(Wie der Hass begann)

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"Stimmt es?", mit einem freundlichen Grinsen trat ich in das besagte Zugabteil ein.

Crabbe und Goyle folgten mir stumm. Immer noch breit lächelnd fiel mein Blick auf den Schwarzhaarigen in dem Abteil.

"Du bist wirklich Harry Potter?", fragte ich ihn neugierig.

Im Zug hatte es sehr viele Gerüchte darüber gegeben, dass Potter nach Hogwarts kommen würde. Ich hatte den Schwarzhaarigen schon vor einigen Wochen bei der Anprobe für unsere Umhänge in der Winkelgasse getroffen, hatte ihn aber für einen gewöhnlichen Schüler gehalten.

"Ja, ich bin Harry Potter", antwortete er knapp.

"Das sind Crabbe und Goyle! Ich bin Malfoy, Draco Malfoy", stellte ich mich und meine zwei Freunde lässig vor und der schlaksige Rotschopf, der gegenüber von Harry saß begann zu lachen.

Ich funkelte ihn wütend an: "Findest du meinen Namen etwa lustig? Wer du bist muss ich ja gar nicht erst fragen. Rote Haare, abgetragene Kleidung... Du bist ein Weasley, ganz klar. Hab gehört ihr habt mehr Kinder als ihr euch überhaupt leisten könnt!"

Der Rotschopf verschluckte sich aufgebracht an der Kürbispastete, die er sich ziemlich ungeniert in den Mund stopfte. Zufrieden über meinen Konter wandte ich mich wieder zu Harry und hielt ihm höflich meine Hand in. Allerdings machte er keine Anstalten auf meine Geste einzugehen.

"Du wirst schon noch merken, dass manche Familien besser sind als andere. Ich könnte dir dabei helfen dich für den richtigen Umgang zu entscheiden", fügte ich schnell hinzu.

Erkannte er mich etwa nicht mehr? Bei Madam Malkins hatten wir uns doch sogar kurz unterhalten. Er schien zwar nicht viel Ahnung von der Zauberwelt zu haben, doch er kam mir gleich sympathisch vor. Die Tatsache, dass er der berühmte Harry Potter war freute mich umso mehr.
Ich bewunderte ihn schon seit meiner Kindheit. Mein Vater hat mir oft über den Jungen-der-überlebt-hat erzählt. Er hat die Macht von... Du-weißt-schon-wem widerstanden und so den mächtigsten Zauberer unserer Zeit vernichtet!
Mein Vater hasste Potter dafür. Er war schließlich ein Anhänger von IHM gewesen. Sprechen durfte ich darüber natürlich nicht. Ich hatte unglaubliche Angst vor meinem Vater und den dunklen Mächten. Immer wenn ich etwas Falsches tat, hinterfragte oder sagte, wurde ich mit dem Cruciatus Fluch bestraft. Deshalb bewunderte ich Harry auch so. Er war einfach viel stärker als ich. Ich konnte ja nicht einmal meinem Vater die Stirn bieten. Seufzend schüttelte ich meinen Kopf. Es war nicht leicht ein Malfoy zu sein, aber wenigstens war ich kein unreines Schlammblut.

Grabbe und Goyle grunzten kurz und rissen mich aus meinen Gedanken, als Harry plötzlich anfing zu zischen: "Ich glaube, das kann ich selbst entscheiden, Malfoy! Ich weiß schon wer zur falschen Sorte gehört."

Er spuckte meinen Namen aus wie eine Krankheit. Ich spürte einen kleinen Stich in meinem Herzen und wurde rot.

"Wart's nur ab, Potter! Deine dummen Eltern haben sich auch für die falsche Seite entschieden und jetzt sind sie tot. Die wussten auch nicht, was gut für sie war. Gibst du dich weiter mit solchem Gesindel wie Weasley und Hagrid ab, dann wird das auf dich abfärben!", sagte ich langsam.

Wenn ich verletzt wurde konnte ich unglaublich gemein werden.

Weasley und Harry sprangen beide wutentbrannt von ihren Sitzen auf. Weasley's Kopf war jetzt so rot wie sein Haar.

"Sag das nochmal!", keifte er.

"Oh, ihr wollt uns schlagen?", mein freundliches Grinsen von vorhin hatte sich in ein abwertendes Schmunzeln verwandelt.

"Außer ihr verschwindet sofort", sagte Harry und ich erkannte, wie er unsicher auf Crabbe und Goyle starrte.

"Jungs, lasst uns gehen. Das hatte ich sowieso gerade vor. Hier wird mir die Luft zu stickig", ich zeigte meinen beiden Freunden mit einer Handbewegung den Stapel Süßigkeiten neben Weasley, "Wir haben unsere leider schon alle aufgegessen..."

Gierig grabschte Goyle nach den Schokofröschen, als er plötzlich aufschrie. Eine dreckige Ratte baumelte an seinem Finger. Er fuchtelte kreischend mit seiner Hand herum, bis die Ratte ans Fenster klatschte und ich schlüpfte schnell aus dem Abteil. Ich konnte Harry's Blick nicht mehr ertragen. Wieso hasste er mich so? Ich hatte ihm rein gar nichts getan. Müde schritt ich zu meinem Zugabteil und dort blieb ich auch für den Rest der Fahrt stumm sitzen. Ich konnte Abweisung nicht ausstehen.

"Erstklässler alle zu mir!", als die Zugfahrt endlich zu Ende war, trommelte uns dieser Wilde Hagrid vor dem Zug zusammen.

Mit kleinen Holzbooten gelangten wir schließlich über den See nach Hogwarts. Es sah noch beeindruckender aus als ich es mir vorgestellt hatte. Das Schloss war einfach gigantisch!

"Folgt mir bitte! Ich bin Professor McGonagall und ihr werdet gleich in eure Häuser eingeteilt. Es gibt vier Häuser. Gryffindor, Ravenclaw..."

Ich hörte dem Vortrag von der alten Hexe McGonagall kaum zu. Mein Blick fiel immer wieder zu Potter, den ich vor einigen Sekunden in der Masse Erstklässlern entdeckt hatte. Wenn wir beide nach Slytherin eingeteilt werden würden, könnten wir ja vielleicht doch noch Freunde werden!

"Mir nach", als die alte Hexe uns in die große Halle führte, wurde ich ganz aufgeregt.

Hoffentlich würde Potter nach Slytherin kommen.

"Brown, Lavender", McGonagall rief uns alphabetisch auf und uns wurde ein schmutziger Hut auf den Schädel gedrückt.

Er konnte sprechen und war in der Lage uns in die richtigen Häuser einzuteilen.

Als ich an der Reihe war, brauchte der Hut keine Sekunde ehe er ganz laut "SLYTHERIN!" brüllte.

Zufrieden stolzierte ich zum Slytherintisch und wurde freudig empfangen. Jetzt nur noch Potter und...

"GRYFFINDOR!", bevor ich mir überhaupt ausmalen konnte wie es sein würde mit Potter befreundet zu sein, wurde er auch schon zu Gryffindor eingeteilt.

Der Gryffindortisch applaudierte und pfiff begeistert.

"Wir haben Potter! Wir haben Potter!", sangen die Weasley Zwillinge und diesmal fühlte ich nicht nur einen kleinen Stich in meinem Herzen, nein, es fühlte sich so an, als hätte man es mir komplett herausgerissen.

Plötzlich trafen sich Harry's und mein Blick. Ich versuchte ihm ein Lächeln zu schenken, aber er funkelte mich nur erbost an. Wieso war er so unausstehlich zu mir? Grimmig senkte ich meinen Blick. Ich hatte jegliche Hoffnung verloren mich mit Harry Potter anzufreunden. Er war nicht länger der Held aus meinen Wunschträumen, der mich aus der Folter und Gefangenschaft meines Vaters und den dunklen Mächten meiner Familie retten konnte. Ich war nun mal ein Malfoy und er war lediglich ein Angeber, der sich für was Besseres hielt! Ich brauchte keinen Potter. Ich brauchte nur mich selbst und niemanden, der mich am Ende sowieso nur verletzen würde...

Sein eiskaltes Herz | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt