Schnell schaue ich wieder auf den Boden, doch in dem Moment streicht er mir mit einer Hand meine Haare hinters Ohr.
Als er meine Tränen entdeckt, nimmt er mich vorsichtig in den Arm.
Eigentlich lasse ich mich von niemandem berühren, aber das hier hat irgendwie ein so tröstliches Gefühl, sodass ich es gewähren lasse.
Er streichelt mir sanft über den Rücken. Ich wehre mich nicht. Es fühlt sich gut an, er fühlt sich gut an. Seine Brust ist breit und seine Arme stark und mir kommt der Gedanke, dass er mich so gut beschützen könnte. Ich fühle mich bei ihm sicher und geborgen.
So geborgen, dass mir, bevor ich es verhindern kann, ein tiefer Schluchzer heraus bricht. Schnell halte ich mir die Hand vor den Mund, doch die Tränen fließen ungehindert nach.
Langsam schiebt er mich weg und ich flüsterte leise
"Nein...".
Er soll mich nicht loslassen, denn so ist das Gefühl der Geborgenheit
plötzlich weg und ich fühle mich schutzlos.Er sieht mich wieder mit einer Mischung aus Besorgtheit, Traurigkeit und Wut an, doch er scheint es gehört und verstanden zu haben.
Der Mann nimmt mich wieder in den Arm, fester als vorhin und ich lehne meinen Kopf an seine Brust und er seinen auf meinen Kopf.
Ich weiß nicht, wie lange wir so verharren, aber meine Tränen laufen unaufhaltsam weiter aus mir heraus, aber jetzt nicht mehr, weil ich so eine Traurigkeit verspüre, sondern, weil ich so froh bin, dass er da ist und auf mich aufpasst, zumindest gerade. Aber, so sehe ich mit Schrecken, laufen meine Tränen geradewegs auf sein Shirt, auf dem schon ein sehr großer nasser Fleck zu sehen ist.
Bestimmt hat er es schon bemerkt, will mich aber nicht loslassen. Ich lächle unbewusst und ich spüre, wie meine Tränen langsam versiegen. Offensichtlich hat mein Körper keinen Nachschub mehr.
Als ich mir sicher bin, (okey, bin ich mir nicht) dass ich ihn loslassen kann, ohne in Tränen auszubrechen, löse ich mich vorsichtig von ihm. Sofort hüllt mich meine Traurigkeit wieder ein, doch ich versuche sie runter zu schlucken.
Entschuldigend blicke ich ihn an und zeige auf den Fleck, da ich meiner Stimme nicht traue.
Er winkt ab und zieht mit einem Ruck sein Shirt aus, sodass ich sein Tatto auf seiner rechten Schulter sehen kann. Es ist ein in Flammen stehender Baum. Er sieht schön aus, fast schon eine Beschreibung meines inneren, nur dass die Eiszeit fehlt.
Er bemerkt meinen Blick und lächelt unsicher, und ich versuche zurück zu lächeln, was aber bestimmt eher wie eine Grimasse aussieht.
"Ich hole mir schnell ein frisches Shirt, okey?", fragt er mich und schaut direkt in meine Augen. Als ich schwach nicke, geht er schnell in einen anderen Raum und kommt wenig Minuten später in einem weißen Shirt wieder.
Währenddessen ziehe ich meine Beine an und schlinge die Arme um sie. Ich lege den Kopf auf die Knie und starre irgendwohin in die Luft.
Als er sich wieder neben mich setzt zucke ich kurz zusammen. Ich sehe ihn an und kann kaum den Blick abwenden, seine Muskeln zeichnen sich sehr deutlich durch das Shirt.
Nach einer kurzen Pause, in der wir uns gegenseitig anschauen, wobei ich wohl eher starre, räuspert er sich.
"Entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Noah, und du?", fragt er mich sanft.
Ich blicke ihn mit meinen eisblauen Augen an und bringe ein
"Laury"
zu Stande. Er nickt und betrachtet mich schweigend eine Weile.
Ich fühle mich aus irgendeinem Grund unwohl und schaue auf meine Hände, die ich verschränkt habe. Meine Haare fallen mir über die Schulter, nur um wenig später wieder von seinen langen warmen Fingern hinters Ohr gestrichen zu werden.
Ich spüre seine Blicke auf mir und als ich zu ihm aufsehe, lächelt er mich warm an, sodass kleine Grübchen auf seinen Wangen erscheinen. Ich schaue ihn einfach nur an und er erwiedert meinen Blick. Plötzlich klingelt sein Handy und er schrickt auf. Schnell angelt er das Handy aus seiner Hosentasche und sieht auf den Bildschirm und wieder zu mir.
"Du..kannst schon rangehen", bringe ich heraus und schaue wieder auf meine Hände. Es fühlt sich komisch an, ihn zu duzen, aber hey, ich sitze hier bei einem Fremden zu Hause und finde es komisch, ihn zu duzen?!
Ich höre wie er aufsteht und seinen Anruf entgegen nimmt. Noah geht ein bisschen weiter in die Wohnung und ich höre nur kleine Gesprächsfetzen. Offenbar sein Mitbewohner.
Als er wenig später wieder kommt, sehe ich zu ihm hoch. Er lehnt an der Tür und sieht mich nur an.
"Eh, Laury? Soll ich... Soll ich dich nach Hause bringen?".
Als er das Wort Zuhause sagt, beginne ich unbewusst zu zittern. Ein Mein Zuhause gibt es nicht. Ich bin mir sicher, das sollte in einem 'Zuhause' nicht passieren. Ich muss mich schütteln, als ich an das denke und verbiete es mir sofort. Ich starre nur an die Wand und habe ganz vergessen, dass er etwas gefragt hat.
Als er sich leise räuspert, sehe ich ihn an und es fällt mir wieder ein. Mit großen Augen schüttele ich schnell meinen Kopf. Nein, nein! Ich will nicht nach Hause, nein, bitte nicht!
"Nein, bitte! Bitte nicht, nicht nach Hause! Ich tue alles, bitte nicht!", bricht es flüsternd aus mir. Unbewusst war ich von dem Stuhl auf den Boden gerutscht und knie jetzt fast vor ihm.
Mit großen Augen sieht er mich an und kommt langsam auf mich zu. Ich kann seinen Blick nicht identifizieren, doch er kommt immer weiter auf mich zu und setzt sich neben mich. Ich werde an seine starke Brust gedrückt und er flüstert:
"Was ist passiert? Willst du darüber reden?".
Ich verkrampfe mich und er lässt mich schlagartig los, wahrscheinlich dachte er, ich würde nicht wollen, dass er mich umarmt, doch ich kann, besser gesagt, ich darf nicht darüber reden, weswegen ich mich verkrampft habe.
Ich ziehe ihn wieder zu mir und vergrabe das Gesicht an seiner Brust.
Plötzlich werde ich hoch gehoben und ich schaue ihn mit großen Augen an. Er drückt mich weiterhin an sich.
"Willst... Willst du hier schlafen?", fragt er mich unsicher und bevor ich darüber nachdenken kann, nicke ich. Er lächelt und drückt mir einen kleinen Kuss auf meinen Haaransatz. Ich erschaure und bekomme eine Gänsehaut. Feuer strömt von der Stelle, an der er mich geküsst hat, durch meinen ganzen Körper.
Er bekommt das alles nicht mit und legt mich vorsichtig auf eine weiche Unterlage. Ich liege auf einem Bett, das wohl unbenutzt ist. Es ist groß, wa sich an Betten liebe.
Noah sieht unsicher auf mich hinunter.
"Ich, ehm, ich kann dir Sachen zum schlafen geben, wenn du willst..."
Ich lächele und nicke. Er grinst schief und geht aus dem Zimmer. Ich bleibe in der Position liegen und schaue an die Decke. Es wird schön sein, mal nicht 'Zuhause' zu schlafen, eine kleine Verschnaufpause. Zum Glück ist Vater gerade nicht da....
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Hallo, ihr Lieben!
Ich wünsche euch schon mal eine Gute Nacht <3<3<3
Fühlt euch umarmt! <3
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Shelter
Jugendliteratur~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich liege still in meinem Bett, wage nicht zu atmen, oder ein Geräusch von mir zu geben, ich starre einfach nur auf meine Türklinke. Ich habe Angst, dass er wieder kommt, dass mitten in der Nacht die Klinke zu meinem Z...