Ein Malfoy und eine Granger

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Wochenlang sitzen wir jede Nacht in der gleichen Leseecke auf dem Sofa vor dem Kamin. Manchmal sprechen wir überhaupt nicht, nicken uns nur zu. Irgendwann lächeln wir uns an wenn wir uns sehen. An manchen Abenden ist es schon sehr spät wenn wir dort auftauchen, es sind die Abende an denen wir versucht haben direkt einzuschlafen oder an denen in unseren Gemeinschaftsräumen noch lange etwas los war.

"Was willst Du tun wenn die Schule vorbei ist," fragt er eines Abends.

Ich war völlig in mein Buch versunken und bin überrascht dass er mich anspricht.

"Entschuldige...was meinst Du?"

"Na wenn die Prüfungen durch sind und wir den Abschluss haben. Was willst Du dann tun?"

"Ich bin noch nicht sicher. Ich könnte mir vorstellen noch ein GastSemester in einer der anderen Zaubererschulen zu machen, vielleicht sehe ich mir aber auch ein bisschen die Welt an. "

Er erwidert nichts darauf, also stelle ich die Gegenfrage.

"Und Malfoy?Was willst Du werden wenn Du mal groß bist?"

Ich grinse über meine eigene Wortwahl. Draco ist ziemlich groß, im Gegensatz zu mir beinahe ein Riese.

Er grinst zurück.

"Es gab Zeiten da wollte ich ein Heiler werden, am St. Mungos."

"Du?"rutscht mir heraus.
Ich habe gehört wie ich geklungen habe und es tut mir sofort leid. Ich will mich entschuldigen aber er kommt mir zuvor.

"Was soll dieser Ton Granger, du scheinst ja genaue Vorstellungen davon zu haben was zu mir passt!"

"Entschuldige,"sage ich,"ich wollte das so überhaupt nicht sagen!"

"Doch,"spuckt er aus,"Du wolltest es genauso sagen.Ich weiß was Du über mich denkst."

Er ist aufgesprungen und ich weiche unwillkürlich in meine Sofaecke zurück, was ihm offenbar auffällt, denn er setzt sofort noch etwas hinterher.

"Du hälst es für eine gute Tat hier mit mir Zeit zu verbringen. Wem hast Du schon davon erzählt Granger?"

Aha. Da ist der Draco Malfoy den ich kenne. Sein Blick ist eiskalt und sein Tonfall abschätzig.

Plötzlich spüre ich die Wut, die sie mir in der Therapie beschrieben haben und ich stehe vom Sofa auf. Es ist mir egal wie groß dieser Mann ist, ich werde mich nicht wegducken wie ein kleines Mädchen.

"Ich habe überhaupt niemandem davon erzählt dass ich Dich hier treffe!
Und nein, ich halte es nicht für eine gute Tat es zu tun. Ich habe auch keine Zeit zu verschenken, schon gar nicht an jemanden der mich beleidigt und angesehen hat als wäre ich Ungeziefer seit ich ihn kenne. Du wirst mich niewieder so ansehen!"

Er macht einen Schritt auf mich zu, wir sind nur Zentimeter voneinander entfernt. Ich weiche nicht zurück.

"Ich kann Dich ansehen wie ich will Granger!"

"Und wer gibt Dir das Recht dazu, Arschloch?"

Plötzlich grinst er arrogant.

"Weißt du was ich gut finde Granger?"

Ich verschränke meine Arme vor der Brust und hebe nur die Augenbrauen.
Was?!

"Du hast Mumm! Mein Gott, ich erinnere mich sehr gut an den Tag als Du mir mitten ins Gesicht geschlagen hast. Und du kamst überhaupt nur dran weil ich in einer Senke stand."

Natürlich erinnere ich mich auch daran. Ich war so unfassbar wütend auf ihn und war so provoziert von seinem selbstgefälligen Grinsen. Ich konnte überhaupt nicht anders, er hatte es so sehr verdient. Er hatte quasi darum gebettelt.

"Ich würde Dich jederzeit wieder schlagen Malfoy, selbst wenn ich mir vorher eine Fußbank besorgen müsste."

Jetzt lacht er und es ist ein Lachen dass ich noch nie von ihm gehört habe. Es ist ein Geräusch von dem ich weiß, dass ich es auf jeden Fall wieder hören möchte.

"Du bist eine sture Zwergin, Granger!"

Ich zucke mit den Schultern.
Na vielen Dank!

"Also bist Du ein Arschloch und ich eine sture Zwergin. Ich kann damit leben, was ist mit Dir?"

Ich strecke ihm meine Hand entgegen, als wollte ich mich vorstellen. Irgendwie kommt mir diese Geste passend vor.

Er starrt meine Hand an.

"Wie kommst Du darauf dass ich Dir die Hand reichen will Granger?"

"Du hockst hier seit Wochen mit mir rum. Glaub mir, Du willst mir die Hand reichen."

Er lacht nocheinmal das Lachen das mir so gefällt und ich lächle.

Da greift er nach meiner Hand und schüttelt sie.

"Draco Malfoy, Arschloch,"sagt er förmlich.

"Hermine Granger, angenehm!"

"Du hast die Zwergin vergessen Granger."

"Übertreibs nicht Malfoy,"sage ich während wir uns wieder setzen

"Und?" frage ich schließlich,"was ist nun mit deinem Wunsch ein Heiler zu werden passiert ?"

Nach diesem Abend ist es plötzlich ganz normal. Wir denken nicht darüber nach. Immer wenn wir die Bibliothek verlassen bringt er mich bis in meinen Flur. Und jedesmal wenn er weggeht sehe ich ihm nach. Ich mag seinen Gang und schüttele jedes Mal den Kopf über mich selbst.
Ich versuche nicht hinzusehen und tue es doch jedesmal. Und wenn ich mich trauen würde nur einen Moment länger zu schauen würde mir auffallen, dass er sich nach ein paar Metern nochmal umdreht.

Ich spreche nicht darüber dass ich mich nachts mit ihm treffe, aber es beeinträchtigt mich auch nicht sehr.
Für meine Mitschüler und Freunde bin ich der selbe Mensch der ich immer war.
Ja, wir alle tragen unsere Erinnerungen an die Kämpfe aber wir wissen wer wir sind und wo wir hingehören, zumindest sind wir uns ziemlich sicher.

Aber immer wenn ich die Slytherins betrachte glaube ich, dass es für Malfoy eine ganz andere Sache ist.

Von seinen Freunden sind Blaise Zambini und Pansy Parkinson übrig, wie eng er mit den anderen war kann ich nicht sagen da ich mich nie damit befasst habe.

Aber er wirkt abwesend auf mich, unbeteiligt, gelangweilt während der Essenszeiten die wir Anderen nutzen um, uns auszutauschen.

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