzen Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wangen zu meinem Kinn. Hinterlassen dunkle Spuren auf meinem Gesicht. Noch ein Stich, dicht gefolgt von einem Schluchzen. Ich lasse das Feuerzeug ein weiteres Mal aufflammen, halte meine Zigarette in die kleine Flamme und ziehe an ihr. Inhaliere den giftigen Rauch, während die Tränen unaufhaltsam über meine Wangen fließen. Wer war dieses Mädchen in deinem Arm? Wieso interessierte es mich?
Weitere schwarze Tränen bahnten sich an. Ein weiterer Stich übermannte mich mit der Heftigkeit eines Pistolenschusses. Spaltete mein Herz ein weiteres Mal. Mein Herz wurde zerdrückt, von meiner Mutter. Wurde geschlagen, von meinem Vater. Wurde misshandelt, geächtet. War ungeliebt. All die Umstände hatten es verdorben, es schwarz gefärbt, hatten mir meine Jugend geraubt. Doch nie war es gebrochen. Es war mir egal, wenn meine Mutter schrie. Wenn mein Vater noch einmal ausholte und zur Flasche griff. Es war mir egal, ich hatte gelernt mich um nichts zu kümmern.Doch jetzt trug ich diese beschissene Wimperntusche, die mir in den Augen weh tat, lag am kalten, nassen Waldboden und wusste nicht wann mir der Boden unter den Füßen weggerutscht war. Wann bist du mir so wichtig geworden?
Ein weiterer Zug meiner Zigarette. Eine weitere schwarze Träne bahnt sich ihren Weg. Ich sollte mich nicht kümmern. Ich war gut im nicht kümmern. Das konnte ich. Doch als sich diese Schlampe, mit ihrem üppigen Busen über dich beugte, brach in mir etwas. Und es war mein kleines, schwarzes, verdorbenes Herz. Meine schwarze Seele schmerzte. Wie ironisch, das selbst meine Tränen schwarz waren.
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Wo fängt dein Himmel an?
Ficción GeneralEs sind Dinge, die ich dir nie erzählen konnte. Ich hätte sie dir erzählen sollen, aber jetzt ist es zu spät. Und ich glaube, es tut mir sogar leid, dass ich sie dir nicht erzählt habe. Ich weiß nicht, ob es mir leid tut. Weißt du, was das Schönste...