13. Hangover

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Harry's POV

Ich schlage vorsichtig die Augen auf und blinzle in Dauerschleife, um meine Augen irgendwie an das Licht zu gewöhnen, doch ich muss schnell feststellen, dass daraus nichts wird und so schließe ich sie wieder. Glücklich lasse den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren. Zuerst die Party, ich wollte dieses Getränk machen und habe Lay, dann erwischt wie sie mit Lou rumgemacht hat. Natürlich konnte ich meine Gefühle nicht kontolllieren. Zum Glück...

Tja und wie man erraten kann, war natürlich auch sie die, die mich mit Lou in der Besenkammer erwischt hat. Und da musste ich wieder feststellen warum sie meine beste Freundin ist. Sie hat sich erst mal wie verrückt gefreut, als sie rausfand, dass die Gefühle von denen ich ihr erzählte, Louis galten. Weiteres hat mir Louis gestanden, dass er ganz genau von unserer "Beziehung" wusste, doch da er dieses kindische Schweigen zwischen uns nicht mehr aushielt, hatte er sich überlegt mich eifersüchtig zu machen... soviel zu kindisch! Aber eigentlich auch ziemlich süß.

Lou und ich wissen noch immer nicht was wir jetzt tun. Veröffentlichen können wir dieses "Ding" was wir haben sowieso nicht, also sind wir gestern einfach zusammen nach Hause gegangen. Louis schläft die nächste Zeit erstmal bei uns, auch wenn wir eigentlich keinen Platz haben. Erst als wir die Kammer verlassen haben, ist mir wieder aufgefallen wie betrunken Lou eigentlich war. Bei unserem Kuss und generell als wir in dieser Kammer waren wirkte er vollständig nüchtern, aber sobald wir aus dieser Tür traten, zeigte sich wie zu er war. Besonders als er volle Kanne gegen den Kühlschrank lief und schrie, dass er ein Eisbär wäre, welchen man aus seinem Lebensraum verscheucht habe. Danach hat er ihn geöffnet und sich versucht hineinzusetzen. Bei diesem Gedanken schleicht sich ein fettes Grinsen auf mein Gesicht, eines dieser Sorte, bei dem man keine Chance hat es wieder loszuwerden.

Schnell hieve ich mich auf und trabe die Treppe hinunter. Ich bin froh, dass noch keiner wach ist, so muss ich das dämliche Grinsen auf meinem Gesicht nicht erklären. In Gedanken mache ich mir Café und Ham and Eggs.

„Warum so glücklich, Großer?" Ich zucke heftig zusammen, als ich mich auf die Seite drehe und in Melanies Gesicht sehe. Sie grinst mich wissend an.

„Du bist verknallt!"

„Was? Nein ich... war nur grad in Gedanken", stottere ich. Na toll sehr glaubwürdig Harry.

„Ja, du warst in Gedanken... in Gedanken bei jemandem. Erzähl doch mal?!"

„Ich bin nicht verliebt. I-ich...", ich zögere als ich sehe, dass Lou das Zimmer betritt. Ich möchte ihn nicht verletzten, doch dieser beachtet uns erst gar nicht, holt sich ein Glas Wasser und Aspirin und verschwindet dann wieder.

„Was ist dem denn über die Leber gelaufen?", fragt mich Mel mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Alk", sage ich belustigt, auch wenn ich das gerade gar nicht lustig fand und sich ein kleiner Stich durch mein Herz zieht. Ja schon klar er hat einen Kater, aber das wäre echt nicht nötig gewesen. Er hätte zumindest etwas sagen können. Plötzlich habe ich einen schrecklichen Verdacht und so sage ich: „Ich geh mal schnell hoch, duschen... und... so?" Eigentlich hätte es nicht wie eine Frage klingen sollen.

Ich renne die Treppe hoch, immer zwei Stufen nehmend, doch als ich vor dem Bad bin, werde ich langsam. Ich habe mir schon gedacht, dass Louis darin verschwunden ist. Vorsichtig klopfe ich an.

„W.A.S?", keift er durch die Tür.

„Lou, kannst du mal bitte die Tür öffnen?"

Mit einem Klick reißt er die Tür auf und starrt mir wütend in die Augen.

„Junge was nennst du mich Lou?! Was willst du?"

Und damit bestätigt sich mein Verdacht, er kann sich an nichts von gestern erinnern. Trotzdem frage ich ihn mit einem letzten Hoffnungsschimmer: „T- tut mir leid... ehm an was kannst du dich von gestern noch erinnern?"

"Sollte es dir auch", keift er mich an, ich halte die Luft an: „Bin halt zu so ner Party... danach... kein Plan. Was fragst du eigentlich, geht's dich was an?"

Bei seinen Worten taumle ich zurück, sie treffen mich so hart, dass mir die Luft aus den Lungen gedrückt wird und ich nichts tun kann als aus dem Haus zu flüchten. Raus auf die Straße, bei all den abgefuckten Häusern vorbei, bis zu meinem Lieblingsfluchtplatz. Es ist ein hohes, leeres Gebäude. Genauso unauffällig wie alle anderen, nur mindestens fünfmal so hoch. Ich komme immer her, wenn es mir nicht gut geht, oder ich einfach allein sein muss. Zwar ist es ein echter Parkour bis man auf dem Dach angelangt ist, da zum Teil schon Stücke der Treppen fehlen, aber es lohnt sich definitiv. Vom Dach aus kann man alles sehen, ja sogar bis nach Canaryville. Langsam gehe ich vor bis zum Rand, dann hocke ich mich hin, lasse die Füße über den Rand hinaus hängen. Ich liebe es, dieses Adrenalin, wie es einem durch die Adern schießt. Man kann es förmlich spüren wie es sich in einem ausbreitet. Für mich fühlt es sich gut an, wirklich von einem Gefühl benebelt zu werden, anders als bei den Drogen. Es ist immer das Selbe, ich bin es zu gewohnt.

Ich hätte es wissen müssen! Ich habe nun mal kein Glück... nie. Und das gestern Abend war zu schön gewesen um wahr zu sein. Das ist das erste mal seit mein Bruder mir genommen wurde, dass mich etwas wirklich tief verletzt. Ja ich meine in meinem Herzen. Mein Herz, eine Burg aus Stein, durch die nichts und niemand eindringen konnte, außer Louis. Er hat sich durch ein Loch in der Mauer gedrängt und jetzt vergiftet er mich von innen heraus. Ich bin den Schmerz nicht gewohnt und als ich merke dass meine Augen zu brennen beginnen und ich kurz vorm weinen bin, greife ich in meine Tasche und ziehe ein paar kleine Pillen heraus. "Meine kleinen Retter", ja so nannte mein Vater seine Drogen immer, wenn er uns angeschrien hatte, wie sehr wir ihm das Leben versauen würden.

Und plötzlich wird mir klar wie schwach ich bin. Ich bin kein Stück besser als er, nein vielleicht sogar noch schwächer. So etwas wie mit Louis, das darf mich nicht verletzen, verdammt er ist ein Junge. Mich darf kein Mädchen verletzen und schon gar kein Junge. Nicht auf diese Weise, natürlich ein Junge könnte mich verprügeln, aber er darf nicht mein Herz verletzten können. So wurde es mir beigebracht und so muss es wohl stimmen. Ich musste aufhören damit! Louis musste mir sonst wo vorbeigehen, was zum Teufel habe ich mir eigentlich bei der ganzen Sache gedacht?

Plötzlich kommt es mir alles so irreal vor, alles was in den letzten Monaten passiert ist und vor allem was gestern passiert ist. Es ist wie die Geschichte eines anderen Menschen, ein Mensch der wirklich eine Chance auf Glück hat und ein Mensch der den Mut hat, das zu tun was er für richtig hält. Dieser Mensch bin ich nicht... Ich bin gefangen von mir selbst und kann mich nicht befreien.

Ich lasse die Pille zwischen meinen Fingern kreisen, dann schnippe ich sie weg. Und dann brülle ich die letzten Monate heraus, brülle meine Gefühle für Lou heraus und stelle mir vor das würde funktionieren. Auch wenn ich weiß, dass das nicht möglich ist, aber vielleicht verpisst er sich ja aus meiner Burg, die andere ihr Herz nennen. Oder vielleicht schließe ich somit gerade diese Lücke durch die er gekrochen ist und jetzt sitzt er fest, eingesperrt in meinem Herzen und es bleibt mir keine andere Möglichkeit mehr mich von ihm vergiften zu lassen.

Dann stehe ich auf, nehme anlauf und springe. Das habe ich schon oft getan....


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Nein das ist nicht das Ende!

When A Lost Boy Gets Your Home ➢ Larry Stylinson ⚣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt