Eine Geschichte von Hogwarts

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Eine Stunde später liege ich tatsächlich dort, weitere zwei Stunden später ist es im Gryffindor Turm völlig still. Alle sind inzwischen eingeschlafen.

Ich wälze mich von einer Seite auf die andere, stehe schließlich auf und gehe ins Badezimmer.

Mein Gesicht ist blass und ich sehe müde aus aber ich scheine noch keine Aussicht auf Schlaf zu haben, also entscheide ich in die Bibliothek zu gehen. Dank der vielen ehemaligen Hauselfen die inzwischen in Hogwarts arbeiten ist sie die ganze Nacht geöffnet.

Ich ziehe mich leise an und verlasse den Turm.

Die Gänge sind mit freundlichem Kerzenlicht erleuchtet und für diese Jahreszeit sind die Temperaturen fast noch angenehm. Bald wird man sich nicht mehr ohne Wintermantel durch die Flure bewegen können.

Als ich in der Bibliothek ankomme ist es 23:00 und außer dem netten Elf hinter dem Ausgabeschalter, sind noch drei andere mit dem Sortieren der Lehrbücher beschäftigt.

Ich werde freundlich begrüßt und mir wird mitgeteilt, dass ich bis auf einen weiteren Besucher allein bin und mich ruhig ausbreiten soll.

Also schlendere ich langsam durch die Regalreihen.

Ich will "Eine Geschichte von Hogwarts" lesen, zum 9. Mal. Es beruhigt mich. Dieses Buch ist wie ein zu Hause für mein Gehirn. Und ich werde sicher müde davon werden.

Natürlich kenne ich den Standort des Buches ganz genau, aber es fühlt sich so gut an durch die Gänge zu wandern und als ich das nächste Mal abbiege gähne ich das erste Mal wohlig während ich voll in den einzigen anderen Besucher, der mir ja von den Elfen angekündigt wurde, hineinrenne.

Ich bin so erschrocken dass ich mein Gegenüber mit beiden Händen von mir stoße. Ich bin nicht sehr kräftig, aber der Überraschungsmoment ist eindeutig auf meiner Seite. Der einzige andere Gast der Hogwarts Bibliothek sitzt vor mir auf dem Boden, geschockt.

"Gott Granger bist Du irre?"

Malfoy! Was habe ich nur heute mit ihm?

"Entschuldige," bringe ich heraus und will an ihm vorbei ohne ihm ins Gesicht zu sehen. Wenigstens wird mir dann ganz sicher nicht schlecht.

"Schon gut"ist seine Antwort als er sich aufrappelt. Worauf ich nicke und schnell weiter gehe.

Ich hatte ihn nicht ausgerechnet für jemandem gehalten der sich nachts mit Büchern umgibt. Schon gar nicht mit solchen aus der Bibliothek.

Fünf Minuten später sitze ich in einer der Leseecken mit Kamin und schlage mein Buch auf. Es ist nicht so, dass ich nicht auch eine neue Ausgabe davon in meinem Zimmer hätte, aber ich liebe den Geruch von alten Büchern, besonders von diesem.

Ich habe bereits einige Seiten gelesen, als sich jemand räuspert.

"Was ist," frage ich und ich will genervt klingen, tue es aber nicht. Ich sehe von meinem Buch auf direkt in Malfoys Gesicht. Die Übelkeit kommt nicht zurück.

"Würde es Dir etwas ausmachen wenn ich hier sitze,"fragt er.

Mein Gesicht muss ein einziges Fragezeichen sein, denn er grinst und mir fällt auf dass ich ihn zwar schon oft habe grinsen sehen aber dass dieses Mal irgendetwas fehlt...

"Wir leben in einem freien Land," antworte ich und ziehe meine Füße eng an meinen Körper, was in diesem Augenblick völlig bescheuert ist, wie eine Einladung neben mir auf diesem Sofa zu sitzen obwohl noch zwei Sessel frei sind. Vor meinem geistigen Auge gebe ich mir selbst eine Ohrfeige.

Ich senke meinen Blick auf das Buch und er setzt sich tatsächlich in die andere Ecke des Sofas, nimmt die gleiche Position ein wie ich und schlägt ebenfalls ein Buch auf.

Alles Was Wir SindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt