Ich laufe, nein - ich renne.
Es ist dunkel, stockdunkel außer den schwach leuchtenden Straßenlampen am Rand und den Sternen. Sie leuchten hell und klar. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich kann sie nicht stoppen oder aufhalten, wie bei einem Fass, zu dem man den Stöpsel verloren hat.
Niemand ist unterwegs. Ich höre nichts, außer das Aufkommen meiner Schuhe auf der Straße und meinem schnellen Atem mit den unterdrückten Schluchzern.
Ich habe kein Zeitgefühl, weiß nicht, seit wie vielen Stunden ich in meinem Bett liegen müsste. Ich weiß nicht, ob erst Sekunden oder Minuten vergangenen sind, oder gar Stunden. Ich weiß nicht einmal, wo ich hier bin, und es interessiert mich auch nicht. Das Einzige was ich denke ist: Renn - Schneller - Weit weg - Wieso tut das so weh?
Wie ein Art Mantra zieht es durch meinen Kopf und verursacht mir Kopfschmerzen.
Plötzlich werde ich wütend - wütender, als ich schon bin. Ich schreie meine unterdrückten Schluchzer heraus, greife mir das nächst Beste, was ich in die Finger kriege und werfe es um mich.
"WIESO?!" brülle ich mit schmerzverzerrter Stimme. Ich renne, schreie, weine - alles gleichzeitig. Es fühlt sich so verdammt gut an. So befreiend, je weiter ich gehe, je mehr ich weine, schreie und Sachen um mich werfe.
Jetzt renne ich nicht mehr. Ich gehe langsam die Straße weiter hinab, ohne zu wissen, wo sie mich hinführt. Die Tränen laufen mir weiter die Wangen hinunter und ab und zu schreie ich meinen Schmerz hinaus.
Urplötzlich schlingen sich zwei starke Arme um mich und hinderen mich daran, weiter zu laufen. Kurz trete ich um mich, doch dann lasse ich es sein. Ein Gefühl breitet sich in mir aus, das ich nicht beschreiben kann. Sollte ich nicht eigentlich schreien? Um mich treten? Angst haben? Doch nichts davon tue ich und ich habe auch keine Angst.
Ich werde langsam ruhiger. Es ist komisch, aber ich fühle mich sicher. Meine langen Haare fallen mir ins Gesicht, als ich in diesen starken Armen erschlaffe. Ich spüre einen muskulösen Körper, der mich an sich drückt. Der weiche Atem der Person, die mich immernoch fest umschlungen hält, kitzelt leicht die Haut an meinem Hals.
Die Person sagt nichts, lässt mich einfach zur Ruhe kommen. Mein Atem wird ruhiger. Wir stehen noch immer mitten auf der Straße. Ich scbaue nach oben. Im wolkenklaren Himmel sehe ich die Sterne strahlen, sie sehen wie eine geheime Zuflucht aus. Ich muss lächeln. Genauso fühlt es sich an, wie ein Zufluchtsort fühlen sich diese Arme an. Ein Windzug lässt mich erzittern. Ich habe keine Jacke an, die muss ich an dem Ort gelassen haben, von dem ich herkomme. Langsam geben meine Beine nach und ich sinke auf den Boden.
Der Griff um mich wird fester und die starken Arme heben mich hoch. Sie tragen mich an den Rand der Straße, schwach beleuchtet durch eine alte Straßenlaterne, die so wirkt, als könnte sie jeden Moment ihren Geist aufgeben. Die Person setzt mich vorsichtig auf den Boden, den Rücken an die Wand, damit ich nicht umfalle. Ich fühle mich müde und leer. Das Rennen, Schreien, Weinen und der unfassbare Schmerz haben mich ausgelaugt.
Im schwachen Schein der Laterne sehe ich meine Umgebung. Alte verlassene Lagerhäuser aus Backstein säumen die Straße. Dann schweift mein Blick zu der Person mit den starken Armen und dem muskulösen Körper.
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Shelter
Teen Fiction~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich liege still in meinem Bett, wage nicht zu atmen, oder ein Geräusch von mir zu geben, ich starre einfach nur auf meine Türklinke. Ich habe Angst, dass er wieder kommt, dass mitten in der Nacht die Klinke zu meinem Z...