Die Wünsche der Anderen

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Nach dem Abendessen bin ich totmüde. Ginny berichtet mir in der Dunkelheit von dem Brief den sie von Harry bekommen hat.

"Ron fragt nach Dir,"sagt sie plötzlich.

"Schreib ihm Grüße,"antworte ich.

"Das ist alles, willst Du ihm nicht schreiben?"

Tatsächlich verspüre ich nicht den geringsten Drang danach.

"Nein. Ich glaube nicht dass es eine gute Idee wäre."

"Wieso nicht?"

Eine unschöne Erinnerung an unseren letzten gemeinsamen Abend poppt in meinen Gedanken auf.

Ich hatte den ganzen Tag gepackt, meine Bücherliste gecheckt und war so aufgeregt gewesen endlich wieder nach Hogwarts zu gehen, da anzuknüpfen wo ein riesiges schwarzes Loch war, eine Brücke darüber zu bauen und sie tatsächlich zu überqueren.

Ron hatte geklopft und ich hatte ihn ins Zimmer gebeten. Ginny war mit Harry auf einem Spaziergang und der Rest der Familie beschäftigt...

"Willst Du es Dir nicht nocheinmal überlegen,"beginnt er mit seinen Händen tief in den Hosentaschen.

"Was will ich mir überlegen?" zugegeben, ich schenke ihm nicht viel Aufmerksamkeit weil ich mich gerade an einem Zauber versuche um all meine Bücher im Koffer unterzubringen.

"Ob Du hierbleiben und an dem Trainingsprogramm teilnehmen willst."

Ich halte inne und blicke ihn entgeistert an.

"Warum sollte ich das tun. Ich will meinen Schulabschluss."

"Weil Du lieber mit mir zusammen sein willst vielleicht?
Hermine, unsere letzten Zeiten in Hogwarts waren so düster.
Wie kannst Du dorthin zurückwollen? Wir sollten hier ein stinknormales Leben anfangen, uns zusammen eine Wohnung suchen, arbeiten.
Nur wir."

Er kommt näher und schließt mich in seine Arme, vergräbt sein Gesicht an meinem Hals und küsst mich knapp unterhalb meines Ohrs. Sofort spüre ich seinen dringlichen Wunsch, nicht nur den danach nicht von mir getrennt zu sein, sondern auch den nach allem was man als Paar eben tut wenn man dem Teenageralter langsam entwächst. Ich erstarre, überrascht von dem sofortigen Drang ihn von mir zu stoßen.

Verdammt er ist mein Freund. Ich sollte ihn küssen wollen, ich sollte von ihm berührt werden wollen, ich sollte auch mit ihm schlafen wollen. Also schliesse ich die Augen und gebe ihm nach. Vielleicht wird sich alles auflösen wenn wir es erst tun.

Frauen wird gesagt, dass das erste Mal sie verändert, dass danach nichts mehr so ist wie vorher, dass es ein wichtiges und einschneidenes Ereignis im Leben ist.

Und welcher Zeitpunkt dafür sollte besser sein als der letzte Tag meines Besuches im Fuchsbau, der Tag des Abschiedes. Jedes Mädchen würde das romantisch und perfekt finden, ein Geschenk, ein Versprechen für die Zukunft.

Ich konzentriere mich, ich achte auf jede meiner Bewegungen, darauf wie ich küsse, wie ich ihn berühre. Es hilft, es hilft gegen den immernoch in mir schwelenden Drang zu brüllen:"Lass Deine Hände von mir!"

Das hier ist Ron, mein Ron. Der süße, tollpatschige, aufrichtige und polterige Freund den ich liebe vom ersten Tag an.
Was zur Hölle ist nur mit mir los?

Irgendwann realisiere ich dass ich auf meinem Bett liege, dass ich tatsächlich völlig nackt bin und dass "es" jeden Moment passieren wird. Und als Ron sich eines meiner Beine um die Hüften legt breche ich plötzlich in Tränen aus, hysterisch, unfähig auch nur einen einzigen meiner Schluchtzer irgendwie zu unterdrücken.

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