"Wie soll ich so etwas aufhalten?"
Castiel blickte mir in die Augen. Eine Zeit lang sagte niemand von uns etwas, wir saßen einfach nur da und schauten uns an.
Dann wand er den Blick von mir ab und begann zu erzählen.
"Ich fürchte, dass du es nicht aufhalten kannst. Was du siehst sind Visionen."
Cas richtete seinen Blick wieder auf mich.
"Erzähl mir, was du gesehen hast", bat der Engel.Ich runzelte die Stirn und starrte in den Himmel.
"Es ist immer unterschiedlich. Mal toben Gewitter- und Hagelstürme über das Land und hinterlassen eine Spur der Zerstörung. In anderen Träumen wiederum fallen unendlich viele Sternschnuppen auf die Erde hinab.
Sowas sehe ich ganz klar. Doch machmal ist meine Sicht verschwommen und ich empfinde nur unglaublich starke Emotionen. Angst, Wut, manchmal auch Freude und Liebe.
All das überflutet meinen Körper, meinen ganzen Verstand, und ich bin wie gelähmt.
Doch ich hab keine Ahnung, wie ich das alles deuten soll. Ich meine, bis von ein paar Minuten dachte ich, es wären einfach nur Träume."
Ich schniefte kurz und wischte mir über die Augen.
"Warum passiert sowas immer mir?", stieß ich mit einem kleinen, etwas hysterischen Lachen aus."Ana, du bist etwas besonderes. Diese Gabe kann nur bestimmten Menschen zuteile werden. Verzweifle nicht."
Nach diesen Worten sah ich wieder zu Castiel hinüber. Er versuchte sich an einem tröstenden Lächeln, welches jedoch ein wenig psychopathisch aussah. Ich schätzte seinen Versuch, mich aufzumuntern und mir Mut zu machen, doch ich wollte das alles hier nicht. Mir wurde auch bewusst, dass wir uns eigentlich nie richtig vorgestellt hatten. Obwohl er meinen Namen ja kannte. Und ich seinen.
Wobei, er war ein Engel. Natürlich kannte er meinen Namen. Er wusste bestimmt den Namen jedes Lebewesens."Nein, nicht von jedem", berichtigte mich Cas.
Stirnrunzelnd richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Engel. Hatte ich das gerade laut gesagt?
"Nein Ana."
"Kannst du...", brach ich ab und schüttelte ungläubig den Kopf, "Hast du meine Gedanken lesen?""Ja. Du hast mir nicht geantwortet und so verloren ausgesehen, da wollte ich wissen, was dich beschäftigt."
Und das alles sagte er so nüchtern, als wäre nichts dabei, die Gedanken von anderen zu lesen.
Wooaaww, okay.
Das war dann genug für heute. Ich rappelte mich von der Bank auf und wollte zurück ins Zimmer gehen.
"Also, ich geh wieder zu den Jungs. Kommst du mit?"
Doch als ich mich zu Castiel umdrehte war die Bank leer.Okay, du wolltest schon immer an das Übernatürliche glauben dann tu es jetzt auch, ermahnte ich mich selbst. Castiel ist ein Engel. Engel können fliegen. Und das offenbar ohne Flügel. Komisch, er sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Mann.
Ana, los jetzt, verdammt.
Ich überbrückte die paar Meter zur Tür, riss diese auf und stürmte hinein.
Ein verdutzter Dean saß auf dem Bett und sah zu mir herüber.
"Hallo Wirbelwind", begrüßte er mich grinsend.
"Wo ist Sam?", fragte ich ihn.
"Er ist duschen gegangen.""Okay, erzähl mir alles."
Aufgeregt ging ich zu Dean und setzte mich ihm gegenüber auf das andere Bett. Ich hatte draußen einen Entschluss gefasst.
"Ich will alles über Engel und Dämonen und was es sonst noch gibt wissen."Skeptisch sah er mich an.
"Wenn ich euch helfen soll muss ich zuerst alles wissen."
Flehend sah ich ihn an. Wenn ich schon in diesen übernatürlichen Kram reingezogen wurde, dann wollte ich wenigstens wissen, was genau da draußen abging.
"Warte warte warte, du glaubst uns das Ganze? Einfach so?"
Ich warf ihm einen abschätzenden Blick zu.
"Naja euer Freund hat mich mit einer Berührung aus meiner Wohnung heraus in eine andere Zeitzone gebeamt und mich danach einschlafen lassen. Ebenfalls durch eine bloße Berührung. Außerdem hab ich schon seit einiger Zeit apokalyptische Alpträume. Also entweder werde ich verrückt oder ich bin ziemlich naiv und vertraue drei Fremden, die mich entführt haben und mir eine verrückte Geschichte verkaufen wollen."
Entschlossen sah ich in seine grünen Augen.
"Naja, genau genommen hat Cas dich entführt. Was dieser Mistkerl im übrigen auch nicht tun sollte."
Dean rieb sich mit seiner Hand den Nacken und blickte zerknirscht drein.
Mein Blick glitt an ihm vorbei zu Castiel, der gerade hinter ihm aufgetauchte.
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Als Dean mein Grinsen bemerkte schlief ihm das Gesicht ein.
"Er steht hinter mir, richtig?"Nun musste ich doch lachen.
Dean stand auf und drehte sich zu dem Engel um. Dieser machte ein ernstes Gesicht.
Auch Dean bemerkte das und fragte gleich nach. "Cas, was ist los?"
Nun stand ich ebenfalls auf.
Cas sah besorgt zu mir hinüber.
"Etwas stimmt nicht. Die Engel wachen nicht mehr über Ana.""Und ist das schlimm?", kam es aus Richtung Badezimmer. Als ich hinsah stand dort Sam, nur mit Jeans bekleidet und einem schwarzen T-Shirt in der Hand. Man, er sah echt gut aus. Aber eigentlich sahen alle drei super aus.
Oh Gott, Ana! Konzentration. Und starr ihn nicht so an!
Mit geröteten Wangen wand ich meinen Blick von ihm ab.
"Das erklärt, warum ich sie so plötzlich finden konnte", sprach Cas nun weiter.
Und wieder kroch die Angst in mir hoch. Doch ich wusste nicht weshalb."Heißt das, dass sie jetzt auch andere finden könnten?", fragte Dean aufgebracht.
"Ich fürchte ja."
Castiel's Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken.
Sam rannte nach diesen Worten zu seiner Tasche und kramte in ihr herum. Dean lief ebenfalls los. Er ging zum Tisch, schnappte sich einen schwarzen Filzstift und rannte damit ins Bad.Verwirrt sah ich den Beiden hinterher.
"Castiel, wer sucht mich denn?", wand ich mich an den Engel.
"Jeder verdammte Dämon in diesem Land", kam die Antwort von Dean.
Panik machte sich in mir breit.
"Kannst du mich nicht wieder unsichtbar für alle machen?", fragte ich Cas.
Dieser sah mich jedoch nur traurig an.
"Dafür bin ich nicht mächtig genug. Ich kann dich nur vor den Engeln verbergen. Doch dann kann ich dich auch nicht mehr finden, solltest du von uns getrennt werden."Panik breitete sich in meinem Körper aus und ich stand kurz vorm durchdrehen.
"Gebt mir irgendwas mit dem ich mich verteidigen kann!", schrie ich die beiden Jungs nun an. Ich stolperte ein paar Schritte nach hinten und lief direkt in Castiel hinein. Dieser drehte mich um, sah mir in die Augen und sagte mir beruhigender Stimme: "Ana, du musst dich beruhigen."Doch die Angst in mir gewann die Oberhand. Dämonen sind grausam, sie werden mich foltern und was weiß ich noch was mit mir anstellen. Ich begann zu immer flacher zu atmen und bekam fast keine Luft mehr. Mein Kopf dröhnte und ich sackte auf meine Knie. Das Dröhnen wurde immer lauter. Ich hielt mir die Hände an die Ohren und kniff die Augen zusammen. Ein steckender Schmerz durchfuhr meine Kopf und ich begann zu schreien. Die Schmerzen waren unerträglich.
Ich nahm um mich herum nichts mehr war, ich spürte nur, wie eine Welle aus Bösem über mir zusammenschlug und mich in die Tiefe riss. Mein ganzer Körper tat weh und es hörte einfach nicht auf."Ana!", drang eine Stimme durch den Schmerz in meinem Verstand. "Adriana!"
Ich schlug die Augen auf und sah in die stechend Blauen von Castiel. Der Schmerz in mir ebbte langsam ab und ich konnte wieder klar denken.
Castiels Hände lagen auf meinen Schultern und nun sah ich auch Dean, der neben mir hockte. Sam zeichnete nach wie vor etwas an die Fensterscheibe und warf nun einen Blick zu mir herüber. Ich lag halb auf dem Boden und hielt mir den Kopf.
"Verdammt, was war das denn?", rief Dean und zog vorsichtig meine Hände von meinem Gesicht.
Doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Dieses abgrundtief Böse klebte an mir wie Leim. Castiel schüttelte mich leicht. Verwirrt richtete ich meinen Blick wieder auf ihn."Ana, sag mir, was du gesehen hast", bat mich Cas mit eindringlicher Stimme.
"Ic-Ich... kann nicht."
"Ana, was hast du gesehen!", sprach nun auch Dean mit einem bestimmenden Ton. Meine Gedanken rasten und mit tat jeder Knochen weh."Si-Sie sind schon da", flüsterte ich mit brüchiger Stimme.
"Es ist zu spät."
Sam sah mich bestimmt an. "Hier sind überall Teufelsfallen. Sie werden dich nicht mitnehmen! Wir werden dich beschützen!""Da wäre ich mir nicht so sicher, Sammy", erklang eine Stimme hinter mir.
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Chosen [SPN]
FanfictionWenn du die Chance hättest, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, würdest du es tun? Egal, wie hoch das Opfer ist?