Der kalte Wind fühlte sich rau an meiner nackten Haut an, denn das kurze T-Shirt war selbst für unsere Region für diese Jahreszeit zu kalt. Die Gänsehaut auf meinen Armen ignorierend, sprang ich über die mit Frost überzogenen Steine, die vor kurzer Zeit den Beginn einer Liebesgeschichte besiegelten.
Ich passte auf, dass ich dieses Mal nicht von den Steinen rutschte, obwohl letztes Mal eine wilde Knutscherei daraus wurde. Gott, ich höre mich an, wie ein frühpubertierendes, kleines Mädchen, dass zum ersten Mal einen Jungen gut fand, den sie nicht bloß von Postern kannte.
Selbst die Strickleiter hoch zu deinem Baumhaus war mit wunderschönen Eiskristallen verziert. Meine schon starren Finger wollten sie berühren, ihre Schönheit erfassen, doch jedes Mal wenn nur eine kleine Spitze meiner plumpen Finger eines dieser filigranen Gebilde streifte, zerfiel es in sich.
Ich war leise, wollte dich überraschen. Doch die Einzige, die überrascht wurde war ich, als ich deinen nackten, von runden Narben übersäten Rücken, der sich über die entblößten Brüste der Frau unter ihm wölbte, sah.
Meine Atmung wurde schneller, ich bekam keine Luft und ich wusste, wenn ich nicht bald hier weg komme, würde ich diese arme Ding unter dir erschlagen. Ich hatte wirklich gedacht, du würdest das herumhuren für mich sein lassen.
Vielleicht war ja ich das arme Ding, das von deiner Schönheit geblendet auf alle deine Tricks hereinfallend, versuchte dich vergeblich zu ändern. Ich hätte wissen müssen, dass du, mein Fels in der Brandung, nicht einmal von mir, dem Meer, verändert werden möchtest.
Aber es tat weh, so verdammt weh. Mir schossen die Tränen in die Augen, wie beim ersten Mal, als ich eine Zigarette ansteckte und mir der giftige Rauch in meine Augen trat. Und es tat auch genau so weh. Jetzt bibberte ich vor Kälte die ich zuvor, vor lauter Zuneigung zu dir nicht einmal wahrgenommen hatte. Es war als hättest du mich an einem schwülen, heißen Sommertag in das eiskalte Wasser eines Löschteichs gestoßen. Es war, als wäre ich aus einem Traum erwacht, als hättest du mich von meinem Rausch befreit um mir die Augen zu öffnen. Himmel, hört sich das scheisse an.
Du hast mich gesehen, hast mich angestarrt, mit deinem undurchdringbarem Blick, der selbst wie einst im alten Griechenland alle Schiffe in Bewegung gesetzt hätte.
Und auch ich bewegte mich, endlich. Erlöste mich aus meiner Starre und taumelte zurück, fiel beinahe über irgendetwas und fing an, die Leiter wieder bergab zu klettern.
Doch dieses Mal war es anders. Ich erkannte immer noch die Schönheit und Reinheit der eisigen Kristalle, doch ich begann zu verstehen, dass ich es war, die das Wunderschöne zerstörte. So, wie ich dich zerstört habe. Weil ich dachte, ich würde das wunderschöne, in diesem Fall dich, verdienen. Und doch habe ich dich bloß mit meinen Fingern, meinen Worten, meinen Lippen und mit meiner warmen Berührung verletzt und zuletzt auch geschlachtet.
Ich rannte, hörte dein Rufen. Rutschte auf den verhängnisvollen Felsen aus und versuchte durch meinen tränenverschleierten Blick noch meinen Weg nach Hause zu erkennen. Du hast geschrien. Ich nicht geantwortet.
Doch ich wollte nicht heim, sondern ich rannte immer weiter. Vorbei an meinem Haus, indem meine Mutter mit meinem Vater schrie, weiter zu meinem Ort. In einen Wald, auf einen Felsen, kramte meine Zigaretten hervor und ich musste nicht einmal den Rauch in meine Augen bekommen um tränende Augen zu haben.
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Wo fängt dein Himmel an?
Fiksi UmumEs sind Dinge, die ich dir nie erzählen konnte. Ich hätte sie dir erzählen sollen, aber jetzt ist es zu spät. Und ich glaube, es tut mir sogar leid, dass ich sie dir nicht erzählt habe. Ich weiß nicht, ob es mir leid tut. Weißt du, was das Schönste...