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Oh mann. Warum hatte er mir das nicht erzählt? Diese Frage quälte mich noch den ganzen Tag, bis ich den Auftrag bekam, James einen Brief zu bringen.Ich wollte zu gerne wissen, von wem er war und was darin stand. Selbstverständlich sollte er auf einem kostbaren silbernen Tablett überbracht werden. Langsam hasste ich es andere Leute zu bedienen. Aber bei James, war das was anderes. Ich klopfte an seiner Tür. "Herein!" sagte seine wundervolle Stimme. Ich trat ein. "Oh Charlet. Welch eine erfreuliche Überraschung. Was führt dich zu mir?" fragte er. "Ich soll dir diesen Brief hier übergeben." Ich hielt ihm das Tablett hin und er nahm den Brief in die Hand. "Er ist von meinem Vater. Komisch." Ich knickste und wollte gerade zur Tür gehen, als er mich zurückhielt. "Charlet. Du musst doch nicht gehen. Du sollst wissen, was mein Vater mir mitzuteilen hat." Er lächelte mich an, ich lächelte zurück und er faltete den Brief auseinander. Zuerst weiteten sich seine Augen, dann schoben sich seine Augenbrauen zusammen. "Das gibt es doch wohl nicht! Vater will eine Frau für mich aussuchen. Als ob ich das nicht alleine schaffen würde! Und er hat auch schon eine. Ich soll sie heute Abend bei einer Oper in der Royal Albert Hall kennenlernen. Was für eine Unverschämt heit!" Ich zuckte zusammen. Einerseits war ich froh, dass James mich nicht angelogen hatte, er hatte es schließlich nicht gewusst, doch dass er heute Abend schon ein Mädchen kennenlernte, gefiel mir überhaupt nicht. "Was ist los?" fragte er beunruhigt und ging auf mich zu. "Du hast davon gewusst nicht war?" Ich nickte. "Also hat es dir mein Vater schon erzählt." Ich nickte wieder. "Hör zu. Ich werde zwar gezwungen da heute Abend hinzugehen, aber ich muss ja nicht mit ihr rumknutschen." Er zwinkerte und hob mein Gesicht, dass ich in seine Augen schauen konnte. "Ich liebe dich und ich werde garantiert nichts mit diesem Mädchen anfangen, egal was mein Vater sagt." Ganz überzeugt, war ich allerdings nicht. "Aber wenn sie doch hübscher ist als ich?" fragte ich. "Wird sie nicht...Hm warte mal. Damit du dir ganz sicher sein kannst, dass ich nichts mit ihr anfange, besorge ich dir eben auch eine Karte für heute Abend. Na? Wie klingt das?" Ich lachte. "Klingt verlockend, aber diese Uniform ist das schickeste wasich besitze. Was soll ich denn anziehen? Die lachen sich doch alle kaputt, wenn ich in meinen Lumpen daherkomme." "Dann schicke ich dich eben zu meiner Schneiderin. Sie soll dir so schnell sie kann ein Kleid nähen." Jetzt hatte ich eindeutig ein schlechtes Gewissen. "Aber ich kann das doch nie im Leben bezahlen!" klagte ich. "Du musst es nicht bezahlen. Es ist ein Geschenk." flüsterte er und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss. "Danke." hauchte ich. "Ich sage meinem Vater, dass ich dir freigegeben habe. Die Schneiderin ist im 2.Stock die letzte Tür links." "Vielen,vielen Dank. Wie kann ich das bloß wiedergutmachen?" "Das tust du, indem du heute Abend mitkommst. Ohne dich ist alles nur halb so schön." Er küsste mich nochmal. Ich erwiederte ihn. Nach einer Ewigkeit löste er sich von mir. "Ich glaube du musst jetzt gehen, damit das Kleid bis heute Abend noch fertig wird." Ich zog eine Schmoll-Lippe. "Na gut. Dann bis heute Abend." "Bis heute Abend."

Die Schneiderin lächelte, als ich ihr die Geschichte erzählte und sis versprach mir, kein Wort gegenüber Mister Kingston zu verlieren. Sie nahm unmengen von Maßen von meinem Körper und sagte, dass ich eine Stunde zuvor kommen sollte, damit sie mich zurechtmachen konnte. Sie versprach mir auch sich um meine Haare und den Rest zu kümmern. Ich mochte sie. Ich lief nachhause und berichtete meiner Mutter von der Einladung. Sie war begeistert, doch ihr Zustand verschlimmerte sich Tag für Tag.

Als ich schließlich um kurz vor sieben wieder in der Schneiderei erschien, steckte mich die Schneiderin in eine Korsage. Sie war so eng, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Als ich mich nach einer dreiviertel Stunde schließlich im Spiegel betrachtete, traute ich meinen eigenen Augen nicht. Das Kleid war dunkelblau und mit tausenden kleinen Glitzersteinchen verziert.Der überdemensional große Rock, war aus Tüll und hatte hinten eine kleine Schleppe. Meine Haare hatte sie hochgesteckt, zwei Strähnen links und rechts rausgelassen und diese gelockt. Meine Haut gepudert und die Lippen blutrot angemalt. "Du siehst wunderschön aus." Sagte die Schneiderin. "Ach übrigens habe ich dir eine Kutsche bestellt. Sie erwartet dich am Hintereingang. Die Karte hat James mir schon gegeben." Sie reichte mir die Karte. "Viel Spaß." sagte sie. "Vielen Dank! Ich kann das nicht wiedergutmachen!" "Brauchst du nicht, Schätzchen. Und jetzt los!" Sie zwinkerte mir zu.
Die Kutsche stand schon da. Schnell stieg ich ein.
Keine 15 Minuten später hielten wir vor der Royal Albert Hall. Ich entstieg der Kutsche und trat ein. Drinnen war ein Gewusel! Ich schaute auf meine Karte aber ich hatte keine Ahnung, wo ich lang musste. Also fragte ich einen Herren, der so aussah, als würde er hier arbeiten. "Zur Königsloge bitte drei Treppen nach oben." Waaas??? Hatte ich da gerade "Königsloge"verstanden? Die Karte musste ein Vermögen gekostet haben. "Äh vielen Dank." stotterte ich. "Gerne schöne Frau." erwiederte der junge Mann. Ich wurde rot, doch für so etwas hatte ich keine Zeit.
Als ich schließlich in der Königsloge angekommen war, und meinen Platz gefunden hatte, betrachtete ich das Theater. In der Kuppel hing ein riesiger Kronleuchter mit tausenden Kristallen. Ich beschloss wieder auf meinen Platz zu gehen. Ich hatte mich noch nicht hingesetzt, als James mit seinem Vater und dem fremden Mädchen hereinkam. Er hatte einen schwarzen Anzug an, der ihm sehr gut stand. Das Mädchen hatte schwarze, lange und offene Haare und trug eine Kleid aus roséfarbenem Tüll. Also hübsch, war sie schon. James setzte sich neben mich und die Fremde in die Mitte zischen ihm und seinen Vater. Er sah mich an und seine Kinnlade klappte herunter. Ich wurde rot. Er zwinkerte mir zu. Bevor Mister Kingston etwas bemerkte, formte er mit den Lippen 'In der Pause auf der hinteren Toilette.' Dann redete das Mädchen auf ihn ein.

Hey Leute!
Erstmal ein riesiges DANKE für all die vielen Reads und Votes. Das bedeutet mir wirklich sooo unendlich viel. Ich hoffe, dass ich am Wochende noch ein weiteres Kapitel schreiben kann. Bis bald, eure Chocolat_live♡♡♡

Zwischen Asche und GoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt