2. Unfälle passieren

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Natürlich musste ich heute direkt eine Stunde mit Potter haben. Er hatte mich weinen gesehen! Bestimmt machte er sich schon mit seiner Schlammblut Freundin und diesem Weasley über mich lustig. Wütend stapfte ich zusammen mit Pansy, Crabbe und Goyle zum Unterricht. Die Stunde würde bei dieser erbärmlichen Hütte von Hagrid stattfinden, der leider auch unser Lehrer war. Wie konnte Dumbledore nur diesen Dummkopf einstellen?

"Draco, was ist denn los mit dir? Verdammt, rede doch mit mir", flüsterte Pansy auf dem Weg zu Hagrid, aber ich ignorierte sie.

Soll sie sich doch Sorgen um mich machen. Ändern würde das sowieso rein gar nichts...

Endlich angekommen erblickte ich sofort Potter und seine dreckige Bande. Ich warf ihm meinen fiesesten Blick zu und er verdrehte nur seine Augen. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen, damit ich ihn bloßstellen konnte und er nicht mehr daran dachte, dass ich heute morgen vor ihm geweint hatte.

"Kommt mit, Kinder!", rief Hagrid übertrieben fröhlich und führte uns an den Rand des verbotenen Waldes.

"Eh, wie soll man diese Bücher öffnen?", fragte ich verwirrt und hielt mein 'Monsterbuch der Monster' nach oben und schaute Hagrid missbilligend an.

"Man streichelt es natürlich", brummte dieser und ich wandte mich genervt ab.

Unsicher wuschelte ich durch das Fell am Einband des Buches. Es begann zu knurren, aber nun konnte ich es öffnen ohne von diesem Ding gebissen zu werden. Bei Neville hingegen sah es nicht so gut aus. Er war ja so ein Trottel! Kaum zu glauben, dass er im gleichen Haus  war wie Potter.

"Also ich finde Hagrid's Unterricht bisher ziemlich amüsant", hörte ich plötzlich Schlammblut Granger kichern.

"Lustig? Pah", zischte ich ungläubig und Granger, Weasley und Potter drehten sich fast gleichzeitig zu mir um.

"Wartet nur ab bis mein Vater erfährt, dass Dumbledore so einen unfähigen Schwachkopf zum Lehrer ernannt hat!", lachte ich abwertend und Crabbe und Goyle stellten sich zustimmend grunzend neben mich.

Immer mehr Schüler versammelten sich um uns und auf einmal lief Potter schnurstracks auf mich zu.

"Halt deine Klappe, Malfoy!", sagte er laut und blieb nur wenige Schritte vor mir stehen.

Die Schüler aus Slytherin begannen zu grölen. Angespannt zog ich eine Augenbraue nach oben und baute mich nur Zentimeter von Potter entfernt auf.

Ich war einen knappen Kopf größer als er, also beugte ich mich ein Stück nach unten und flüsterte Potter ins Ohr: "Wenn du jemandem von heute morgen erzählst, bring ich dich um."

Ich spürte Potter's Angespanntheit und, verdammt, er roch so unglaublich gut. Schnell trat ich wieder ein paar Schritte zurück. Hoffentlich hatte er nicht gemerkt, dass ich an seinen Haaren gerochen hatte. Ich brauchte ganz dringend etwas, damit ich den ach so tollen Potter bloßstellen konnte. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass er ziemliche Angst vor Dementoren hatte. Angeblich war er auf der Zugfahrt deshalb sogar ohnmächtig geworden!

Schnell setzte ich ein besorgtes Gesicht auf, zeigte zitternd hinter Potter und schrie ganz laut: "Dementor! Dementor!"

Alle Köpfe drehten sich panisch um und meine Freunde und ich zogen unsere Kapuzen tief ins Gesicht, hoben provozierend unsere Hände und lachten die Gryffindors schadenfroh aus. Harry's Gesicht wurde knallrot. Das war eindeutig ein Sieg für mich.

"Kinder", brummte Hagrid plötzlich und wir wandten uns gespannt zu ihm.

Er führte hinter sich eine ziemlich hässliche geflügelte Kreatur her und klopfte ihr dümmlich grinsend auf den Rücken.

"Ein Hippogreif", sagte er, "Ziemlich biestig, die Tiere. Wunderschön, aber sehr eigenwillig. Also, wer will zuerst?"

Natürlich versuchte Potter sein Glück als aller erstes und verbeugte sich vor diesem Vieh, wie Hagrid es gesagt hatte. Schnell stieß ich einige Gryffindors von mir weg, um bessere Sicht zu haben. Genüsslich biss ich in meinen Apfel, als das geflügelte Monster anfing sich nervös aufzubäumen. Dummer Potter.

"Ruhig, ruhig", flüsterte Hagrid zu dem Hippogreif und Potter beugte sich noch tiefer runter.

Der Hippogreif verbeugte sich schließlich ebenfalls und ohne zu zögern setzte Hagrid Harry auf den Rücken dieses Monsters. Wütend starrte ich Potter hinterher, während der Hippogreif sich in die Luft erhob und mit ihm durch die Bäume davonflog.

"Der kommt zurück", zwinkerte Hagrid, "In der Zeit besprechen wir die Seite 34 im Buch!"

"Von wegen biestig", zischte ich zu Pansy, "Wetten diese Hippogreife sind zahm wie Eulen?"

Pansy kicherte nur. Sie fand einfach alles komisch was ich sagte. Dafür, dass sie gute Noten schrieb war in ihrem Kopf erstaunlich wenig drin, aber wenigstens war sie relativ hübsch und sie war fast genauso gemein wie ich. Vielleicht sollte ich sie mit nach Hogsmeade nehmen. Das würde mich auch ganz sicher von diesem lästigen Potter ablenken.

Vorsichtig stupste ich Pansy mit meinem Ellbogen an: "Parkinson, wie wärs? Du, ich, Hogsmeade, nächste Woche?"

Ihre braunen Augen weiteten sich überrascht und sie begann glücklich zu lächeln: "Natürlich doch!"

"Schön", murmelte ich zurück und widmete mich wieder meinem Buch.

Nach einer viertel Stunde kam der Hippogreif im Sturzflug zurück zu uns und landete mitsamt dem überglücklich lachenden Potter auf der Lichtung.

"Harry, der Hippogreif mag dich wirklich sehr. Du bist etwas ganz besonderes!", schwärmte der fette Hagrid und wuschelte Potter väterlich durchs Haar.

Besonders. Wenn ich dieses Wort schon höre. Harry Potter der Auserwählte. Er war ja so unglaublich besonders! Pah, dass ich nicht lache. Wütend stieß ich ein paar Schüler zur Seite und lief selbstsicher auf den Hippogreif zu.

"Du bist gar nicht so gefährlich, nicht wahr?", fauchte ich und stellte mich wutentbrannt vor das geflügelte Vieh.

"Malfoy, nein!", brüllte Hagrid noch, aber es war zu spät.

Der Hippogreif bäumte sich kreischend auf und attackierte mich! Schreiend fiel ich nach hinten auf den Waldboden und schlug mit meinem Kopf ziemlich unglücklich auf. Schmerzen durchzuckten meinen Arm und meinen Hinterkopf. Ich sah nur noch Sterne.

"Ich sterbe, ah...", keuchte ich theatralisch als ich einen bitteren Blutgeschmack in meinem Mund bemerkte.

"Zurück, zurück", hörte ich Hagrid noch panisch rufen, ehe er mich mit seinen fetten Pranken hochhob.

"Ich lass sie einsperren...", wimmerte ich, "Sie und ihr blödes Drecksvieh!"

"Shh", zitterte Hagrid, "Ich bringe dich in den Krankenflügel. Du wirst es überleben. Verdammt, ich bin ein furchtbarer Lehrer. Es tut mir so leid, ich-"

"Unfälle passieren eben, Hagrid. Das ist nicht deine Schuld! Dieser Idiot ist doch selbst verantwortlich für seine Arroganz!", schrie Potter plötzlich, doch ich war nicht in der Lage darauf irgendetwas zu antworten.

Mir wurde schwindlig. Ich hörte noch Pansy, wie sie mir irgendetwas hinterherrief und dann wurde alles um mich herum schwarz...

Sein eiskaltes Herz | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt