"So. Da wären wir."
Auf dem gesamten Weg von der Höhle zu unseren Zimmern hatte ich Rileys Hand gehalten. Auch jetzt noch, obwohl wir stehen geblieben waren, schmiegte sich seine Handfläche in meine. Und scheiß auf den Kitsch, den ich früher immer gehasst hatte, aber es fühlte sich einfach verdammt gut an. Seine Hand strahlte eine Art Wärme aus, wie ich ihr noch nie zuvor begegnet war. Heiß und dennoch so angenehm, dass man sich einfach nicht an ihr verbrennen konnte. Seine Hitze traf auf meine, vermischte sich mit ihr und ließ sie in die Höhe steigen. Ich schwitzte innerlich.
Um mir dies aber nicht anmerken zu lassen -damit der Abend so schön endete, wie er begonnen hatte- deutete ich mit meiner freien rechten auf die Tür, die im Gang vor uns auf eben derselben Seite lag.
"Dein Zimmer für heute Nacht", erklärte ich ihm lächelnd.
"Und wo schläfst du?" Mit einem Grinsen im Gesicht drehte ich mich um hundertachtzig Grad. "Oh, scheinbar genau gegenüber." Gespielt überrascht sah ich von meiner Tür, zu ihm, zu seiner Tür. Er verdrehte nur kopfschüttelnd die Augen, aber ich meinte ein leichtes Schmunzeln in seinem Gesicht ausgemacht zu haben. Doch im nächsten Moment war dieses schon wieder verschwunden und hatte einer ernsten, aber dennoch nicht beunruhigt wirkenden Miene Platz gemacht.
"Danke für heute Abend", flüstere er fast schon und zog die Mundwinkel nach oben. "Es war wunderschön."
"Du musst es nur sagen und ich sorge dafür, dass jeder folgende Abend so wird." Die Kirsche auf dem Sahnehäupchen wäre es natürlich gewesen, wenn wir nur ein Zimmer, sprich ein Bett gehabt hätten, sei es auch nur um darin wirklich zu schlafen, aber ich wollte Riley zu nichts drängen. Und ich glaube, er war über die getrennten Zimmer auch froh.
"Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen", erwiederte er bloß bevor er sich verschmilzt lächelnd vorlehnte. Und ehe ich mich versah legte er seine Lippen hauchzart auf meine, nur um sich im selben Moment wieder zu lösen und mit einem "Gute Nacht. Schlaf schön" in seinem Zimmer zu verschwinden. Mich völlig perplex zurück lassend.
Verzweifelt versuchte ich mein Gehirn zu erreichen. Was war eben passiert? Ach ja, Riley hatte mich geküsst. Wenn auch nur flüchtig, aber er hatte es getan. Die Information sickerte nur langsam zu mir durch. Als mein Gehirn sie dann aber endlich entschlüsselt und gelesen hatte ging es ganz schnell. Mein Puls schwoll rasant an, während mein Herz gegen meinen Brustkorb schmetterte und meine Atmung der eines krepierenden Nilpferdes glich. Und das alles nur wegen des nicht mal einsekündigen Kontaktes unserer Lippen.
Ganz ruhig, Jason. Tief durchatmen. Du bist schließlich sonst auch nicht so. Das war nur die Überraschung und der Schockmoment. Das redete ich mir jedenfalls im Versuch mich zu beruhigen ein. Aber es half nicht. Ich brauchte Feuer. Jetzt sofort!
Fast schon hektisch riss ich meine Zimmertür auf und stürzte nach drinnen. Doch mein Aufenthalt hier war nur von kurzer Dauer. Keines Blickes würdigte ich die luxuriöse Einrichtung. Ich hatte nur die gläserne Terrassentür vor Augen. Und nachdem diese offen war die von Steinen umkreiste Erdfläche inmitten der Graswiese, auf welche ich nun zutorkelte. Das Holz stapelte sich schon in der Mitte der kahlen, noch von letzten Mal rußigen Fläche, was mir eine kleine Erleichterung verschaffte, denn es wurde echt knapp. Meine Hände zitterten schon leicht, als ich mein Feuerzeug aus der Hosentasche zog und aufklappte. Die kleine Flamme zuckte im sanft nächtlichen Wind hin und her, was auch ihre Ungeduld zeigte. Noch einmal sah ich mich zur Sicherheit um, ob ich auch wirklich allein war, dann gab ich dem kleinen Feuer meinen Befehl.
Die Flamme leuchtete einmal freudig auf, bevor sie sich aus ihrem Metallkäfig löste und, einen feurigen Schweif hinter sich herziehend, auf die Holzpyramide stürzte. Es dauerte nur Sekunden dann stand diese in Flammen, während der Auslöser brav zu mir zurück schwebte und sich wieder einsperren ließ. Klackend fiel das Deckengehäuse zu und ich steckte meinen kleinen Freund wieder ein. Nur um mich dann endgültig der Pracht vor mir zuzuwenden. Ihren Anblick tief in mich, bis hin zum Grund meiner Seele einzusaugen. Denn er hatte etwas gottgleiches an sich. Magisch entfachtes Feuer war das lebendigste von allen, denn es wurde durch die Gefühle des Entzünders zum Leben erweckt. Und in mir rangen gerade so viele verschiedene Emotionen miteinander, dass sie drohten überzuschwappen. Dementsprechend wild waren auch die Flammen vor mir. Gierig stürzten sie sich auf die Holzscheite um durch die Nahrungszufuhr noch geballtere Kräfte freizusetzen. Um noch höher in den Himmel aufragen zu können. Wunderschön und gefährlich zugleich. Es wirkte so zart und zerbrechlich. Jeden Moment könnte es in sich zusammenfallen und erlöschen. Und doch biss es zu, wenn man ihm zu nahe kam. Tödlich. Blutrot. Doch diese Farbe versteckte sich hinter anderen. Orange und Gelb in all ihren Stufen und Schattierungen. Erst im entscheidenden Moment zeigte sich das teuflische Rot.
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Fire with Fire [LGBT] ✔
FantasyTo defeat fire you have to become fire... "Warum denkst du, dass ich mir ein Märchen gewünscht habe?" Verwirrt unterbrach ich meinen egoistischen, wie sehnsüchtigen Gedankengang. "Was?" "Warum denkst du, ich will einen Ritter oder Prinzen, der mich...