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„Ich verstehe immer noch nicht warum dieser Replikator tausend verschiedene Tomatensuppen produzieren kann, aber keinen vernünftigen Nudelauflauf zu Stande bringt..." Hörte Chakotay einen jungen Fähnrich zu seinem Kollegen sagen. Er schüttelte amüsiert den Kopf und setzte sich mit einem einfachen Salat an einem der Fensterplätze. Die Voyager hatte kürzlich erst einen Halt an einem kleinen Urlaubsplaneten gemacht, und Chakotay hatte sogar den Captain dazu gebracht sich auf der Oberfläche etwas die Beine zu vertreten. Trotz der kurzen Entspannungsphase jedoch, bemerkte Chakotay, welcher als erster Offizier viel mit der Crew zu tun hatte, dass sich immer noch viele Crewmen nach der Heimat sehnten, sei es nun die Erde oder Betazed. Langsam, aber sicher hatte er aber den Eindruck, dass Leute anfingen die USS Voyager als ihre Heimat anzuerkennen. Es war ein schleichender Prozess, aber die Crew gewöhnte sich an die Umstände, und was am wichtigsten für die momentane Situation war; die Crew begann nicht mehr zwischen Flotte und Marquis zu unterscheiden, sondern eine neue, effizientere Einheit zu bilden. Ein Crewmitglied im speziellen schien jedoch noch nicht sich mit der Lage anfreunden zu wollen. Kathryn gab sich, so hatte er ihr Verhalten interpretiert, selbst die Schuld an allem, und bereute es zu tiefst jene Entscheidung gemacht zu haben. Chakotay wusste es hatte keinen Zweck sie vom Gegenteil zu überzeugen; dass niemand hätte eine richtige, oder eine falsche, Entscheidung treffen können. Er kannte sie nun seit etwa einem Jahr. Vielleicht sogar weniger. Und trotzdem schien ihm, als wäre er einer der wenigen an Bord, die den Captain tatsächlich verstanden. Er realisierte, dass diese Gedanken ziemlich egoistisch waren, aber dennoch ließ ihn der Eindruck Kathryn war die einsamste Person an Bord nicht los, und irgendetwas in ihm drängte ihn praktisch dazu, diese neuen Gefühle und Auffassungen zu erforschen.

Die Brückencrew war voll besetzt, und in allen Ecken wurden kleine Gespräche und Plappereien geführt, während der beruhigende Herzschlag des Warpkerns und die Geräusche der restlichen Plasmaleitungen eine, für Sternenflottenoffiziere, entspannte Wohnzimmer-Stimmung schufen. Auch Lieutenant Paris und Ensign Kim waren in eine aufgeregte Konversation verwickelt, allerdings via kleiner Nachrichten, welche über die, eigentlich anderweitig zu benutzenden, Konsolen verschickt wurden.
'Holodeck - 20:00?' Flickerte Toms Nachricht auf Harrys Schirm auf.
'Hab morgen die erste Schicht...' Harry warf Tom einen entschuldigenden Blick zu, als dieser sich mit einem Kopfschütteln zu ihm umdrehte.
'Das kann ja nicht Ihr Ernst sein, Harry. Kommen Sie schon, das wird lustig!'
Harry wollte sich gerade überreden lassen, und Zusagen, als eine andere Meldung auf seiner Konsole ihn davon abbrachte.

Ein aufgeregtes Piepsen der Sensoren sorgte für das plötzliche Verstummen der Schwätzchen. Captain Janeway, die sich gerade intensiv mit Chakotay über Paris' Chez-Sandrine-Programm auf dem Holodeck unterhalten hatte, was diesem mit Stolz zu Ohren kam, sah auf. "Was ist los, Mister Kim?" Fragte sie, und straffte ihre Schultern. Der Junge Ensign sah etwas verwirrt auf seine Daten. "Es... Es ist wohl... Eine Art Wurmloch oder so..." Er tippte etwas in der Konsole herum, bis das dunkelblaue Bildnis auf dem Hauptschirm erschien. "Ja, ein Wurmloch, aber ich kann keinen direkten Ausgangspunkt feststellen." Janeway nickte. "Zieht es uns an?"
Ensign Kim schüttelte den Kopf. "Nein, Captain."
"Also gut, senden Sie eine Sonde in das Wurmloch, wir wollen doch mal sehen was uns hinter diesem Ding erwartet..." Tuvok sah auf. "Captain?" Fragte er mit vulkanischem Anstand. Janeway drehte sich zu ihm um. "Habe ich es richtig interpretiert, dass Sie es in Erwägung ziehen durch das Wurmloch hindurch zu fliegen?"
Janeway sah wieder zu dem großen schwarzen Monstrum auf dem Hauptschirm, und lächelte ihr Abenteuer-Lächeln. "Sie haben es erfasst." Die Brückenoffiziere sahen respektvoll, Harry vielleicht etwas ängstlich, und Tuvok natürlich total neutral zu dem Wurmloch empor. Nach einigen Sekunden besann sich der Captain. "Natürlich nur wenn die Umstände entsprechend gut sind, Mister Kim?" Janeway sah den Ensign mit einer leicht sorgenvoll in Falten gelegten Stirn an. "Der Durchmesser beträgt etwa 3 Kilometer, die Gravitationsverzerrungen innerhalb des Wurmlochs sind auszuhalten, wenn wir natürlich unter Warp bleiben, und das Ziel..." Harry begann bis über beide Ohren zu strahlen. "Ist der Alpha-Quadrant am Rand der neutralen Zone im Föderationsraum!" Tuvok wurde skeptisch, wenn man das denn so nennen konnte. "Mir ist kein Wurmloch an der Grenze der neutralen Zone im Föderationsraum bekannt."  Äußerte er seine Bedenken. Janeway nickte. "Ja, Sie haben Recht, Tuvok, mir auch nicht, aber was spricht dagegen diese neue Chance zu ergreifen?" "Captain, es könnte eine Falle sein. Was, wenn etwas unsere Sensoren Ergebnisse verfälscht oder beeinflusst?" "Also gut, Scannen Sie nach diversen Frequenzen, die auf andere Schiffe oder Lebensformen hinweisen könnten, und nach Strahlung natürlich." Tuvok fand nichts. "Sonst noch von irgendjemandem Einwände?" Der Vulkanier schien keine Bedenken mehr zu haben. Mit Freuden, und Impulsantrieb natürlich, flog die Voyager also näher an die Raumanomalie heran.

Fortsetzung folgt...

Star Trek Voyager - Staffel 3,5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt