Prolog

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"Ganz ruhig, mein Kleiner. Wenn du zappelst tut es viel mehr weh."

Doch seine Worte jagten mir nur noch mehr Angst ein. Verzweifelt riss ich an den Ketten, die mich auf dem Tisch festhielten. Meine Hand- und Fußgelenke scheuerten dabei auf, aber dieser kleine Schmerz war nichts im Vergleich zu dem, der gleich folgen würde.

Ich wollte ihn anschreien aufzuhören. Ich hätte vor ihm gebettelt. Mein Stolz war mir egal. Es zählte nur noch diese Schmerzen nicht noch einmal zu spüren. Das würde ich nicht aushalten. Aber mein Mund war zugeklebt. Nur gedämpfte Schluchzer drangen nach außen. Wann ich mit weinen begonnen hatte, wusste ich garnicht mehr. Es war egal. Die Tränen flossen einfach unaufhörlich. Und sie würden erst versiegen, wenn dieser Albtraum hier ein Ende hatte. Aber ich sehnte schon so lange die Rettung herbei und niemand kam. Ich war es leid zu warten. Genauso wie ich es leid war ihm ausgeliefert zu sein. Ich konnte einfach nicht mehr. Körperlich wie geistig.

Als seine feuchten Hände über meinen nackten Rücken strichen zuckte ich angewiedert zusammen. Es war so erniedrigend. Ich fühlte mich so beschmutzt, dass kein Wasser und Duschgel der Welt mich wieder reinigen könnte.

Kurz darauf zuckte ich wieder zusammen und stöhnte schmerzerfüllt auf. Noch ein Schlag landete auf meinem Hintern. Diesmal verkniff ich mir jeden Ton.

"So ist's gut. Schön brav sein, sonst muss ich dich bestrafen", säuselte er mit seiner widerlichen Stimme. Allein bei ihrem Ton würde ich am liebsten Kotzen. Und wie er immer von Bestrafungen sprach. Alles, was er mir antat war für mich eine Strafe. Eine Strafe für eine Tat, von der ich nichts wusste. Und wieder stellte sich mir die eine Frage, die ich mir wohl schon zum millionsten Mal vorgetragen hatte. An die ich mich klammerte, um nicht ganz den Verstand zu verlieren.

Warum ich? Warum zur Hölle hatte er sich ausgerechnet mich ausgesucht?

Einmal als er mich zu seiner Belustigung unter Drogen setzte hatte ich ihn gefragt. Und er hatte mir geantwortet. Doch die Antwort war nicht das, was ich erwartet hatte. Sie war viel grauenhaften, viel verstörender, viel erniedrigender als ich es jemals für möglich gehalten hatte. Sie zerstört einen Teil von mir. Ich konnte damals in diesem Moment spüren, wie etwas in mir zerbrach. Und nur noch eine Hülle meiner selbst zurückließ...

"Ich denke das sollte reichen." Verwirrt sah ich auf. Und hätte mich übergeben, wenn mein Mund nicht zugeklebt und mein Magen nicht leer gewesen wäre. Mein Peiniger, mein Albtraum zog gerade eine Metallstange aus dem Kaminfeuer. An ihrer Spitze befanden sich drei gusseiserne Letter. Seine Initialen. Sie glühte noch von der Hitze des Feuers. Ich wollte gar nicht wissen, wie heiß sie waren. Aber gleich würde ich es.

Langsam ging er mit diesem verhassten Grinsen auf mich zu. Panisch zerrte ich an den Fesseln und schüttelte immer wieder den Kopf, während die Tränen überzulaufen schienen. Alles, nur das nicht.

Doch er war da anderer Meinung. Mit der freien Hand drückte er auf einer kleinen Fernbedienung rum und die Fesseln zogen sich enger. Mein Körper wurde noch flach auf den großen Tisch gepresst. Das raue Holz fühlte sich kühl unter meiner erhitzten Wange an. Aber es würde niemals kalt genug sein, um mich vor dem glühenden Eisen zu retten.

Noch einmal strich er über meinen Rücken, bevor seine Finger direkt über meinem Hintern verweilten. "Hier wird es stehen. Dass du endlich mir gehörst. Ganz allein mein bist."

Und dann, dann verbrannte ich, während man mir gleichzeitig tausende von Messer in den Körper rammte. Ich schrie, ich weinte, ich wimmerte. Mein Körper versuchte irgendwie zu entfliehen, sich zu wehren, kam aber nicht gegen die Fesseln an. Doch das alles nahm ich nur am Rande war. Das schlimmste war sein Lachen. Sein grausames Gelächter. Ich hörte es nicht nur, ich nahm es in mich auf. Ich atmete es ein. Wie Gift. Und als mich die Ohnmacht dann endlich überkam, war es schon zu spät. Es hatte meinen Geist vergiftet und sich auf ewig in ihm eingenistet. Er hatte sein Ziel erreicht. Selbst wenn man mich finden und von ihm wegholen sollte, würde er immer in meinem Kopf sein. Mir immer zeigen, dass ich nicht vor ihm fliehen konnte. Mir zeigen, dass ich sein war.

8. November 2015

Fire with Fire [LGBT] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt