1.1 Schmerz

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Stumm saß ich auf dem Rand der Badewanne und ließ mir von Mutter das Blut aus dem Gesicht wischen. Ich wollte es selbst tun; ich fühlte mich wie ein kleines Kind weil sie es tat, doch ich war zu kraftlos um ihr das nasse Tuch aus der Hand zu reißen und sie hinaus zu schicken.

"Du sollst ihm doch nicht widersprechen", flüsterte Mutter und ich spürte wie ihre Hände zitterten, während sie mein Gesicht reinigte, "Schau dich doch nun mal an. Denkst du es macht ihm Freude dich zu bestrafen? Er will doch nur das Beste für dich..."

Wut stieg in mir auf, doch ich sagte nichts. Mutter tat mir leid. Sie war geblendet. Niemals würde sie sich eingestehen ein sadistisches Monster geheiratet zu haben.

"Ich weiß, dass du es nicht erträgst mich so zu sehen. Geh wieder runter zu Vater", seufzte ich schließlich doch schwach.

Sie nickte erleichtert und drückte mir das mit Blut getränkte Tuch in die Hand.

Bevor sie das Badezimmer verließ, strich sie mit gesenktem Blick über den Türrahmen und murmelte abwesend: "Das Holz muss wieder poliert werden..."

Dann schloß sie vorsichtig die Tür. Ich legte meinen Kopf in den Nacken um das Nasenbluten zu stoppen und begann still zu weinen. Mein Gesicht war völlig ruhig, aber es flossen immer mehr Tränen über meine heißen Wangen. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und mein ganzer Körper schmerzte. Der Cruciatus Fluch ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

"Crucio, Crucio, Crucio..."

Ich wollte mir nicht noch mehr Schmerzen zufügen, jedoch hatte ich mich nicht länger unter Kontrolle. Viele nehmen an man würde schluchzend und schreiend am Boden kauern wenn man sich selbst verletzt, doch mich beruhigte der Schmerz und das warme Blut auf meiner Haut. Ich hatte diesen Schmerz unter Kontrolle, ich konnte kontrollieren wo oder wie tief ich mich schnitt. Es war einfach befreiend, fast schon puritanisch.

"Du bist ein Schwächling...", hauchte ich über meine zitternden Lippen und versenkte die Klinge meines Taschenmessers ein weiteres Mal in meiner Haut.

Immer wieder ertönte die Stimme meines Vaters in meinem Kopf:

Du bist schwach. So unfassbar schwach. Habe ich einen Sohn gezeugt oder eine Tochter? Weinen tust du auf jeden Fall wie ein Weib, Draco.
Draco Malfoy. Du beschmutzt unseren Namen mit deiner Schwäche.

Und dann wieder: Crucio!

Es war merkwürdig aber ich genoss den Schmerz meiner Klinge. Es war das Einzige über das ich in meinem Leben bestimmen konnte. Ich ganz allein. Nicht Pansy, nicht Potter, nicht mein Vater und nicht einmal der dunkle Lord. Dieser Schmerz gehörte mir ganz allein.

Sein eiskaltes Herz | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt