11.

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' Ich rannte. Wo ich war? Keine Ahnung.Mein Atem war hektisch und unregelmäßige. Es war alles so dunkel. Ich konnte nichts erkennen. Schließlich ertastete ich eine Wand vor mir. Meine Beine knickten ein und ich ließ mich auf den Boden nieder sinken. Meine Augen schlossen sich und ich umklammerte mein Gesicht mit beiden Händen.
Mir war kalt. Plötzlich erbebte der Steinboden unter mir und ich erstarrte.
Die Angst überfuhr mich. Mein Herzschlag verschnellerte sich.
Als es wieder aufhörte, atmete ich erleichtert aus.
Etwas zwang mich meine Augen aufzuschlagen und in die Dunkelheit zu blicken.
Auf einmal nahm ich violette Augen vor mir wahr.
Sie waren voller Zorn und Hass.
Ich gab keinen Mucks von mir.
Das Licht ging an, eine Öllampe, die in der Mitte des Raumes auf dem Boden stand.
Die violetten Augen waren verschwunden.
Ich war in einem kleinen Raum.
Ich musste vorhin wo anders gewesen sein. Aber wie war das Möglich?
《H-harry? Bist du da?》fragte ich verunsichert.
Keine Antwort. Stille umhüllte den Raum.
Tausende Fragen quälten mich.
Warum bin ich hier? Wer oder was hatte mich hier her gebracht?
Langsam konnte ich meine Augen aus Müdigkeit nicht mehr offen halten und schloss sie langsam.
Ein schriller Schrei ertönte und ich schreckte auf. Ein Mädchen mit schwarzen Haaren die ihr quer durchs Gesicht hiengen, sah mich geschockt und überrascht an.
Wir tauschten nur blicke, keine Worte.
Sie wimmerte leise vor sich hin, vielleicht hatte sie Schmerzen.
Ein langes rotes Shirt, das bis zu ihren Knien reichte, bedeckte ihren dünnen, mageren Körper.
Das Gesicht konnte ich nicht erkennen. Ihre Hautfarbe war ziemlich blass. Auf einmal ergriff sie das Wort.《Nimm dich in Acht!》 sagte sie hektisch.
《Vor wem?》fragte ich gespannt und etwas erstaunt.
《Du darfst nicht zu ihm! Pass auf, er sieht dich immer! Pass auf!》schrie sie mich an.
Plötzlich verschwomm meine Sicht.
Es wurde dunkel.
Ich wusste nicht was dieses Mädchen mit dieser Warnung sagen wollte aber, ich werde es bestimmt schon irgendwie herausfinden.'
Langsam öffnete ich die Augen.
Ich hatte geträumt, es war kein Alptraum, aber was es war wusste ich auch nicht richtig. Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder an die Umgebung gewohnt, und war komplett aus dem Traum erwacht, da er mir so real vorgekommen war.
Ich streckte mich und stand auf. Wo war bloß Harry?...
Wintermantel, Schal, Mütze und Schuhe von Harry zog ich an und ging aus der Haustür. Ein bisschen die Beine vertreten, das brauchte ich jetzt unbedingt.
Die Winterluft stieg mir ins Gesicht und ich zitterte, da musste ich jetzt durch. Es bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht.
Die Vögel zwitscherten fröhlich umher und die leblosen Baume bewegten sich durch den Wind.
Der Schnee unter meinen Füßen knirschte. Ich erblickte einen wunderschönen breit flächigen See, der einefroren war. Das Eis glänzte in der Sonne.So ein herrlicher Winter! Ich kniete mich an das eingefrorene Ufer. Mit meinem Zeigefinger zog ich sanfte Linien in das Eis.
Plötzlich machte ich etwas anderes, mit meinem Fingernagel zeichnete ich Buchstaben.
H-A-R-R-Y-♡
Ich lächelte die "Zeichnung" an.
《Hey, Lust auf Schlittschuh fahren?》sprach irgendwer hinter mir. Vor Schock hielt ich mir eine Hand vor den Mund und drehte mich langsam um. Da stand Harry, grinsend und mit zwei Paar Schlittschuhen in der rechten Hand. Erleichtert senkte ich meine Hand wieder.《Ja natürlich!》sagte ich erfreut und lachend. Er streckte mir seine freie Hand hin und ich nahm sie dankend an.
Wir zogen uns die Schlittschuhe an und begaben uns aufs Eis. Am Anfang war ich noch etwas wackelig, aber mit der Zeit fand ich mich wieder ein. Das letzte mal als ich Schlittschuh laufen war, vor etwa zwei Jahren, hatte ich es echt drauf. Ich konnte sogar ein paar Tricks! Harry war ein Naturtalent, er spazierte über das Eis wie eine Fee... mit ein bisschen Fantasie!
Wir liefen Hand in Hand und es war einfach wunderschön.
Das Eis war dicker als ich gedacht hatte und trug uns mit einer Leichtigkeit. 《Gefällt dir mein Mantel?》lachte er. 《Ja der ist echt schön und gibt sehr warm!》lachte ich ebenfalls. 《Du kannst ihn behalten》sagte er sanft. 《Danke! Lust auf ein Wettrennen?》grinste ich spielerisch. 《Mit Vergnügen !》lachte er.
Wir stellten uns an das Ende des See's und zählten gemeinsam runter.
10,
9,
8,
7,
6,
5,
4,
3,
2,
1,
Go!
Sofort schlitterten wir beide über das Eis, wie zwei Raketen.
Gleich waren wir schon bei der Hälfte. 《Mich kriegst du nie!》rief Harry und überholte mich.
Nun waren wir nur noch ein paar Meter auseinander, doch ich holte wieder auf. Knapp hinter Harry stellte ich mir selber das Bein und stolperte. Auf einmal spürte ich Schmerzen am Bein. Ich lag auf dem harten Boden und kämpfte um wieder hoch zu kommen, aber ich hatte versagt.
Harry bemerkte das ich hier regungslos lag.
Sofort legte er eine andere Richtung ein und kam auf mich zu.
《Chenna alles ok??》schrie er verzweifelt.
《Ja, mir geht's gut》log ich.
《Na komm erstmal wieder hoch》sagte er beruhigend.
Harry stützte mich und half mir hoch. Ich stand wackelig auf den Beinen. Wir gingen ans Ufer und er setzte mich im Schnee ab. 《Mein Bein tut weh!》sagte ich schließlich mit einem verzogenen Gesicht und knirschenden Zähnen. 《Ich bringe dich nach Hause》nuschelte Harry. Er zog mir die Schlittschuhe aus, seine Schuhe an und trug mich zu ihm nach Hause. Mein Kopf versank in seiner Brust und ich fühlte mich wohl.

Mit Messern spielt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt