-Harry's Pov.-
Ich muss zugeben, dass es mich ein wenig irritiert, weshalb Kurt und Jose mich so einfach aufnehmen. Sie haben mich in den letzten Tagen immer wieder im Krankenhaus besucht und sich um mich gekümmert. Auch die Kleinen und Melanie sind ein paar Mal vorbeigekommen. Ich weiß nicht, ob sie es von Kurt und Jose aus mussten, oder mir wirklich eine Chance geben möchten. Ich möchte keinesfalls behaupten, dass es mich stört so von ihnen umsorgt zu werden, nein, das tut hin und wieder gut, doch mir wird es langsam doch ein wenig zu viel und so entschuldige ich mich kurz bei ihnen und gehe raus um Luft zu schnappen. Es ist schon dunkel geworden, aber immer noch angenehm warm und man kann den Geruch der Sommerhitze und des heißen Asphalts genießen. Ich liebe den Sommer, alles wirkt friedlicher, sogar hier im Ghetto. Meine Gedanken werden durch lautes Geschrei unterbrochen. Ich kann den Anfang nicht genau verstehen, doch nehme den Schluss war:
„Du tust es schon wieder! Du verlässt mich schon wieder!"
Es klingt sehr nach Louis und mein Verdacht bestätigt sich , als ich ihn aus dem Haus rennen sehe, in Richtung der Zugunterführung. Er hat zwei oder drei Flaschen in der Hand, vermutlich Alkohol, und scheint unglaublich wütend zu sein. Hat er sich wieder mit seiner Mutter gestritten? Jose hat mir ein wenig über deren Verhältnis und ihrem Alkoholproblem erzählt, aber auch, dass Emily sein neustem trocken sei und sich wieder um Louis kümmern würde. Zugegeben sie hat es mir nicht unbedingt erzählt, ich habe mich eher ein wenig über Louis bei ihr erkundigt. Dass er mir das Leben gerettet hat, möchte ich wieder gut machen. Wahrscheinlich müsste ich mich überwiegend bei seiner Mutter bedanken, doch bei ihr bedeutet mir ihre Hilfe nichts, genauso wie bei allen anderen die mir bis jetzt geholfen haben oder es versucht haben. Ausgeschlossen Kurt und Jose, ihnen bin ich dankbar. Doch bei Louis ist es anderes, ich kann mir nicht erklären wieso und versuche es auch gar nicht, doch seine Hilfe bedeutet mir ungemein viel und ich würde mich zum ersten Mal im Leben schlecht fühlen, wenn ich ihm nichts dafür zurückgeben würde.
Ohne weiter darüber nachzudenken, springe ich auf und folge ihm. Ich denke nicht nach, weder darüber, dass er mir mit meiner Verletzung weh tun könnte und ich keine Chance hätte mich zu wehren, noch darüber, dass mich eigentlich jeder der mich jetzt angreifen würde, fähig wäre mich umzubringen. Alles was in diesem Moment meinen Körper bewegt, ist der undefinierbare Beschützerinstinkt, welchen ich für diesen Jungen zu entwickeln anfange. Ein anderer Beschützerinstinkt, als diesen den man für Freunde hat. Wir sind ja auch nicht mal befreundet. Ich habe ein wenig Probleme mit ihm Schritt zu halten und bin umso erleichterter als er stehen bleibt und noch einen Schluck aus einer der Falschen nimmt, bevor er diese auf den Boden vor sich knallt. Sie zersplitter in tausend Stückchen und übertönt kurz sein Schluchzen, er weint. Ich weiche erschrocken zurück, als er anfängt wütend und mit voller Wucht gegen die Eisensäulen zu schlagen, welche die Bahn in der Luft halten und immer lauteres Schluchzen seinen Mund verlässt. Immer wieder schlägt er auf das Eisen ein und fängt mehr an zu weinen. Es zieht ein wenig in meinem Bauch als ich ihn so sehe und als er anfängt zu bluten und dann brüllend zu Boden geht, halte ich es nicht mehr aus und jogge auf ihn zu.
„Louis, verdammt Louis! Hör auf, scheiße hör auf!" Ich muss ihn schon fast anbrüllen, damit meine Worte überhaupt zu ihm durchdringen.
„Was willst du. Verpiss dich einfach. Verschwinde. Gott könnt ihr mich nicht alle einfach verrecken lassen?!"
Mir stockt der Atem und mein Herz bricht, als ich seine Worte begreife. Ich überwinde die letzten Meter zwischen dem kaputten Jungen und mir und gehe dann vor ihm auf die Knie, dann überlege ich nicht länger und lege schützend die Arme um das zitternde Häufchen. Er schlägt anfangs gegen meine Brust, nur so fest dass ich ihn nicht loslassen muss vor lauter Schmerzen in der Schulter, doch nach kurzer Zeit lässt er sich einfach in meinen Armen zusammenfallen und fängt so sehr an zu weinen, dass er ab und zu so stark Luft holen muss und ich Angst bekomme er würde ersticken.
„Sag sowas nie wieder! Hast du mich verstanden? Beruhig dich Louis. Es ist okay." Ich drücke ihn ganz eng an mich, den bohrenden Schmerz in meiner Schulter ignorierend.
„Ich kann nicht mehr Harry. Es ist vorbei. Meine Kraft, sie hat sie mir genommen und mich mit ihr verlassen... Schon wieder."
Ich erwidere nichts und halte ihn einfach in den Armen bis er sich langsam beruhigt. Als ich merke, dass seine Schluchzer langsam verebben, drücke ich ihn ein wenig von mir und nehme sein Gesicht zwischen meine Hände, damit er mich ansehen muss. Er ist komplett verheult und ich merke wie mir selbst Tränen in die Augen steigen. Warum auch immer, es verletzt mich höllisch ihn so zu sehen. Dieses Gefühl kenne ich nur bei meinem Bruder. Ja, es fühlt sich an als wäre Louis genauso ein Teil von mir, wie mein eigener Bruder. Ich kann dieses Gefühl nicht deuten, vorallem weil ich ihn anfangs noch nicht mal ansatzweise leiden konnte.
„Hör mal Louis. Ich möchte ehrlich sein, es... es tut mir weh dich so zu sehen. Weißt du, auch wenn ich nicht wirklich viel über dich und dein Leben weiß, möchte ich dir so wahnsinnig gerne helfen. Das Problem ist, dass du mich nicht mal leiden kannst, genauso wenig wie ich dich anfangs nicht leiden konnte. Und ich sage das nicht, weil ich dir was schuldig bin, ich mein' s ernst. Ich weiß nicht, woher dieses Verlangen kommt, aber ich möchte dir helfen. Wenn du mich wegstößt werde ich dir trotzdem helfen, okay? Also lass es doch gleich von Anfang an bleiben! Und weißt du was wir als Erstes tun, wir werden deiner Mutter helfen. Wir werden deiner Mutter ein wenig Zeit und professionelle Hilfe geben. Ich wünsche mir so sehr für dich, dass du deine echte Mutter zurückbekommst, Louis." Als ich meinen Redefluss beendet habe, halte ich die Luft an. Ich habe doch tatsächlich Angst, dass er mich wirklich von sich stößt.
„Ich vertraue dir nicht. Du willst mich verletzen. Das ist doch dein Plan und das Erste was du für tun wirst, ist mein Vertrauen zu gewinnen, um mir danach mein letztes Stückchen Leben herauszureißen." Während er mich anschreit ist er aufgesprungen und hat wieder angefangen zu weinen. Jetzt kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und so rinnen sie mir leise die Wangen runter. Es verletzt mich nicht nur, dass mir mit einem Schlag bewusst wird was für ein schlechter Mensch ich bin, wenn er sowas wie selbstverständlich von mir erwartet. Mich verletzt diese ganze Situation auch, weil es mich so wahnsinnig an den Tag erinnert als mein Vater mich rausgeschmissen und einfach weggebracht hat, denn ich habe meinen Bruder das letzte Mal bei einem ähnlichen Streit gesehen. Louis' Worte sind seinen so ähnlich.
„Oh mein Gott...", ich muss laut aufschluchzen, als mir mit einmal auffällt, dass ich die Menschen in meiner Umgebung nur verletze. Ich verletze alle, immer wieder und das, obwohl ich es nicht mal möchte. Wie eine Art Teufelskreis, aus dem ich nicht entkomme.
„Ha- Harry warte? Weinst du?", der überraschte Ton in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Ich kann nichts erwidern, habe keine Energie dazu.
Bis ich plötzlich spüre wie sich die Arme des Kleineren um mich legen...
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When A Lost Boy Gets Your Home ➢ Larry Stylinson ⚣
Fiksi Penggemar„Oh Kleiner, du hast keine Ahnung was ein schreckliches Leben bedeutet, wenn du niemals so einen Vater wie ich hattest. Aber pass auf, ich werde es dir zeigen." Ein Tag an dem sich Louis Leben um 180°C dreht.Er trifft auf Harry und dieser verschlägt...