8. Allein

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2 Monate später

Harry war wie erstarrt. Wie in Zeitlupe sah er Draco's vorwurfsvolles Gesicht an ihm vorbeiziehen. Blut tropfte von den Lippen des Slytherins. Am liebsten wäre er dem Blonden sofort hinterhergerannt, hätte ihm die Tränen und das Blut aus dem Gesicht gewischt und... Hermine's und Ron's Jubeln rissen Harry zurück in die Realität.

"Du hast ihn geschlagen", murmelte er und versuchte ein falsches Lächeln aufzusetzen.

Hermine nickte nur. Harry wusste, dass sie Malfoy nur aus einem einzigen Grund geschlagen hatte; nicht wegen der Hinrichtung Seidenschnabels, so wie Ron dachte, nein, es war wegen des Kusses. Sie war die einzige Person, der Harry etwas von der unglaublich beunruhigenden Situation während des Nachsitzens erzählt hatte. Draco hatte sich seit dem wie noch ein viel größerer Idiot aufgeführt und das Dreiergespann zusammen mit Pansy unfaßbar schlimm schikaniert.

"Kommt, Jungs", sagte Hermine knapp und warf Harry einen letzten, fast schon mitleidigen Blick zu, "Wir müssen weiter."

***

Meine zitternde, wimmernde Stimme schien das ganze Badezimmer zu erschüttern. Meine Nase fühlte sich gebrochen an und von meiner aufgeplatzten Lippe tropfte unaufhörlich Blut.

"Diese Muggel Schlampe!", zischte ich und spuckte mit Tränen in den Augen Blut in eins der alten Waschbecken.

Ich wusste, dass ich hier ungestört war. Dieses Mädchenklo wurde schon gemieden bevor hier letztes Schuljahr die Kammer des Schreckens geöffnet wurde. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich eine kalte Hand auf meiner Schulter spürte.

"Warum weinst du denn so fürchterlich?", ertönte eine schwache, hohe Mädchenstimme hinter mir.

Ungläubig drehte ich mich um: "Was willst du, Myrte?"

Das Geistermädchen schwebte zu dem blutigen Waschbecken während ihre eisigen Finger über meine blutigen Lippen strichen.

"Ich habe noch nie einen Jungen so herzzerreißend weinen sehen", seufzte sie und setzte sich auf den Rand des Waschbeckens.

"Verschwinde", zischte ich nur.

Ich wollte allein sein.

"Harry Potter hat auch mein Herz gebrochen. Er wollte einfach nicht für mich sterben", säuselte Myrte und lehnte sich gegen den zerbrochenen Spiegel, der über dem blutverschmierten Waschbecken hing.

"Hau endlich ab!", schrie ich aufgebracht und schlug mit meiner Faust gegen den Spiegel.

Ich spürte sofort tiefe Schnittwunden in meiner Hand und sank schluchzend auf dem nassen Boden und zwischen den Scherben zusammen. Myrte schwebte nur einige Minuten schweigend um mich herum, bis sie schließlich ihre Arme um mich legte und ihre Kälte sich in meinem ganzen Körper ausbreitete.

"Du willst gar nicht allein sein. Du willst einfach nur jemanden, der deinen Schmerz versteht...", flüsterte sie und mich überkam eine Gänsehaut.

Myrte hatte recht.

Sein eiskaltes Herz | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt