Pizza und Captain Morgan

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×Pizza und Captain Morgan

Ich hab dich heute gesehen, du hast dich in mein Zimmer geschlichen. Hast dich unter meiner Decke versteckt und als ich schlafen ging, bist du geblieben. Hast dich in meinen Träumen versteckt und mir den Unterschied zwischen Realität und Fiktion genommen. Ich wollte mich bei dir entschuldigen, hatte Pizza und Captain Morgan, du hast den so gerne getrunken, ich bin mit deiner Pizza nach Hause um etwas zu holen. Und da bist du gesessen. Hast mich angesehen mit deinen wunderschönen Augen und ich brachte kein Wort heraus. Du hast nichts mehr mit mir geredet, nach dem Kuss und nachdem ich dich angeschrien hatte, ich wäre dir nichts wert und du brauchtest nur einen Zeitvertreib. Obwohl ich eigentlich sauer hätte sein können, immerhin habe ich in deinem Bett diese Schlampe erwischt und nicht du in meinem.
Dir wäre es vermutlich sogar mehr oder weniger egal gewesen. Aber meine Worte haben dich verletzt und ich machte mir solche Vorwürfe. Ich hatte es satt, dass du mich ignoriert hast und ich hab die Pizza gekauft. Und dann bist du da gesessen, nicht weit weg von meinem Zuhause und hast mich angesehen, mit deinem weichen Blick, dem ich nie wiederstehen konnte. Ich hielt dir den Pizzakarton hin und brachte kein Wort heraus.
"Was ist das?" auch deine Stimme klang rau und als wäre sie schon lange nicht mehr benutzt worden.
"Meine Entschuldigung", ich ließ mich neben dich auf die Bank fallen und vermied deinen Blick.
"Es tut mir so leid... ich weiß nicht was ich sagen soll"
Es herrschte lang Stille zwischen uns, beinahe wäre ich aufgestanden und wäre gegangen. Doch deine Hand strich ganz langsam die meine und mein Atem stockte. Selbst hier, in eisiger Kälte waren deine langen Finger warm und voller Leben. Deine Hand strich über meine, sanft. Zuerst spürte man es gar nicht, aber nach einiger Zeit verstärkte sich dein Druck ein bisschen und ich folgte deinem Spiel der Liebkosungen. Was hätte ich tun sollen? Keine Frau hätte sich deiner Schönheit entziehen können. Und so schlossen sich unsere Finger ineinander, verknoteten sich fest und ließen einander nicht mehr los. Ich begann deine Wange zu küssen, deine Bartstoppel waren länger als sonst aber es gefiel mir. Ich küsste deine Wange, du hast meine Hand zu dir gezogen und den Handrücken mit tausend kleinen Küssen übersät. Langsam entzog ich dir meine Hand und küsste weiter deine Wange, wanderte dein Kinn entlang, küsste deinen Mundwinkel. Ein Knurren erklang und du hieltest es nicht mehr aus. Deine rauen Lippen fest gegen meine gepresst. Wir konnten unsere eigenen salzigen Tränen in dem Kuss schmecken, die uns in dem Moment von den Wangen kullerten. Wir küssten uns lange, viel zu lange. Die Sonne war beinahe schon zu sehen, als du sagtest ich solle gehen. Ich wollte nicht gehen, wollte dich nicht verlassen. Doch du schicktest mich weg und ich lief nach Hause. Obwohl ich eine ganze Nacht weg war, sah mich meine Mutter nur kurz an, bis ich sofort wieder in mein Zimmer verschwand. Plötzlich standest du wieder in meinem Zimmer, hieltest mich im Arm.
Ich habe dich so geliebt. Und du hast mich einfach gehalten, mir ein Zuhause geschenkt, dann hast du dich von mir gelöst, mir einen Kuss gegeben und bist gegangen. Du hast dich nicht umgedreht und bist gegangen, nein. Ich bin aufgewacht. Ich dachte du wärst bei mir gewesen, hättest mich so wie früher beschützt. Ich blieb in meinem Bett liegen, wollte nicht aufstehen. Ich konnte immer noch deine Wärme spüren, nach so langer Zeit immer noch. Doch in dem Moment in meinem Bett war ich allein und eine Gänsehaut hatte sich über meinen ganzen Körper ausgebreitet. Ich war nicht allein, ich war aufgewacht, weil Nik an meiner Tür geläutet hatte. Ich bin Zuhause. Bei uns Zuhause. Ich schlafe auf unserer Couch, die immer noch nach dir riecht. Auch die Schränke sind voller Erinnerungen, aber langsam komme ich klar.
Und obwohl du mich immer nur in meinen Träumen besuchst, bist du hier. Du bist hier bei mir und wirst mich nie ganz verlassen können. Weil ich würde jedes Mal mit Pizza und Captain vor deiner Tür stehen und dich anflehen mich reinzulassen.

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