T A G 2

71 13 22
                                    

Das erste, was du denkst, als du aufwachst, ist: wie laut es ist, wenn es leise ist.
Du bist ein bisschen später als sonst aufgewacht.
Du machst dir ein Frühstück.
Du setzt dich an deinen Tisch und isst.
Langsam.
Du hast alle Zeit der Welt.
Danach duschst du.
Wäschst den Schweiß und die Verwirrung ab.
Du hast nun einen freien Kopf.
Kannst die Dinge realisieren.
Du beschließt dir eine Liste zu machen.
Eine Liste, um alle Dinge zu Orden.
Zu verstehen.
Gegen Mittag, nachdem du die ganze Zeit Dinge aufschreibst und sortierst, beschließt du etwas essen zu gehen.
Nachdem du einige Lebensmittel zu dir nimmst, gehst du zu einem von den nächsten Autos, welche auf der Straße stehen.
Da die Schlüssel noch in der Zündung steckten kannst du mühelos einfach fahren.
Du suchst dir einen Weg, um durch die herumstehenden Autos zu fahren.
Du nimmst den Bürgersteig.
Du merkst, wie viele Autos es in deiner Stadt gibt.
Nachdem du von der Hauptstraße weg bist, suchst du dir eine Nebenstraße.
Du kommst aus der Stadt raus. Fährst einfach querfeldein.
Nach einer Weile kommst du an einem Wald an.
Er ist wunderschön.
Saftig grüne Baumkronen, dicke majestätische Stämme aus dunklem Holz.
Zwischen diesen uralten Baumriesen blitzt ab und zu mal die Sonne durchs Blätterdach hindurch.
Der Boden ist von hohem Gras und weichen Moosen gesäumt.
Es ist einfach märchenhaft.
Neben kleinen Pilzgrüppchen, welche unglaublich viele verschiedene Arten aufweisen,
tummelt sich eine bunte Vielfalt von duftenden Waldblumen.
Das Summen und Zirpen vieler Insekten erfüllt die Stille.
Du denkst, dass dieser Wald auch früher oder später nicht mehr sein wird.
Durch den Menschen und seine Fabriken.
Durch ihn und seiner Art langsam die Natur zu vernichten.
Du gehst ein Stück tiefer in den Wald hinein.
An einem kleinem Tümpel angelangt findest du einen Baumstamm, an welchen du dich lehnst.
Das Gras ist weich und warm.
Die Sonne, die durch den Tümpel platzt hat, um zu scheinen, kitzelt dich im Gesicht.
Du schließt deine Augen.
Du konzentrierst dich auf die verschiedensten Geräusche: ein paar Kröten, welche im Tümpel auf- und abhüpfen, das Knacken der Zweige, wenn auch ein Reh hinter deinem Rücken entlang schleicht, das Rascheln der Blätter, welche eine leichte Sommerbrise hin- und herweht.
Du entspannst dich.
Du merkst jetzt erst, wie viel Last du in den letzten beiden Tagen getragen hast.
Du bist verwirrt.
Das hier ist erst der zweite Tag.
Es kommt dir vor, als wären schon mehr als zwei Tage vergangen.
Langsam nickst du ein.
Als du wieder aufwachst, weht ein kühler Wind und es dämmert.
Langsam beginnst du zu frieren.
Du gehst zum Auto zurück.
Langsam, entspannt.
Als du wieder in der Stadt bist, überschütten sich die Gefühle.
Du fühlst dich so unglaublich allein.
Ohne deine Familie, Freunde oder auch die ganzen fremden Leute.
Du erinnerst dich ein Buch gelesen zu haben, wo ein Mann auf einer einsamen Insel gestrandet ist, und dort viele Jahre alleine gelebt hatte.
Du brichst in Tränen aus.
Unter Mühen schaffst du den Weg zu deinem Apartment.
Dann bricht du im Flur zusammen.

the last. [ON HOLD]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt