3. Kriegserklärung

51 5 1
                                    

-Louis Pov.-

Harry dreht sich blitzschnell um, schubst mich mit voller Wucht gegen die Wand hinter mir und drückt mir seinen rechten Arm gen Hals, sodass ich fast keine Luft mehr bekomme. Dann kommt er mir gefährlich Nahe und flüstert in einem Ton, welcher mir diesmal wirklich eine unangenehme Gänsehaut über den ganzen Körper jagt:

„Jetzt Pass mal auf, ich werde nirgends hingehen. Das hier ist meine Familie und nicht deine also verpiss dich, oder ich werde ganz schnell dafür sorgen, dass du es freiwillig tust."

„Du glaubst echt, das würde mir was ausmachen? Mein Leben ist so beschissen; du kannst mich auch gleich abknallen und mir wär's egal, aber lass meine Freundin und ihre Familie in Ruhe. Sie haben es nicht verdient in deine Scheiße mit reingezogen zu werden." bringe ich unter Röcheln hervor.

„Oh Kleiner, du hast keine Ahnung, was ein schreckliches Leben bedeutet, wenn du niemals so einen Vater wie ich hattest. Aber pass auf, ich werde es dir zeigen. Ich mach dir dein kleines, beschissenes Leben zu einem kleinen, schrecklichen Leben. Einfach aus Langeweile, einfach weil's in dieser gottverdammten Gegend nicht's Besseres zu tun gibt. Verstanden? So und jetzt, du kleiner Pisser, werde ich ein paar Geschäfte erledigen und solltest du mir noch einmal in die Quere kommen, bist du tot."

Atemlos stehe ich auch nach gefühlten 10 Minuten noch an der Wand, als er weg ist. Das darf einfach nicht war sein, dass dieser Typ mich so einschüchtert. Nicht zum zweiten Mal an einem Tag. Er ist nicht mal halb so schlimm, wie so manch andere Kanaken hier und doch ist er für mich persönlich viel schlimmer.

———————————————————

Abends liege ich mitten auf der Straße unter der Main Line und beobachte wie ein Zug nach dem anderen über mir hinwegfährt. Oft liege ich einfach stundenlang nur so da und stelle mir vor, wie es wäre einfach in einen der Züge zu steigen und damit bis nach Illinois zu fahren. Dort wäre man frei. Man müsste nicht befürchten, hinter jedem Eck angegriffen oder gar erschossen zu werden. Doch solch ein Leben ist für mich nicht möglich, wahrscheinlich habe ich es auch gar nicht verdient. Gefangen bin ich in diesem Drecksloch.

Wieder braust ein Zug über mir hinweg, verstrubbelt meine Haare und erinnert mich an Freiheit, Sicherheit, Spaß und all die tollen Dinge, die das Leben für "gute" Menschen bereithält. Früher hat mir das meine Mutter so erklärt und gemeint, dass ich auch einer dieser guten Menschen wäre und ganz bestimmt ein besseres Leben führen werde. Ein besseres als sie. Damals betete ich also jeden Abend dafür, dass Gott mich als guten und würdigen Menschen annehmen würde und mir ein schöneres Leben, als dieses hier gewährt. Doch das war damals, das war bevor meine Mutter Alkoholikerin und eine Hure wurde, das war bevor mein Vater bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam und das war bevor mir mein kleiner Bruder genommen wurde...

„Schatz, was ist los? Wenn du hier liegst, heißt das meistens, dass es dir entweder total dreckig geht, oder du dir über etwas den Kopf zerbrichst. Was ist es diesmal?" Melanie stellt mir diese Frage fast, als wäre sie meine Psychologin und das gefällt mir nicht. Sie soll mich nicht wie einen armen, kranken Jungen behandeln. Nein, ich brauche keine Hilfe!

„Weißt du noch, als ihr hierhergezogen seid und wir uns vom ersten Tag an prächtig verstanden haben? Und dann habe ich dich mit 14 gefragt, ob du meine Freundin sein möchtest, weil ich da endlich die Eier dazu in der Hose hatte? Und ich weiß noch wie du mit..."

Aber nur, wenn du mir dann immer Essen kaufst, wann und wo ich es will, geantwortet habe." Unterbricht sie mich und schmunzelt, sagt dann aber nichts mehr, da sie zu vermuten scheint, dass ich nur eine kurze Pause mache, damit sie über all die Momente nachdenken kann.

„Und mit 17 habe ich dich gefragt, ob du zu mir rüber ziehen möchtest. Damals hatte meine Mutter gerade Ralf kennengelernt und es wirkte als ob die zwei ewig zusammenbleiben würden. Dem war nicht so und ich weiß noch, als du von meiner Mum nach ein paar Wochen rausgeschmissen wurdest, weil sie wieder heimzog. Ich hätte diesen Ralf am liebsten abgeknallt, doch du meintest, dass das sowieso meine Mutter übernehmen würde." Wir beide müssen lachen und sie drückt mir einen liebevollen Kuss auf die Wange.

„Weißt du, worauf ich eigentlich hinaus will, ist..."

„Ihr scheiß Turteltäubchen, ich möchte euren Moment ja nicht zerstören, aber deine Geschwister schreien wie am Spieß und ich werde mich darum ganz sicher nicht kümmern, also schau zu dass du dein Arsch ins Haus bewegst und diese verdammten Biester besänftigst. Wenn deine Eltern schon nicht zu Hause sind. Ich möchte schließlich auch irgendwann schlafen." Als Harry seinen Redeschwall beendet hat, merke ich, dass Mel schon längst aufgestanden ist und sich mit einem „Bis morgen, Baby" von mir und mit einem Brummen von Harry verabschiedet. Als sie weggeht merke ich, wie Harry ihr auf den Arsch glotzt. Ähh, was zum?

„Mhh, schon ganz heiß meine Cousine. Hast keine schlechte Wahl getroffen. Würd die Hure auch mal ficken, wenn ich könnte." ...


When A Lost Boy Gets Your Home ➢ Larry Stylinson ⚣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt