"Na dann mal auf in den Kampf", meinte sie grinsend.
Fünf Läden und zwei Stunden später brauchte ich schließlich eine Pause.
"Ich kann nicht mehr. Ally, noch ein Laden, noch ein genervter Verkäufer und noch eine Kleiderstange mehr und ich sterbe!"
"Okay, Okay, wir machen eine Pause. Da können wir auch gleich Mittag essen gehen."
"Danke lieber Gott", sagte ich Richtung Himmel und sah lächelnd zu Ally hinüber.
"Ach komm, jetzt übertreib doch nicht gleich. So schlimm war es nun auch wieder nicht", rechtfertigte sich diese."Der letzte Verkäufer wäre dir beinahe an die Gurgel gesprungen. Und gekauft hast du bis jetzt auch noch nichts."
Jetzt konnte ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. Ally sah mich erst böse an, doch schließlich fiel sie mit in mein Gelächter ein.Nach einer Weile, in der ich mir ein paar weitere Kommentare nicht verkneifen konnte, kamen wir an einem Cafe vorbei. Fragend blickte ich in die Richtung und Ally bestätigte mit einem Nicken.
Da mittlerweile wieder die Sonne schien und im Inneren des Cafés fast alle Tische besetzt waren, setzten wir uns an einen der Außentische. Nachdem wir dem Kellner unsere Bestellung, Kaffee und für jeden ein Stück Kuchen, gegeben hatten, reckte ich mein Gesicht in die Sonne.
Eine Weile sagte niemand von uns etwas, jeder hing seinen Gedanken nach. Was für Notfälle sie wohl gerade im Krankenhaus hatten? Eigentlich vermisste ich die Arbeit.
Als der Kellner mit unserem Essen kam, öffnete ich meine Augen wieder.Mein Herz setzte für eine Sekunde aus, nur um dann doppelt so schnell wie zuvor weiter zu schlagen.
Vor lauter Schreck schmiss ich meine Gabel auf den Boden. Direkt am Nachbartisch saß der Typ von heute Vormittag. Der an der Haltestelle stand und uns beobachtet hat.
Was er gerade wieder tut. Er starrt mich mit gerunzelter Stirn aus unglaublich blauen Augen an.
Und ich starrte genauso zurück. Nur das meine braunen Augen mit diesem strahlendem Blau wohl kaum mithalten konnten.
Stopp, was dachte ich da gerade? Und verdammt, ich starre ihn ja die ganze Zeit an!
Ruckartig riss ich mich von seinem Anblick los und beugte mich über den Tisch zu Ally.
"Der Typ hinter dir, dass ist der Gleiche wie der, denn ich heute früh an der Bushaltestelle gesehen hab", flüsterte ich ihr zu und warf gleichzeitig einen Blick über ihre Schulter. Und zuckte sofort zurück. Er starrte immer noch zu uns herüber.
"Ally, er starrt uns die ganze Zeit an."
Diese sah zweifelnd zu mir herüber. "Bist du dir sicher? Ich meine, ich hab heute früh niemanden gesehen und du bist etwas durcheinander in letzter Zeit wegen deinen Träumen, du weißt schon".Etwas beleidigt sah ich sie an. "Schon gut, ist egal."
"Ana..."
"Nein, du hast recht. Tut mir leid, Ally." Ich legte mein 'alles okay' Gesicht auf und nach einem weiteren prüfenden Blick von Ally nickte diese.
"Ich geh mal kurz, mich etwas frisch machen, du weißt schon", meinte sie dann und stand auf.
Als sie gegangen war warf ich einen Blick auf den Nachbartisch. Dieser komische Kerl war nicht mehr da. Ob ich mir das wirklich alles nur eingebildet hatte? Nein, ich werd doch nicht verrückt. Ich hatte ihn wirklich gesehen.Nachdem Ally wieder da war bezahlten wir den Kuchen und den Kaffee und stöberten noch durch ein paar andere Läden. Gegen Abend verabschiedete ich mich dann von ihr. Ich war einfach nur müde und hatte nicht gut geschlafen.
"Ally, ich glaub, ich mach jetzt nach Hause. Ich will nur noch schlafen."
"Klar kein Problem, soll ich dich noch heim fahren?", lächelnd sah sie mich an.
"Nein, alles gut, ich fahr gleich mit dem Bus. Damit du noch Zeit hast, dich auf dein großes Date vorzubereiten.""Ana, das ist doch erst morgen."
Verwundert sah sie mich an.
"Ich weiß", grinste ich.
Lachend schüttelte sie den Kopf und umarmte mich noch einmal.
"Schreib mir, wies gelaufen ist, okay?"
"Natürlich. Und pass du auf dich auf. Lass dich nicht wegfangen.""Keine Sorge. Tschüss Ally."
"Tschau, bis später."Lächelnd schlenderte ich Richtung Bus. Doch schon nach einer Weile kam das ungute Gefühl wieder.
Der Wind von heute Vormittag zog wieder auf und ich vergrub die Hände tiefer in den Manteltaschen.
Nervös spähte ich über mein Schulter, doch da war niemand bis auf ein Pärchen, das zum Kino schlenderte.
"Alles ist gut, beruhige dich", mahnte ich mich selbst.
Nach einigen Minuten des Wartens kam auch der Bus. Drinnen war es angenehm warm und zusammen mit einer alten Dame und einen betrunkenen Kerl, der ganz hinten im Bus schlief, war ich die einzige Mitfahrerin.
Ich ließ mich ein paar Reihen hinter dem Busfahrer nieder, sodass ich in seinem Spiegel das Innere des Busses sehen konnte. Mein Blick schweifte über die alte Dame, hinter zu dem Betrunkenen und dann auf der anderen Sitzreihe wieder nach vorne.Und sofort erfasste mich Panik. Direkt hinter mir saß der Kerl im Trenchcoat. Ruckartig drehte ich mich um, die Hand zur Faust geballt, bereit zuzuschlagen. Doch dort war niemand. Ich blickte zurück in den Spiegel und auch dort war keiner mehr.
"Was zum Teufel...", murmelte ich. Oh Gott, wahrscheinlich wurde ich wirklich verrückt. Ich träumte davon, dass die Welt untergeht und jetzt sah ich einen Kerl im Trenchcoat, der mich verfolgte und den anscheinend nur ich sehen konnte.
Ich wurde eindeutig verrückt.
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Chosen [SPN]
FanfictionWenn du die Chance hättest, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, würdest du es tun? Egal, wie hoch das Opfer ist?