Was wir sind (Dracos Perspektive)

932 39 0
                                    

Rein äußerlich hat sich natürlich nichts verändert. Sie haben die Schule wieder genauso hergerichtet wie sie war. Eine der richtig guten Sachen an Magie ist, dass man beinahe alles wiederherstellen kann. Aber was mit Gebäuden und Dingen einfach ist, funktioniert mit Menschen nicht. Die Seelen magischer Geschöpfe unterscheiden sich überhaupt nicht von denen jedes anderen Lebewesens auf der Erde.
Sie funktionieren gleich.

Geht in uns etwas kaputt, dann ist es mühselig es wieder aufzubauen und manchmal auch unmöglich.

Als ich nach den Kämpfen das erste Mal unser Haus betrat hatte ich dass Gefühl ich würde in einem Schraubstock stecken. Mein Vater war bereits verhaftet und eingesperrt, meine Mutter in Trauer aufgelöst und nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Und ich?
Ich hatte gar nichts.
Nichts an dem ich besonders gehangen hatte und nichts an das ich anschließen konnte.

Es dauerte zwei Wochen bis meine Mutter mitbekam dass ich Hilfe brauchte und sich mir zu Liebe zusammenriss.

Sie schickte mich ins St.Mungos nachdem ich aufgehört hatte zu essen und manchmal auch zu Trinken vergaß.

Dort hockte ich drei Tage auf meinem Bett, unfähig meinen Koffer auszupacken, unfähig auf die Fragen zu antworten die die Ärzte mir stellten.

Irgendwann kam eine ältere Krankenschwester in mein Zimmer, die ich vorher nie gesehen oder zumindest nicht wahrgenommen hatte, stellte ein Tablett mit Essen auf meinen Nachttisch, setzte sich auf einen Stuhl neben mein Bett und sah mich an, als würde sie auf irgendetwas warten.

"Kann ich was für Sie tun," blaffe ich, überrascht dass ich überhaupt noch eine Stimme habe.

Sie lächelt.

"Ach was, der junge Mann kann sprechen."

Sie steht auf und öffnet mein Fenster, das Licht dass auf mein Bett fällt ist so hell, dass es mir in den Augen wehtut.

"Ich bin Schwester Mel, komme gerade aus dem Urlaub und man hat mir mitgeteilt Du wärst ein schwerer Fall.
Posttraumatische Belastungsstörung!
Also... so nennt man Dich auf dem Flur, vielleicht verrätst Du mir Deinen richtigen Namen."

"Sie haben meine Krankenakte. Sie wissen wer ich bin!"

Sie lächelt wieder.

"Tja Schätzchen und Du kannst das Schild auf meinem Kittel lesen, trotzdem habe ich mich Dir vorgestellt. Das nennt man Benehmen."

Diese Frau ist anstrengend, soviel ist klar.

"Draco Malfoy."

"Ah."

Natürlich ist ihr Ton wissend. Der Name meines Vaters und der einiger Anderer verurteilter Todesesser standen im Tagespropheten. Einige wurden eingesperrt, andere sind flüchtig, wieder andere tot.

Sie stellt meinen Koffer in den Schrank und wechselt meine Bettwäsche als wäre ich überhaupt nicht da. Ich muss vom Bett aufstehen, weil sie solange an den Laken zerrt bis ich nachgebe.

Als ich aufrecht stehe wird mir schwarz vor Augen und ich greife gerade noch rechtzeitig nach einem der Bettpfosten und schaffe es auf einem Hocker zu landen, der zum Glück in meiner Nähe steht.

Daraufhin reicht sie mir ein Stück Toast von meinem Essenstablett ohne mich anzusehen.

"Iss etwas. Du wirst Dich noch umbringen Junge."

Und zu meiner Überraschung nicke ich und beiße in das Brot. Es ist trocken und das Kauen tut weh.

"Kaffee,"fragt sie.

Ich nicke und sie reicht mir eine Tasse. Inzwischen hat sie aufgehört sich mit meinen Laken zu beschäftigen und sieht mich wieder an.

Als ich einen Schluck von dem Kaffee nehme habe ich auf einmal das Gefühl nie etwas Besseres getrunken zu haben.

Alles Was Wir SindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt